Im Haus des Rundfunks in der Charlottenburger Masurenallee starteten 1931 Radioprogramme. Foto: IMAGO / Jürgen Held
Im Haus des Rundfunks in der Charlottenburger Masurenallee starteten 1931 Radioprogramme. Foto: IMAGO / Jürgen Held

Ein Jahrhundert ist vergangen, seit das Radio seinen Einzug in die deutschen Haushalte feierte. Von den Kindertagen des Rundfunks bis hin zur digitalen Ära hat das Medium eine faszinierende Reise durch die Jahrzehnte erlebt.

Der Rundfunk in Deutschland beginnt zunächst als Experiment, angetrieben von Pionieren wie Hans Bredow, dem ersten Generaldirektor der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft. Doch die Idee, Informationen und Unterhaltung drahtlos zu übertragen, erobert schnell die Herzen der Menschen.

Die erste Radiosendung beginnt am 29. Oktober 1923 mit den Worten „Achtung, Achtung! Hier ist die Sendestelle Berlin, im Vox Haus auf Welle 400 Meter“ und wird von Friedrich Georg Knöpfke, seines Zeichens der Direktor der Funkstunde Berlin, angesagt. Daraufhin zu hören: ein Cello-Solo mit Klavierbegleitung.

Fortschritt und Wandel

Die folgenden Jahre sind von technologischen Fortschritten und kulturellen Veränderungen geprägt. Immer mehr Sender bieten ein breites Spektrum an Inhalten, von Musik über Nachrichten bis hin zu Theateraufführungen. Unter den Nazis ist der Rundfunk ein Propaganda-Instrument, die Strukturen werden zentralisiert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird das Radio in Deutschland zu einem Instrument der Demokratisierung. Der Rundfunk soll nicht nur informieren, sondern auch zur Bildung und kulturellen Bereicherung beitragen.

Mit dem Aufkommen des Internets und digitaler Technologien in den 1990er-Jahren erlebt das Radio einen weiteren Umbruch. Neue Übertragungsmöglichkeiten und digitale Formate eröffnen ungezählte Wege für die Radiounterhaltung. Heute ist das Medium so vielfältig wie nie zuvor. Öffentlich-rechtliche Sender bieten vor allem Nachrichten und Information, während private Sender mit einem breiten Spektrum an Musikgenres und Unterhaltungsformaten aufwarten.

Ganz nah am Hörer

Aber was kann das Radio im Jahr 2023 besser als Streamingdienste, wo rund um die Uhr fast jedes Lied der Welt verfügbar ist? „Ganz viel“, sagt Annika Sesterhenn, die Teil der Redaktionsleitung des seit 1992 bestehenden Senders Berliner Rundfunk 91.4 ist. Neben modernem Pop und Evergreens der 70er- und 80er-Jahre bietet dessen Programm auch regelmäßige Nachrichten und Infos von Reportern vor Ort.

„Wir brauchen keine Angst vor Spotify und Co. zu haben”, so Sesterhenn, „weil Radio ganz nah am Hörer ist. Wenn ein Live-Moderator im Studio steht, erreichen wir etliche Menschen in genau diesem Moment. Diese Direktheit und Lokalität, das bietet kaum ein anderes Medium.“ Das Radio sei ein „Freund für die Hosentasche“, so Sesterhenn.

Auch bei Schlager Radio (106,0 UKW) kommt das gesprochene Wort nicht zu kurz. Oliver Dunk, Chef des Senders, betont: „Neben unserem musikalischen Fokus sind wir auch der private Sender mit dem höchsten journalistischen Wortanteil.“ Seit 45 Jahren macht Dunk Radio. Schon als Kind war er von dem Medium fasziniert und produzierte mit acht Jahren seine ersten Sendungen auf Kassette. „Schlager Radio“ widmet sich im Oktober eine Woche lang der Geschichte des eigenen Mediums.

Sesterhenn und Dunk sind sich einig, dass die Streamingdienste den Hörern keine echten Emotionen liefern können, das Radio hingegen schon. Das macht es neben den neuen Verbreitungswegen auch für Jüngere nach wie vor interessant. So bleibt das Radio trotz seiner 100-jährigen Geschichte ein Medium mit Zukunft.

Live-Radioshow „100 Jahre Radio“

Freitag 13. Oktober 2023, ab 19 Uhr im Großen Sendesaal, Masurenallee 8-14, Charlottenburg. Mit Helge Schneider, Olli Schulz und vielen anderen.

Text: Sascha Uhlig