Radbahn
Die Radbahn kann ab dem 24. August schon mal getestet werden. Bild: Lena Kunstmann

Die Planungen zur Radbahn unter dem U-Bahn-Viadukt der U1 sollen zukunftsweisend für die Stadt sein.

Fahrradstadt Berlin? Bis sich Berlin diesen Namen verdient hat, muss zwar noch einiges passieren. Erste Maßnahmen, wie die Verstetigung der in der Pandemie eingerichteten Pop-up-Bike-Lanes, verkehrsberuhigte Kiez-Blocks und zahlreiche neue Radwege, geben aber schon einmal einen Vorgeschmack auf eine fahrradfreundlichere Stadt. Wie das auch aussehen könnte, davon können sich Berliner ab dem 24. August an der Skalitzer Straße selbst ein Bild machen.

Seit 2014 gibt es Pläne, aus dem vergessenen Raum unterhalb der U-Bahn-Strecke der Linie U1 eine Radbahn zu machen, auf der Berliner ohne Hindernisse und Stress durch Kreuzberg radeln können. Nun wird die Vision ein wenig konkreter. Vom 24. bis 28. August feiern die Initiatoren eine Art Spatenstich.

Stadtraum gestalten

Über die Dauer von vier Aktionstagen wird der Teilraum unter dem Viadukt an der Skalitzer Straße in Höhe Oranienstraße zum Leben erweckt. Dort informiert die Projektträgerin, die gemeinnützige UG Reallabor Radbahn, mit einer Ausstellung, Vorträgen und Führungen über das Vorhaben. Außerdem soll schon einmal baulich gezeigt werden, wie eine Radbahn auf dieser Strecke aussehen könnte. „Wir wollen Neugierde auf Veränderungen wecken, Menschen für lebenswerte Stadträume begeistern und den Blick dafür öffnen, was alles unter dem Hochbahn-Viadukt möglich ist”, sagt Jeanette Werner vom Planungsteam des Reallabor Radbahn.

„Es geht bei den Aktionstagen weniger darum, die verkehrstechnische Situation der Radbahn zu erproben. Vielmehr wollen wir eine erste Vorstellung davon geben, was hier sein kann und ein Miteinander fördern”, so Werner weiter. Dazu gehört das Anlegen von grünen Oasen auf bislang als Parkplatz genutzten Flächen. In Zukunft soll hier noch einiges mehr passieren. Auf knapp neun Kilometern, vom Bahnhof Zoo bis zur Oberbaumbrücke, soll Berlins erster überdachter Radweg führen. Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg ünterstützt das Projekt ebenso wie der Senat und seit 2019 auch der Bund. Etwa 3,3 Millionen Euro stünden für den Ausbau zur Verfügung.

Zu schmal

Doch es gibt auch Kritik an dem Vorhaben. Der Raum unter dem Viadukt sei zu schmal, um überall entspannt radeln zu können, lauten die Bedenken der Kritiker. Tatsächlich verengt sich die Bahn an einigen Orten auf einen Meter, eine Breite von 3,50 Meter wäre aber nötig, um einen sicheren Zweirichtungsverkehr abzuwickeln, wie der ADFC erklärt. Der Fahrgastverband IGEB wiederum befürchtet, dass der Radweg zu Lasten der BVG-Fahrgäste geht.

Immerhin befinden sich auf der Strecke gleich fünf U-Bahn-Zugänge. Wer sich selbst einen Überblick verschaffen möchte, hat dazu ab dem 24. August auf dem Testfeld Gelegenheit.

Fehlende Poller

Aber nicht nur in Kreuzberg passiert einiges in Sachen radfreundliche Stadt. Überall in Berlin entstehen derzeit neue, teilweise geschützte Radwege, die das Radeln sicherer machen sollen. Doch lange Wartezeiten (Beispiel Müllerstraße) und nach wie vor fehlende Poller (ebenfalls Beispiel Müllerstraße) sorgen für Ärger.

„Leider gibt es bei den Pollern (wie bei so vielen Produkten gerade) Lieferschwierigkeiten, weshalb ich noch um ein wenig Geduld bitten muss“, erklärte Mittes Bezirksstadträtin Almut Neumann zuletzt bei Twitter. Lieferprobleme sind auch der Grund dafür, dass Radfahrer an der Hermannstraße nach wie vor ohne Poller-Begrenzung auskommen müssen. Eigentlich sollten die Arbeiten dort bereits im März fertiggestellt werden.

Die Berliner Radinfrastruktur soll sich in Zukunft auch durch einige Radschnellwege auf knapp 3.000 Kilometern Gesamtlänge ausweiten – doppelt so viel wie bislang geplant. Die Kosten für das Vorhaben werden voraussichtlich im dreistelligen Millionenbereich liegen. Zur Infrastruktur gehören außerdem mehr Park- und Abstellflächen für Räder. An einigen Bahnhöfen, wie am U-Bahnhof Haselhorst, am S-Bahnhof Mahlsdorf, am S-Bahnhof Landsberger Allee und am S-Bahnhof Schöneweide sollen deshalb bald Fahrradparkhäuser entstehen.

Text: kr