Auch Berlin leidet unter immer wiederkehrenden Hitzeperioden – doch ist die Hauptstadt überhaupt auf längere Phasen von Dürre und Hitze vorbereitet? Das neue Aktionsbündnis „Hitzeschutz Berlin“ hat Hitzeschutz-Pläne entwickelt.
Es war das erste Hitze-Wochenende in Berlin und Brandenburg – das sich fast zu einem echten Katastrophen-Szenario entwickelte. Ein Waldbrand in Beelitz (Potsdam-Mittelmark) war durch die hohen Temperaturen und der anhaltenden Trockenheit außer Kontrolle geraten, es drohten sogar Evakuierungen einzelner Dörfer. Dann die Entwarnung: Regen.
Auch Berlin leidet unter immer wiederkehrenden Hitzeperioden – doch ist die Hauptstadt überhaupt auf längere Phasen von Dürre und Hitze vorbereitet? Zumindest bei Krankenhäusern, Bezirksämtern, ambulanten Pflegediensten und Praxen sowie weiteren stationären Einrichtungen und Pflegeheimen lautet die Antwort ganz klar: Nein.
Hitzeschutzpläne für das Berliner Gesundheitswesen
Hilfe muss her und die naht mit einem neuen Aktionsbündnis: „Hitzeschutz Berlin“. Das Projekt, initiiert durch die Ärztekammer Berlin, die Deutsche Allianz Klimawandel, Gesundheit e.V. und die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, hat gemeinsam mit dem Berliner Gesundheitswesen Hitzeschutzpläne für den Ernstfall entwickelt – der in Zeiten von Erderwärmung und Klimawandel jederzeit eintreten kann.
„Die Klimakrise ist Realität in Deutschland, sie ist Realität in Berlin“ so Ulrike Gote, Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung bei einer Pressekonferenz in Berlin. „Wir werden vemehrt mit Hitzeereignissen rechnen müssen, auch in diesem Jahr. Wir werden erleben, was es bedeutet große Trockenheit zu haben, gerade in einer Metropole wie Berlin.“
Lebensgefahr droht
Hitze kann lebensgefährlich werden: gerade für Menschen mit Vorerkrankungen, Schwangere, kleine Kinder und alle die im Freien arbeiten. Hitzewellen sind laut Peter Bobbert, Präsident der Ärztekammer Berlin, gerade bei diesen Gruppierungen eben sogar lebensbedrohlich.
„Zwischen den Jahren 2018 und 2020 gab es allein in Berlin und Brandenburg rund 1.400 Hitzetote“, so Bobbert auf selbiger Pressekonferenz.
Aus diesem Grund wurden nun mehrere Hitzeschutzpläne für Krankenhäuser und andere gesundheitswichtige Einrichtungen entwickelt. Darin enthalten sind unter anderem vorgegebene Maßnahmen für große Hitze während der Sommer-Monate, zum Beispiel die kühle Lagerung von wärmeempfindlichen Medikamenten oder eine angepasste Getränkeversorgung für Mitarbeiter und Patienten.
„Wir müssen die Gefahren gut verstehen und Hitzeschutzpläne systematisch in allen Gesundheitseinrichtungen entwickeln und umsetzen“ so Dr. Med. Martin Hermann, Vorstandsvorsitzender von KLUG – Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheitheit.
Alarm-System soll rechtzeitig warnen
Eingeführt wird zusätzlich ein Hitze-Warn-System, um die Berliner bestmöglich vor den gesundheitsgefährdenden Folgen der Hitze zu schützen. Dieses Alarmsystem ist angepasst an die zwei Warnstufen in Berlin:
- Stufe 1: gefühlte Temperatur mehr als 32 Grad am selben Tag, ohne nächtliche Abkühlung
- Stufe 2: gefühlte Temperatur mehr als 38 Grad, ohne nächtliche Abkühlung
„Zur Weiterleitung von Hitzewarnungen wird eine Kommunikationskaskade über das Einsatzleit-und Lagezentrum der Senatsverwaltung für Inneres und der Polizei eingerichtet. Dadurch wird sicher gestellt, dass die Informationen über bevorstehende Hitzewellen alle relevanten Akteure des Berliner Gesundheitswesens erreichen“ erklärt Ulrike Gote. Das Alarmsystem soll in den nächsten Tagen starten.
Vorreiter in Sachen Hitzeschutz
Berlin nimmt mit den Hitzeschutzplänen in verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens eine Vorreiter-Rolle ein, denn bisher gibt es keine andere Großstadt oder kein anderes Bundesland, wo Gesundheitsakteure eine zentrale Rolle in der Erstellung und Umsetzung von Hitzeschutzplänen spielen.
Text: Sophia Völkel