Kino International an der Karl-Marx-Allee.

Begehrter roter Teppich: Schauspielstars und Cineasten lieben das Kino International.

Der rote Teppich im Kino International ist heiß begehrt. Neulich erst traf man sich hier zur Erstausstrahlung von „Je suis Karl“, dem neuen Film von Christian Schwochow, nach einem Drehbuch von Thomas Wendrich, mit Luna Wedler, Jannis Niewöhner und Milan Peschel.
Das Kino war und ist schon immer ein wichtiger Treffpunkt für Stars, Sternchen und Cineasten. Seit 1990 steht das Kino International unter Denkmalschutz.

„Die Geschichte des Kinos wäre selbst einen Film wert“, heißt es von der Yorck-KinoGruppe, die neben dem Kino International noch 15 weitere Lichtspielhäuser in Berlin betreibt. Das Drehbuch würde dann zum Beispiel beinhalten, wie am 9. November 1989 Heiner Carows „Coming Out“ im Kino International Premiere feierte. Eine Sensation, denn nie zuvor war in der DDR ein Kinofilm über Homosexualität gezeigt worden. Der Filmtitel sollte in derselben Nacht Programm für das Schicksal einer ganzen Nation werden: Als der Vorhang fiel, war auch die Berliner Mauer gestürzt.

Auf dem neuesten Stand

Aber mal ganz von vorne: Nach den Entwürfen von Josef Kaiser wurde das Kino International als multifunktionaler Veranstaltungsort in nur zwei Baujahren fertiggestellt und am 15. November 1963 mit dem sowjetischen Revolutionsdrama „Eine optimistische Tragödie“ eröffnet. Als Teil der Neubebauung der damaligen Stalinallee war es technisch auf dem neuesten Stand. Seitdem gehört es zu den architektonischen Kronjuwelen der Stadt. Noch heute ist die Architektur des Kinos ein Blickfang: Frei stehend und vor dem Hintergrund des einstigen Hotels Berolina in Szene gesetzt, erregt es in seiner Bauform, seinem Material und dem lebhaften Farbspiel aus Hell und Dunkel Aufmerksamkeit. Eindeutig weist die Bauform seine Funktion als Kino aus und verrät kaum, welche weiteren Elemente der 15 Meter hohe Stahlskelettbau in seinem Inneren vereinte: die 12.000 Bände fassende Bibliothek des Stadtbezirks sowie Klub-, Vortrags- und Sporträume. Vollunterkellert gab es im Gebäude zudem Platz für das Archiv, für Technik- und Sanitärbereiche sowie für einen Luftschutzraum.

Internationale Premieren

Unzählige DEFA-Premieren wurden hier gefeiert, festliche Bälle und Bankette fanden hier statt. Schon 1990, noch vor der offiziellen Auflösung der DDR, erhält das Kino International die Weihen zur festen Berlinale-Spielstätte. Den Rest des Jahres sieht man hier europäische Filmkunst und Indie-Produktionen aus aller Welt. Daneben gibt es viele Sonderveranstaltungen rund um die Fashion Week wie das Gallery Weekend oder das Format KiK (Kunst im Kino International). Deutsche und internationale Filmpremieren
locken seit jeher hochkarätige Gäste wie Tilda Swinton, Sophia Loren, Patti Smith, Hanna Schygulla, Wim Wenders, Steven Soderbergh, Robert Redford oder Steven Spielberg
an.

Klub International

Im obersten Geschoss befand sich bis 1990 der Jugendclub „Klub International“. An diesen Namen anknüpfend fanden hier die größten schwul-lesbischen Partys der Stadt statt. Das Ende dieser PartyÄra kam im Jahr 2014. Dafür wurde das Kino von Steven Spielberg gecastet: als Drehort für den Agentenfilm „Bridge of Spies“ mit Tom Hanks. Ein Kino im Blickpunkt der ganzen Welt.

Text: red/sara, Bild: Stefan Bartylla