Archivbild des Palastes der Republik

Hatte der Palast der Republik eine Chance? „Damals und heute“ heißt die neue Reihe im Berliner Abendblatt, in der wir Themen aufgreifen, über die wir vor genau 25 Jahren berichtet haben. Diese Einblicke in das Abendblatt-Archiv werden Sie, liebe Leserinnen und Leser, auch gesammelt auf unserer Website unter dem Stichwort „Berliner Panorama“ finden.

Zum Auftakt dieser Reihe erinnern wir an den Palast der Republik, der 1997 noch in voller Größe und Ausstattung auf dem Berliner Schlossplatz zu sehen war und reichlich Stoff für Diskussionen geboten hat.

Durchdachtes Konzept

Mehr als sieben Jahre nach der Wende war die Zukunft des ehemaligen DDR-Kulturpalastes völlig unklar. Konzepte wurden gesucht, um den Palast der Republik auch nach der schon damals beschlossenen Asbestsanierung nutzen zu können.

Am 7. Mai 1997 titelte das Berliner Abendblatt „Palast der Republik bald für Bücher offen?“. Ein „durchdachtes Konzept“ sollte den Komplettabriss des Gebäudes verhindern. Verantwortliche der Zentral- und Landesbibliothek und der Humboldt-Universität hatten bereits Interesse bekundet, „Erichs Lampenladen“ als riesige Bibliothek nutzen zu wollen.

Rückstandsloser Abriss

Doch diese Idee wurde genauso wenig umgesetzt wie die Forderung der damaligen PDS-Fraktionsvorsitzenden im Berliner Abgeordnetenhaus, Dr. Silvia Jastrzembski, die sich für den Erhalt des Gebäudes im Sinne einer Begegnungsstätte aussprach.

20 Jahre später entstand zwar eine Art Begegnungsort an dieser Stelle – nur vom ehemaligen Palast der Republik war hier schier gar nichts mehr übrig geblieben. Der beliebte Palast wurde in den Jahren 2006 bis 2008 rückstandslos abgerissen.

Ingrid Steinmeister
Das fertig „geschälte“ Stahlskelett des Palastes der Republik am Schluss der Demontage. (c) Ingrid Steinmeister

Kulturen vereinen

Auf der freigewordenen Fläche, auf der sich bis 1950 bereits das Berliner Stadtschloss befunden hatte, baute Berlin das Humboldt Forum in Optik und Größe des historischen Schlossgebäudes. Seit 2020 sind hier unter anderem die Sammlungen der außereuropäischen Kunst der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu sehen.

Der große Kongreßsaal im Palast de rRepublik hatte 5000, der Sitzungssaal 700 Plätze. Die gastronomische Einrichtungen im Palsast der Republik boten insgesamt 1500 Plätze ann. (c)Blobelt

Ein Agora genanntes Veranstaltungszentrum soll hier künftig Kulturen der Welt vereint präsentieren und eine Berlin-Ausstellung in den Obergeschossen die kulturelle Vielfalt thematisch mit der Stadt Berlin verknüpfen.

Text: Stefan Bartylla, Bild: Archiv Berliner Abendblatt, wikimedia: Jörg Blobelt, Ingrid Steinmeister