Warum die Fans im Stadion sehr oft „Eisern Union“ skandieren.
Seit dem Aufstieg in die erste Bundesliga 2019 hat das Profiteam des 1. FC Union Berlin eine atemberaubende Entwicklung genommen. Grund genug für uns, mit Hilfe des Autors und Union-Fans Frank Nussbrücker und seines Buches „111 Gründe, den 1. FC Union Berlin zu lieben“ hinter die Kulissen des Kultvereins zu blicken.
Für den wahren Unioner gibt es zwei Worte, die Trost spenden, wenn die Mannschaft mal wieder zurückliegt oder wenn sie einem verstorbenen Unioner als letztes Geleit mit auf den Weg Richtung Sektor H (für Himmel) mit auf den Weg gegeben werden: „Eisern Union“. Sie schreien das Glück heraus, mit ihnen wird eine gelungene Aktion oder gar ein Tor der Köpenicker Fußballgötter gefeiert. Und diese Worte wirken längst nicht nur auf dem Fußballplatz. Begegnen sich zwei Union-Fans auf der Straße und sagen sich mit einem „Eisern“ Guten Tag, ist das sprachlicher Ausdruck ihrer Verbundenheit.
Historische Quellen
Zugleich erzählt „Eisern Union“ von jenen längst vergangenen Jahren, als „in den Goldenen Zwanzigern, … in Zeiten eines ungleichen Kampfes ein Schlachtruf ertönte, ein Schlachtruf wie Donnerhall, der all jenen, die ihn in diesem Augenblick zum ersten Male hörten, das Blut in ihren Adern zum Sieden brachte“, wie das Intro der Vereinshymne erzählt. Allerdings gibt es keine historische Quelle, die die Entstehung dieses Schlachtrufs in den 1920er-Jahren verbürgt. Aber so ist das nunmal mit Legenden.
Teil des Ganzen
Eine Besonderheit beim 1. FC Union ist, dass die Mannschaft auch bei einer Niederlage gefeiert wird – wenn sie denn den typischen Union-Kampfgeist an den Tag gelegt hat. Natürlich will auch jeder Union-Fan, dass seine Mannschaft, gegen wen sie auch immer antritt, den Sieg davonträgt. Kurzum: Eine Niederlage stellt für Unioner keinerlei Grund zum Feiern dar. Aber wie das Leben nunmal spielt, ist eine solche nicht immer zu vermeiden. Der Unterschied zu vielen anderen Vereinen ist, dass sich Unioner nicht als Fußballkonsumenten und als nach dem Entrichten des Eintrittsgeldes von ihrem Team zu beglückende Endverbraucher sehen – oder im Fall einer Niederlage als Betrogene. Als Union-Fan fühlt man sich mehr als Teil des Ganzen und weiß, dass man auch in seinen täglichen persönlichen Kämpfen nicht immer als Sieger vom Platz geht. „Union Berlin, du bist jenau wie ick“, drückt es Sporti in seinem Song „Eisernet Lied“ aus, der inzwischen die Zweithymne der Unioner ist.
Wichtige Entscheidungen
Und weil wir schon mal bei Unterschieden sind: Ob es um einen eigenen Merchandisingstand im Stadion, die Zukunft der Spielstätte, unglücklich angesetzte Testspiele oder die Reaktion des Vereins auf Konzeptpapiere des DFB geht: Bei allen wichtigen Entscheidungen reden die Fans ihr Wörtchen mit – und sie werden gehört. Motto: Union ist kein Verein, der seine Fans hat, sondern die Fans haben einen Verein. So schreiben und produzieren Union-Fans seit 1997 das schon mehrfach ausgezeichnete Spieltagsprogramm, andernorts Stadionheft genannt.
Im nächten Teil unserer Serie erfahren Sie, warum der 1. FC Union Berlin auch Teil der Berliner Kultur- und Kunstszene ist.
Text: red, Bild: Ulf Teichert
11 Gründe, den 1. FC Union Berlin zu lieben
Von Frank Nussbrücker
ISBN 978-3-86265-726-1
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag GmbH
317 Seiten, ohne Abbildungen
www.zwoelftermann.de; www.schwarzkopf-schwarzkopf.de