Weihnachtssingen

Warum im Stadion An der alten Försterei am Tag vor Weihnachten gesungen wird und der 1. FC Union Berlin Teil der Berliner Kulturszene ist.

Seit dem Aufstieg in die erste Bundesliga 2019 hat das Profiteam des 1. FC Union Berlin eine atemberaubende Entwicklung genommen. Grund genug für uns, mit Hilfe des Autors und Union-Fans Frank Nussbrücker und seines Buches „111 Gründe, den 1. FC Union Berlin zu lieben“ hinter die Kulissen des Kultvereins zu blicken.

Keller-Stimmung

Nach der 1:2-Heimniederlage am 17. Dezember 2003 gegen Wacker Burghausen stand Union auf Platz 17 der Zweitliga-Tabelle (am Ende der Spielzeit folgte der Abstieg in die Regionalliga, im Jahr darauf sogar in die Oberliga). Die Stimmung war im Keller.

Torsten Eisenbeiser, Mitgründer des Fanclubs Alt-Unioner hatte sich nach dem Trauerspiel nicht mal von seinen Kumpels verabschiedet und frohes Fest gewünscht.

Dieser Umstand ließ ihm keine Ruhe. Drei Tage vor Heiligabend rief er Stoni von der Alt-Unionern an: „Wollen wir uns nicht noch mal treffen, gemütlich einen Glühwein trinken und uns, wie es sich gehört, in die Weihnachtszeit verabschieden?“

Ehrlichen Herzens

Am Abend des 23. Dezember 2003 standen 89 Menschen bei Minus zehn Grad auf der Gegengeraden der Alten Försterei auf Höhe des Mittelkreises.

Jeder hielt eine Kerze in der Hand, dazu ein paar Blätter mit den Texten verschiedener Weihnachtslieder. Froh und glücklich reichten sich am Ende alle die Hand, um einander ehrlichen Herzens ein frohes und gesundes Fest zu wünschen.

Das illegale Weihnachtssingen sprach sich herum, am 23. Dezember des folgenden Jahres fanden sich bereits 400 Sänger ein, diesmal auch mit dem Segen der Vereinsführung.

Das Ende der Geschichte ist bekannt: Mittlerweise treffen sich Jahr für Jahr mehr als 22.000 Menschen am 23. Dezember, um sich gemeinsam aufs Fest einzustimmen.

Niemals vergessen

Vieles von dem, was in dieser Serie beschrieben wurde, wird seit Jahren in einem Theaterstück auf die Bühne gebracht: „Und niemals vergessen – Eisern Union“ heißt es.

Untertitel: „Das Stück zum Spiel“. Es dauert 90 Minuten, seine Premiere erlebte es am 10. September 2006. Im Mittelpunkt stehen die Lebensgeschichten zweier eiserner Fans.

Das Ganze beginnt in den 1970er-Jahren, als sich der Held den Union-Virus einfängt. Seit sich der Vorhang 2006 nach acht ausverkauften Vorstellungen senkte, erlebt „Das Stück zum Spiel“ immer in der Vorweihnachtszeit eine Neuauflage, in der auch die allerneuesten Abenteuer des Vereins verarbeitet werden.

Tickets gibt es hier.

Abstieg verhindert

Das Kamerabild zeigt Rasen und Ränge eines Fußballstadions. Irrsinniger Jubel beherrscht die Szenerie. Wir schreiben den 28. Mai 1988.

In der letzten Spielsekunde des Punktspiels hatten die Eisernen das erlösende 3:2-Führungstor in Karl-Marx-Stadt geschossen und dadurch den Abstieg verhindert.

Dieses alles entscheidende Spiel bildete das sportliche Finale der Dreharbeiten zum 1988 erschienenen Dokumentarfilm „Und freitags in die Grüne Hölle“.

Letztere war der Name einer Fußballkneipe („Zur Grünen Hölle“), die es längst nicht mehr gibt. Den wunderbaren Film von Ernst Cantzler dagegen, der es nicht durch die DDR-Zensur schaffte, kann man sich bis heute online jederzeit anschauen.

Text: Redaktion, Bild: imago/Nordphoto