Martin Schwarz baut und restauriert Orgeln aus Leidenschaft.

Man könnte Martin Schwarz stundenlang zuhören, wenn er über Pfeifen spricht. Windanlagen, Kegelladen, Schwellwerke. Und ganz offensichtlich macht es ihm Spaß, Unkundigen zu erklären, dass die Pfeifen auf einem Windkasten stehen, wo die Ventile sind, die den Wind durchlassen, wie man die Schleifen bewegt, damit die Pfeifen Wind bekommen.

Wer jetzt nahezu nichts verstanden hat, sollte sich vielleicht mal näher mit einer Orgel befassen. Dafür ist Martin Schwarz Experte. „Eine Orgel ist aufgebaut wie ein Orchester mit erste Geige, zweiter Geige, Trompeten, Hörnern, Klarinetten und so weiter. Das sind die Klangfarben. Sie hat mindestens 58 Pfeifen, es gibt aber auch Register, die mehrere Klangfarben gleichzeitig tönen lassen“, sagt er.

Schwierige Verhältnisse

Wem auch das immer noch zu fremd klingt, der kann Martin Schwarz in seiner Werkstatt besuchen und sich ansehen, wie eine Orgel aufgebaut ist. Der 50-Jährige leitet die Karl Schuke Berliner Orgelbauwerkstatt. Dort, wo Berlin aufhört und Brandenburg anfängt, am südlichsten Rand von Zehlendorf, hat die Firma ein weitläufiges Gebäude, in dem 22 Orgelbaumeister, Pfeifenmacher, Tischler und Intonateure Orgeln bauen. Große Orgeln für Kirchen und Konzertsäle sind es hauptsächlich, so ein Orgelbau kann schnell mal eine sechstellige Summe kosten.

Martin Schwarz mit Teilen einer Zungenpfeife, darauf werden die hölzernen Pfeifen gesteckt.

Balg einer Orgel.

Zinnhobel, damit werden die Orgelpfeifen auf die richtige Dicke gebracht.

Verschieden große Orgelpfeifen.

Die Geschichte der Firma beginnt im Jahr 1950. Damals entschlossen sich die Eigentümer der wesentlich älteren Potsdamer Orgelbauanstalt aufgrund schwieriger wirtschaftlicher Verhältnisse, eine zweite Werkstatt in Westberlin zu schaffen. 500 Orgeln hat die Firma mittlerweile gebaut, darunter die in der Philharmonie, aber auch Instrumente in Japan, Korea, Australien, USA und Spanien.

Wer Martin Schwarz durch die vielen Räume der Werkstatt folgt, wo Pfeifen in Regalen liegen, verschiedene Hölzer und wo gerade das Gehäuse für eine Orgel in Seoul aufgebaut wird, spürt seine Begeisterung für dieses Handwerk, für dessen Komplexität, für die Schönheit der einzelnen Teile. „Um Orgelbauer zu werden, lernt man eigentlich endlos, bis zum Ende seiner Tage. In der Theorie sind es nur drei Jahre“, sagt er.

Kleinere Reparaturen

Begonnen hat der Orgelbau für ihn zu Hause. Sein Vater war Organist, und weil er nicht selber in die engen Gehäuse kriechen wollte oder konnte, beauftragte er den Sohn mit kleineren Reparaturen. Später absolvierte Martin Schwarz im Schuke-Betrieb eine Lehre und blieb.

Gerade hat die Firma die Feith-senior-Orgel in der katholischen Kirche St. Marien in Friedenau restauriert. Die Friedenauer Orgel ist ein besonderes Instrument. Erbaut 1925 von Anton Feith senior aus Paderborn, der zeitgleich auch eine Orgelanlage für den Paderborner Dom baute. Die wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, während jene in Friedenau kaum Schäden davontrug.

Allerdings wurde die Orgel Ende der 1970er-Jahre elektrifiziert und dabei auch baulich verändert, was wiederum den Klang beeinträchtigte. Das hat die Firma Schuke nun teilweise wieder zurückgebaut. Außerdem wurde die Orgel erweitert. Sie hat nun 3.200 Pfeifen. Die Kirche St. Marien feiert ihre Orgel bis zum 16. Juni mit Konzerten.

Dieser Beitrag entstand mit Unterstützung der Berliner Zeitung.

Datum:13. Juni 2019 Text: Julia Haak Bilder: Sabine Gudath