Heutiger Chef

Andreas Knieriem spricht über seine Zukunftspläne für den Tierpark in Berlin-Friedrichsfelde


Im vierten und letzten Teil unserer Serie zum 65. Geburtstag des Berliner Tierparks in Friedrichsfelde spricht der Direktor von Tierpark und Zoo über seine Pläne für Europas größten Landschaftstiergarten.


Herr Knieriem, wer Glück hat, kann Sie sonntags im Tierpark mit Ihrem Hund spazieren gehen sehen …
Ja, wir lieben ihn. Diesen weiten Landschaftspark, seine wunderschöne Natur, man merkt gar nicht, dass man mitten in der Stadt ist. Alles ist hier gepflegt. Man merkt, dass Dathe, der dieses Areal gestaltet hat, ein Ästhet war. Er wollte den Tierpark sehr, sehr schön haben. Von diesem Gedankenbild bin ich nicht weit weg. Der Park bietet heute viel Potenzial, um Tiere in dieser Landschaft zeitgemäß und artgerecht zu präsentieren.

Was bedeuten 65 Jahre? In diesem Alter geht man doch in Rente.
Der Tierpark nicht. Sicher, Menschen denken bei diesem Alter an den wohlverdienten Ruhestand. Der Tierpark ist dagegen noch sehr jung. Verglichen mit einem Menschenleben ist er vielleicht gerade 25 Jahre alt. Seine Geschichte, die bis heute geschrieben wurde, ist die Blaupause für seine Zukunft. Der Tierpark entwickelt sich weiter. Wir haben noch viel vor.

Was kommt da auf uns zu?
Es gilt, die traditionellen Anlagen in die Zukunft zu führen. Da wäre der Umbau des Dickhäuterhauses, der zum Mittelpunkt der neuen Afrika-Welt im Tierpark wird. Die Planungen sind fertig, wir benötigen nur noch die behördlichen Bescheinigungen. Und einige Elefanten, wie unser Edgar, müssen noch in anderen Zoos untergebracht werden. Spätestens im September geht es los, der Umbau wird zwei Jahre dauern.

Der Umbau ist Teil Ihres Planes, den Tierpark bis 2030 neu zu gestalten. Haben Sie schon die dafür kalkulierten 92 Millionen Euro?
Wir haben inzwischen über die Hälfte der Summe aus Fördermitteln des Bundes, des Landes Berlin oder aus Eigenmitteln des Tierparks zusammenbekommen. Knapp 50 Millionen Euro, die wir in viele Projekte investiert haben. Wie der künftigen Himalaya-Anlage, mit deren Bau wir schon im kommenden Jahr beginnen wollen. Das Geld wurde auch für die Sanierung der Sanitäranlagen verwendet. Bald sind alle fertig, einige müssen innen noch dekoriert werden.

Dekoriert?
Ja, unsere Besucher sollen sich überall im Tierpark wohlfühlen – auch auf den Toiletten. Auch das ist wichtig. Einen Tierpark zu betreiben, der quasi wie ein großes Dorf ist, ist aufwendig. Als ich hier vor sechs Jahren anfing, haben wir als erstes die Schwächen in der Infrastruktur behoben. Zum Beispiel die Wasser-, Heizungs- und Elektrosysteme, die im Park dringend saniert werden mussten.

Der Tierpark-Geburtstag wäre ein schöner Anlass gewesen. Warum gab es kein großes Fest?
Eigentlich feiert man Jubiläen alle zehn Jahre. Aber wir wollten auch nicht den 65. Geburtstag übergehen, den wir mit der Eröffnung der wunderbaren Buddy-Bear-Ausstellung begangen haben. Das Problem war die fehlende Planbarkeit für ein Fest. Wir wussten vor Wochen noch nicht einmal, wann wir wieder Tierpark, Zoo und Aquarium öffnen können.

Wie schwer hat Corona Tierpark und Zoo geschadet?
Wenn wir über Verluste sprechen, rechnen wir mit Millionen. Es werden vielleicht Gespräche mit der Politik nötig sein. Wie ich das Land Berlin kenne, wird man uns helfen. Aber erst einmal müssen wir es aus eigener Kraft schaffen, die Krise zu meistern. Für das Land Berlin ist Corona schon teuer genug.

Datum: 11. August 2020, Text: Norbert Koch-Klauke, Bild: Christof Rieken


Leicht gekürzte Fassung des Beitrages, der am 8. Juli in der Berliner Zeitung erschienen ist.