ERKUNDUNG Ein Spaziergang durch Pankow mit dem Schloss Schönhausen im Zentrum
Mit den S-Bahnlinien S2 und S8 kommt man zum S-Bahnhof Blankenburg. Die Bahnhofstraße führt rechts unter der Autobahn A 114 hindurch. Dahinter weist ein Schild für Fahrradfahrer nach links Richtung Pankow. Wir folgen dem Schild, ein idyllischer Weg entlang der Panke beginnt. Das Flüsschen wird uns auf dieser Tour öfter begegnen. Und im Gegensatz zu der eher lahmen Wuhle beeindruckt die Panke durch eine stattliche Strömung.
Rechts befindet sich das Pankebecken, links kommen große Karpfenteiche in Sichtweite. Der Pfad führt idyllisch und am Schluss leicht bergauf bis zur lauten Pasewalker Straße. Sie gilt es an einer Ampel zu überqueren. Und da ist sie, jene Straße, die beim Spiele-Klassiker „Monopoly“ die teuerste ist: Berlins einzige Schloßallee. Doch diesem edlen Vorbild wird sie nur zum Teil gerecht, links kleine Stadtvillen, rechts Neubauten, dazwischen: die Bäckerei und Pizzeria „Madam Eule“ (Mi–So 9–18, Fr 9–17 Uhr). Die Schloßallee führt schnurstracks auf das namensgebende Schloss Schönhausen zu. Der hintere Teil der Allee ist nicht befestigt. Die Panke befindet sich nun links von uns, der Weg macht gegen Ende eine leichte Linkskurve und mündet in die Ossietzkystraße.
Der Schlosspark Schönhausen besticht mit dem Baumbestand
Wir machen einen Abstecher nach rechts. Ein Tor führt hinein in den Schlossgarten Schönhausen, vorbei an der Bundesakademie für Sicherheitspolitik geht es zum Schloss. (Tschaikowskistr. 1, Pankow, www.spsg.de). Ein Bauwerk, das viel deutsche Geschichte mitgemacht hat. Seit 1664 stand hier ein von Gräfin Sophie Theodore zu Dohna-Schlobitten beauftragtes Herrenhaus. Erst 1764 erhielt das Schloss unter Friedrich dem Großen sein heutiges Aussehen. Während der Nazizeit wurden hier Gemälde und Skulpturen gelagert, die die Nazis für „Entartete Kunst“ hielten, darunter Werke von van Gogh und Ernst Barlach.
Von 1949 bis 1960 diente das Schloss als Amtssitz von Wilhelm Pieck, dem Präsidenten der DDR. Später wurde es zum Gästehaus der DDR-Regierung umfunktioniert, Indira Gandhi oder Fidel Castro übernachteten hier. Seit 2005 gehört das Schloss Schönhausen zur Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Seit 2009 ist es für die Öffentlichkeit zugänglich. Es lohnt sich, das Gebäude rechts vorbei weiträumig zu umrunden. Im hinteren Teil des Schlossparks befinden sich ein Teehaus und Skulpturen. Zudem besticht die Anlage mit einem alten Baumbestand.
Nun geht es zurück zur Ossietzkystraße, die Richtung Süden zur Breiten Straße führt. Die Ossietzkystraße ist als Fahrradstraße ausgewiesen und benannt nach Carl von Ossietzky. „Deutschland ist das einzige Land, wo Mangel an politischer Befähigung den Weg zu den höchsten Ehrenämtern sichert“, sagte Carl von Ossietzky 1928. Als überzeugter Pazifist schrieb der Journalist und Schriftsteller, geboren 1889, immer gegen Krieg und Nationalismus an, auch in der Zeitschrift „Die Weltbühne“, deren Herausgeber er zeitweise war. 1933 wurde er von den Nazis verhaftet. Er wurde in ein KZ deportiert und starb 1938 nach Misshandlungen. 1936 erhielt Carl von Ossietzky den Friedensnobelpreis.
Kurz vor der Breiten Straße befindet sich gegenüber des hübschen Spielzeugladens „Steppke“ die Buchhandlung „Buchlokal“ (Pankow, Ossietzkystr. 10, Tel. 40 04 73 33, Mo.–Fr. 10–19 Uhr, Sa 10–14 Uhr, www.buchlokal.buchkatalog.de, mit Online-Shop), geführt von Friederike Zöllner. Hier finden Ausstellungen von Illustratoren und Fotografen sowie Lesungen statt.
Auf der Breiten Straße steht die Alte Pfarrkirche „Zu den Vier Evangelisten“, Pankows ältestes Gebäude. Der Feldsteinteil an der Ostseite wurde bereits im 13. Jahrhundert gebaut. Hinter der Kirche auf der Mittelpromenade ist seit mehr als 150 Jahren der Pankower Wochenmarkt beheimatet. Dienstags, mittwochs, freitags und sonnabends bekommt man hier ab 8 Uhr Fisch, Fleisch, Gemüse und andere Leckereien aus Berlin und dem Umland.
Am Ende der Mittelpromenade erblickt man den roten, leicht einschüchternd wirkenden Backsteinbau des Rathauses Pankow. Erbaut 1901–1903 sollte das Rathaus ähnlich wie jene in Lichtenberg und Köpenick der großen Stadt Berlin vor der „Eingemeindung“ 1920 zu Groß-Berlin repräsentativ etwas entgegensetzen.
Die Breite Straße macht eine Rechtskurve. Wir überqueren sie und gehen von der Wollankstraße aus nach rechts in die Wilhelm-Kuhr-Straße. Sie ist benannt nach jenem Bürgermeister der Landgemeinde Pankow, der 1907 verhinderte, dass der Bürgerpark Pankow mit Wohnhäusern bebaut wurde. Den betreten wir nun über ein schmuckes Eingangsportal. Eine große Grünfläche tut sich auf, mit Skulpturen, Parkbänken und schönen alten Bäumen. Wir durchqueren den Bürgerpark bis zu einem kleinen Turm, rechts und wieder rechts beginnt der Rosengarten.
Hinter dem Pavillon führt ein Steg über die Panke, es geht links an einem Kinderbauernhof vorbei zur Straße Am Bürgerpark. Hier verlief einst die Berliner Mauer. Rechts führt der Pfad bis zur Schützenstraße. Über die Buddestraße geht es zum S-Bahnhof Schönholz. Hier endet unser Ausflug. Für die rund 8 Kilometer lange Strecke sollte man drei Stunden einplanen.
Text: Martin Schwarz