Nach wie vor erreichen Berlin täglich hunderte Geflüchtete. Den Vereinen, die sich engagieren, fehlt es derzeit vor allem an ehrenamtlichen Helfern – und an Spenden.
Menschen, die Geflüchtete aus der Ukraine am Hauptbahnhof empfangen und ihnen einen Schlafplatz anbieten, Kleider-Sammelaktionen in der Nachbarschaft organisieren oder sich als Sprach-Tandempartner anbieten: Die Hilfsbereitschaft zu Beginn des Ukraine-Krieges im Frühjahr 2022 war groß. Knapp ein Jahr später kommen immer noch täglich zahlreiche Ukraineflüchtlinge am Hauptbahnhof an und benötigen Hilfe, etwa am Fahrkartenautomaten oder bei der Suche nach einem Schlafplatz.
Und auch die, die schon länger in Berlin leben, sind teilweise auf Unterstützung im Alltag, bei der Wohnungssuche oder bei Behördengängen, angewiesen. Hinzu kommen hunderte Geflüchtete aus Afghanistan, Syrien und anderen Regionen der Welt, die täglich nach Berlin kommen.
Doch im Gegensatz zur weiterhin hohen Zahl an geflüchteten Menschen, sind die Geldspenden, die Hilfsorganisationen erreichen, in den vergangenen Monaten merklich zurückgegangen. Zeitgleich gibt es immer weniger freiwillige Helfer. „Das liegt in der Natur der Sache“, sagt die Gründerin und Geschäftsführerin des Vereins „Moabit hilft“, Diana Henniges. „Es ist leider so, dass sich Menschen an Elend gewöhnen“.
Der harte Kern bleibt
Viele seien des Themas Ukraine-Krieg überdrüssig. Immerhin: Der harte Kern an Ehrenamtlichen, die sich im Verein engagieren, sei geblieben. Dennoch fehle es an Helfern, insbesondere an Sprachmittlern. Von einem „Ausnahmezustand“ spricht die Gründerin des Vereins. Den hatte Sozialsenatorin Katja Kipping bereits Ende Juli ausgerufen. Seitdem hat sich die Situation nur noch verschärft. In den Erstaufnahme- und Gemeinschaftsunterkünften des Landes gibt es kaum freie Plätze.
Erst vor wenigen Tagen kündigte Kipping an, dass die Notunterkunft am ehemaligen Flughafen Tegel bis März geöffnet bleiben soll. „Die weiterhin angespannte Lage bei der Unterbringung Kriegsgeflüchteter aus der Ukraine und Asylsuchender in Berlin macht die verlängerte Nutzung der Terminals A und B über das Jahresende 2022 hinaus als Notunterbringung nötig“, so der Senat. „Die Menschen rennen uns die Bude ein“, erzählt auch Henniges. Täglich würden mehr als 100 Menschen den Standort des Vereins an der Turmstraße aufsuchen.
„Moabit hilft“ unterstützen
Wer die Arbeit von „Moabit hilft“ mit Sachspenden unterstützen möchte, findet auf der Vereins-Webseite eine ständig aktualisierte Bedarfsliste mit Kleidungsstücken oder Lebensmitteln, an denen es mangelt. Vor allem Letzteres sei wichtig für die Unterstützung von geflüchteten Menschen. In den ersten Wochen nach ihrer Ankunft in Berlin reiche ihr Geld häufig nicht mal, um Kleinigkeiten, wie Schokoriegel für ihre Kinder, zu kaufen. Dabei seien es oft diese Kleinigkeiten, die das Leben lebenswert machen, so der Verein.
Mit den Lebensmitteln werden beispielsweise auch Kochabende in Stadtteilzentren unterstützt, bei denen sich Geflüchtete außerhalb der beengten Notunterkünfte austauschen können. Veranstaltungen, die geflüchteten Menschen das Ankommen enorm erleichtern können.
Hilfe für die Ukraine
Dass die Spendenbereitschaft abgenommen hat, spürt auch der Verein Ukraine-Hilfe Berlin. „Die Spendenbereitschaft war im Frühjahr groß und hat seitdem abgenommen. Im Dezember ist das Spendenaufkommen gestiegen, aktuell aber wieder sehr gering“, erzählt uns ein Sprecher, der genauso wie alle anderen Vereinsmitglieder ehrenamtlich arbeitet. Durch die Kooperation mit Partnerorganisationen, wie der Ukrainischen Orthodoxen Kirchengemeinde in Berlin oder dem Ukrainischen Pfadfinderverbund Plast, gebe es zwar immer Helfende zum Sortieren und Verpacken der Hilfsgüter. Gebraucht würden aber noch Menschen mit einem besonderen fachlichen Hintergrund und Kontakten, etwa im medizinischen Bereich.
Wer dem Verein ganz gezielt helfen möchte, kann aber auch Geld spenden. „Derzeit sammeln wir Spenden für unser Winterhilfe-Projekt. Dabei lassen wir in der Ukraine Thermounterwäsche produzieren. Ein Set kostet 22 Euro“, so der Verein.
Im vergangenen Jahr konnten durch Spenden elf Rettungswagen, drei Feuerwehrautos mit Ausrüstung und diverse medizinische Geräte für den Einsatz in der Ukraine gekauft werden.
Suche nach Ehrenamtlichen
Auch bei der Stadtmission können sich Berliner mit Geldspenden oder einer Ehrenamtlichkeit einbringen. Beispielsweise im Café Ukraine, das immer samstags von 14 bis 19 Uhr zum gemeinsamen Essen, Musizieren und Austausch ins Haus der Statistik einlädt.
Dringend gesucht werden aktuell Ehrenamtliche in der im ehemaligen Hotel Kopernikus in Friedrichshain eingerichteten Gemeinschaftsunterkunft für geflüchtete Menschen. 150 bis 180 Menschen bekommen hier eine sichere Unterkunft, Essen und können weitere Hilfeleistungen wie Beratungsangebote in Anspruch nehmen.
Text: Katja Reichgardt