Geburtstagsfeier mit Saal-Taufe beim traditonellen Blütenfest
Das Schloss Biesdorf feiert seinen 150. Geburtstag beim traditionellen Biesdorfer Blütenfest vom 10. bis zum 13. Mai mit frühlingshaften Konzerten, dem Classic Picknick, einem Maibaum, Tanz, Kunst und einer Geschichtsausstellung in eigener Sache. Ein Höhepunkt des Festes ist die Namensgebung des neuen Saals am 11. Mai um 17 Uhr. Der wird dann nach dem Architekten des Hauses, Heino Schmieden, benannt.
Wenn die Mauern des Biesdorfer Schlosses sprechen könnten, hätten sie eine Menge zu erzählen. „Die Entwicklung des auch als Siemens-Villa bekannten Baus war von Beginn an vielschichtig. Diese Tatsache ist eine Konstante, die auch für die Zukunft des Hauses gilt“, sagt Heinrich Niemann vom Verein „Stiftung Ost-West Begegnungsstätte Schloss Biesdorf“, der auch die monatlichen Vorträge zur Geschichte im Schloss Biesdorf ausrichtet.
Politischer Wille
Die spätklassizistische Villa wurde als Herrensitz derer von Rüxleben für deren Rittergut gebaut, Ende des 19. Jahrhunderts von der Industriellenfamilie Siemens gekauft. In den 1920er-Jahren wechselte das Schloss in den Besitz der Stadt Berlin über. In den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkrieges brannte das Ensemble ab, und die Sowjetarmee nutzte die verbliebene Hülle im Erdgeschoss des Hauses als Trauerhalle für gefallene Rot-Armisten, die im zum Friedhof umgenutzten Park am Schloss begraben wurden.
Ab den 1950er-Jahren begann die Zeit, in der das Schloss als Kultur-und Freizeitstätte diente: Der Park bot Platz für Ferienfreizeiten der Berliner Schüler – Tausende von Kindern verbrachten hier die freien Wochen in den Sommerferien. Im Haus selbst gab es einen öffentlichen Fernsehraum, eine Bücherei, eine Kneipe und, und, und… Bis 1990 war es auch das Kreiskulturhaus von Marzahn.
Nach der Wende sollte der denkmalgerechten Wiederaufbau des Schlosses endlich beginnen. Dafür engagierte sich Dr. Günter Peters (1928-2013) an der Spitze des Vereins und nutzte seine Autorität als ehemaliger Ostberliner Stadtbaurat, um die geeigneten Stellen von der Sache zu überzeugen“, erklärt Niemann.
Geld aus Denkmalschutzstiftungen, aus dem Lotto- und schließlich aus dem EU-Fördertopf flossen – die Sanierung des Schlosses wurde zur Erfolgsgeschichte von Bürgerengagement, Beharrlichkeit, politischem Willen und professioneller Ausführung. In der Nutzung des nun sanierten Ensembles war ab September 2016 die Installation als Zentrum für Kunst und öffentlichen Raum als Kulturprojekt der landeseigenen Grün Berlin GmbH zunächst im Rahmen der IGA 2017 mit drei Ausstellungen ein interessanter Anfang.
Schwierige Geschichte
Seit Februar 2018 wird das Schloss wieder unter der Regie des bezirklichen Kulturamtes geführt. „Die Aufgabe ist es jetzt, die Chance zu nutzen und das Schloss als Ort für Kunst, Geschichte und Begegnung weiter zu etablieren“, sagt Niemann. Dazu gehörten entsprechend des Förderzwecks, Kunst aus der DDR zu zeigen und auch einen Platz für Otto Nagel zu finden.
Der Wiederaufbau sei für sich eine schwierige Geschichte gewesen. Jetzt eine anspruchsvolle und attraktive Nutzung für das Haus zu finden, sei eine ähnlich große Aufgabe. „Eine Besucherin hatte vor kurzem bei einer Veranstaltung angemerkt, dass das Schloss noch nie so schön gewesen sei. Das macht Mut für die Zukunft“, sagt Niemann, der den jahrzehntelangen Weg der Schlosssanierung mit begleitet hat. Das Programm des Biesdorfer Blütenfestes ist online.
Datum: 4. Mai 2018 Text: Stefan Bartylla Bild: Stefan Bartylla