Corona-Booster

Die Corona-Infektionszahlen steigen, dadurch steigt auch das Risiko einer Ansteckung. Das gilt auch für viele Menschen, die schon geimpft sind.

Gerade Personen mit höherem Erkrankungsrisiko sollten deshalb nun über Auffrischungsimpfungen nachdenken und sich den Pieks möglichst zeitnah abholen, um besser geschützt durch den Herbst und Winter zu kommen.

Die entsprechenden Appelle von Medizinern sowie aus der Politik gehen vor allem in Richtung älterer Menschen und Menschen mit Immunschwäche – aber nicht nur. Ein Überblick.

Was bringt eine Auffrischungsimpfung gegen Corona?

Sie stärkt das Immunsystem nochmals gegen das Sars-CoV-2-Virus. Dafür erhalten vollständig geimpfte Menschen eine weitere Dosis eines zugelassenen Covid-19-Impfstoffs. Man spricht auch von einem „Booster“. Der Begriff kommt aus dem Englischen und lässt sich zum Beispiel mit „Verstärker“ übersetzen.

Wer sollte sich einen „Booster“ geben lassen?

Aus immunologischer Sicht und beim Blick auf die Daten macht der Booster nach rund sechs Monaten für alle Geimpften Sinn, denn die Schutzwirkung wird dadurch noch einmal verstärkt. Für einige Personengruppen ist der erneute Pieks aber besonders ratsam.

So reagieren Menschen mit stark geschwächtem Immunsystem, etwa in Folge einer Chemotherapie oder eines angeborenen Immundefekts, teils gar nicht oder nicht richtig auf die Impfung. Bei ihnen sollte man sogar schon 28 Tage nach der zweiten Impfung erneut impfen, rät Immunologe Prof. Carsten Watzl. „Denn dann ist das ja gar keine Auffrischung, sondern dient in erster Linie dazu, erst überhaupt einmal einen Impfschutz herzustellen“, begründet der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Ob und wie die Impfung angeschlagen hat, darüber kann ihnen ein Antikörpertest gewisse Klarheit bringen.

Eine weitere Gruppe, die im Fokus steht, sind hochbetagte Menschen. Bei ihnen ist der durch die Impfung aufgebaute Immunschutz gegen das Virus im Vergleich zu Jüngeren häufig nicht so hoch und lässt mit der Zeit nach, schreibt das Robert Koch-Institut (RKI). Folge: Es treten vermehrt sogenannte Impfdurchbrüche auf und es komme auch häufiger zu schweren Krankheitsverläufen unter den Älteren.

Besonders nimmt Watzl Menschen in Pflegeeinrichtungen in den Blick. „Da dies die Personen mit dem höchsten Risiko für einen schweren Verlauf sind, ist es wichtig, sie besonders gut zu schützen.“

Wem empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) die Auffrischung?

– Personen ab 70 Jahren
– Bewohnern und Betreuten in Pflegeeinrichtungen für alte Menschen (wegen erhöhten Ausbruchspotenzials hier auch für Menschen unter 70)
– Pflegepersonal mit direkten Kontakt zu alten Menschen oder anderen Personen mit erhöhtem Risiko für schwere Covid-19-Verläufe
– Personen in medizinischen Einrichtungen mit Patientenkontakt
– Menschen mit geschwächtem Immunsystem

Ihnen soll in der Regel frühestens sechs Monate nach der Grundimmunisierung eine Auffrischungsimpfung angeboten werden, so das RKI. Wer etwa Ende April das letzte Mal gegen Corona geimpft wurde, könnte sich jetzt darum bemühen. Zur Auffrischung werden nur mRNA-Impfstoffe (zum Beispiel von Biontech) genutzt.

Wer kann sich noch eine Auffrischung holen?

Menschen ab 60 Jahre kann sie nach ärztlicher Beratung angeboten werden, das hatten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern beschlossen. Auch wer mit einem sogenannten Vektorimpfstoff von Astrazeneca oder Johnson & Johnson geimpft wurde, kann sich eine Auffrischung mit einem mRNA-Impfstoff (Biontech, Moderna) holen.

Wer mit dem Vakzin von Johnson & Johnson geimpft wurde, muss laut RKI auch kein halbes Jahr warten mit der Auffrischung – sie könne diesen Personen schon nach vier Wochen angeboten werden.

Und alle anderen?

Die Impfverordnung sieht die Möglichkeit für Auffrischungsimpfungen grundsätzlich für alle vor, für die es zugelassene Impfstoffe gibt. Lediglich die von der Stiko jeweils empfohlenen Impfabstände sind einzuhalten – das schreibt die Impfverordnung vor. Von den schon genannten Ausnahmen abgesehen sind das meist sechs Monate. Der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat am 29. Oktober im rbb-Inforadio auch klargestellt: Für alle anderen sei eine Auffrischung auch möglich. „Wir haben Impfstoff, mehr als genug.“ Es kann jedoch vorkommen, dass Ärzte darauf verweisen, dass sie zunächst vor allem die gefährdeten Personengruppen auffrischen. Hier sind also Geduld und Verständnis gefragt.

Und wie kommt man an einen Termin?

Die erste Anlaufstelle ist der Hausarzt. Wer dort nicht weiterkommt oder keine feste hausärztliche Praxis hat, kann zum Beispiel bei der kostenlosen Hotline 116 117 der Kassenärztlichen Bundesvereinigung anrufen und nach Terminen fragen.

Eine weitere Anlaufstelle ist das vom Bundesgesundheitsministerium betriebene Portal „zusammengegencorona.de“. Dort gibt es zum Beispiel eine interaktive Deutschlandkarte, in der man Links, Telefonnummern sowie konkrete Impfangebote findet.

Ist es schlimm, wenn man zu lange wartet mit der Auffrischung?

Carsten Watzl sagt dazu: Die rund sechs Monate Abstand nach der zweiten Impfung seien für Personen ohne Immunschwäche ein Richtwert. Aus immunologischer Sicht sei alles zwischen vier und acht Monaten „wohl okay“. Ob man sich infiziere, hänge aber nicht nur davon ab, wie gut der Immunschutz ist, so der Experte, sondern auch davon, wie stark man dem Virus ausgesetzt ist. „Daher geht aktuell das Infektionsrisiko auch nach oben, wenn die Inzidenzen steigen.“

Text: dpa, Bild: Bernd Weißbrod/dpa/dpa-mag