Per Beschlussvorlage ruft die Grünen-Fraktion Treptow-Köpenick quasi zum Verbot von benzin- und dieselbetriebenen Fahrzeugen auf dem Müggelsee auf. Demnach sollen ab dem Jahr 2025 nur noch Boote mit Elektro- oder Hybridmotoren Berlins größten See befahren dürfen.

Auf dem Müggelsee und dessen Uferregionen sollen in Zukunft Boote und Schiffe abgasfrei und ohne Motorenlärm verkehren. Die Beschlussvorlage zum Verbot von benzin- und dieselbetriebenen Fahrzeugen hat die Grünen-Fraktion von Treptow-Köpenick in die Märzsitzung des Bezirksparlamentes eingebracht. Demnach sollen ab dem Jahr 2025 nur noch Boote mit Elektro- oder Hybridmotoren den Müggelsee befahren dürfen.

Beim Betrieb der mit Verbrennungsmotoren angetriebenen Boote würden Treibstoff, Öl und Verbrennungsrückstände ins Wasser gelangen und durch den Sog und Wellenschlag könnten Ufer erodieren und die Fischbrut geschädigt werden, heißt es in dem Antrag. Um die Natur zu entlasten und der Müggelseeschutzverordnung gerecht zu werden, sollten daher auf dem Großen Müggelsee zukünftig nur noch motorisierte Sportboote  mit Elektro- oder Hybrid-Antrieb verkehren dürfen, heißt es weiter. Nur in einer intakten Natur könnten Ruder-, Kanu- und Segel-Vereine ihren Sport auch in Zukunft betreiben. Der Müggelsee solle so den Schutz bekommen, den er verdiene.

Während aus Zeitgründen die Behandlung dieses Antrages auf die Aprilsitzung der BVV verlegt werden musste und keine Abstimmung und Beschluss erfolgte, meldete sich bereits der Bezirkssportbund Treptow-Köpenick e.V. als  Dachorganisation und Interessenvertretung der bezirklichen Sportvereine mit heftiger Kritik zu Wort. 

Fehlende Infrastrukturen und Möglichkeiten

Es sei überhaupt nicht erkennbar, worin die nun noch schärfere Vorgehensweise gegen die gegenwärtige Praxis begründet sei und was auf dem Müggelsee solche brachialen Schutzmaßnahmen erforderlich mache. Motorboote dürfen den See, ausgenommen von einem Durchfahrtkorridor, ohnehin nicht mehr befahren. „Wo liegt also das Problem?“, fragen die Verantwortlichen des Vereins in einer eigens dazu heraus gegebenen Mitteilung.

Der Antrag  zeuge von wenig politischer Sensibilität, und das  in einer Zeit, wo die Bevölkerung mit einem Lockdown nach dem anderen fertig werden müsse und wo Verunsicherung, Ratlosigkeit und Existenzangst bei vielen Menschen vorhanden sei. Darüber hinaus bliebe in der Argumentation der Grünen völlig unberücksichtigt, dass die erforderliche Infrastruktur zur Durchsetzung dieser Forderung noch gar nicht bestehe. Es fehle an Ladestationen an den Ufern, zumal es den Wassersportvereinen aus Umweltschutzgründen ohnehin verboten sei, elektrische Leitungen auf ihren Steganlagen zu installieren oder Windgeneratoren auf ihren Booten zu betreiben.

Eine kurzfristige Umrüstung der Trainer-, Rettungs- und Begleitboote wäre zudem eine unzumutbare Belastung für den gemeinnützigen Sport und die Gewerbetreibenden. Es sei nicht damit getan, dass neue sehr teure Motoren angeschafft werden müssten – große und schwere Batterieblöcke seien notwendig, um erforderliche Leistungsstärken zu gewährleisten.  Die meisten Boote seien aber für solch eine Umrüstung gar nicht geeignet und könnten das Gewicht dafür geeigneter Batterien (3-5 Zentner) gar nicht tragen. Alle ansässigen Vereine müssten neue Boote anschaffen.

Trotz Verständnis: Vorwurf der mangelnden Kommunikation

Trotz Beschlussvorlage habe es zudem bislang überhaupt keine Gespräche mit Betroffenen gegeben – weder mit Fachleuten, Gewerbetreibenden und schon gar nicht mit Sportvereinen und -verbänden. „Dass irgendwann einmal die Verbrennungsmotoren Schritt für Schritt abgelöst werden, wird auch von uns nicht infrage gestellt. Nur muss das alles vernünftig geplant werden. Eine Hauruck-Aktion ohne Vorankündigung ist da der völlig falsche Weg“, teilt der Bezirkssportbund mit und führt aus: „Wir wissen alle, dass Wassersport und eine intakte Natur eng verknüpft sind. Wir wollen uns daher auch nicht irgendwelchen Schutzmaßnahmen in den Weg stellen. Wir werden aber nicht dulden, wenn solche Maßnahmen über die Köpfe des Sports hinweg durchgedrückt werden sollen.“

Für viele Vereine würde die Umsetzung des Beschlusses unweigerlich das „Aus“ bedeuten. 

Datum: 6. April 2021, Text: red/ Stefan Bartylla, Bild: imago/Schöning