Die Dauerbaustelle Elsenbrücke ist eines von vielen Beispielen: Bei der Sanierung und dem Neubau von Brücken kommt Berlin kaum hinterher. Die neue Behelfsbrücke wurde allerdings früher freigegeben als geplant. Bild: IMAGO/Sabine Gudath
Die Dauerbaustelle Elsenbrücke ist eines von vielen Beispielen: Bei der Sanierung und dem Neubau von Brücken kommt Berlin kaum hinterher. Die neue Behelfsbrücke wurde allerdings früher freigegeben als geplant. Bild: IMAGO/Sabine Gudath

Der jahrelange Sanierungsstau hat Folgen: Vielen der 960 Brücken in Berlin geht es schlecht. Der rot-grün-rote Senat hat eine Reihe von Sanierungs- und Neubauprojekten auf den Weg gebracht. Die CDU fordert ein besseres Planungsmanagement.

Gute Nachrichten für Lichterfelde-West: Die seit Jahren teilgesperrte Moltkebrücke wird in den kommenden zwei Jahren zunächst komplett abgerissen und dann neu aufgebaut. Anfang des Monats starteten die Arbeiten für eine Behelfsbrücke am S-Bahnhof Botanischer Garten. Diese soll den Zugang zum Bahnsteig während der Bauzeit sichern.

Auf der neuen Brücke werden breite Fußwege sowie ein Fahrstreifen pro Richtung für den Rad- und Kfz-Verkehr zur Verfügung stehen. Für den Ersatzneubau sind laut Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz Kosten in Höhe von zehn Millionen Euro veranschlagt.

Mehr Komfort für Fuß- und Radverkehr

Zum 100-Tage-Programm der Senatsverwaltung gehören neben der Moltkebrücke auch die Ersatzneubauten für die Pyramidenbrücke nahe der Alten Försterei in Köpenick und die Wuhletalbrücke im Verlauf der Märkischen Allee in Marzahn. Auch für den Ersatzneubau der Pyramidenbrücke werden Behelfsbrücken errichtet. Derzeit laufen die Vorbereitungen. Die neue Pyramidenbrücke soll im Jahr 2028 fertiggestellt sein. Fuß- und Radverkehr erhalten neue und „komfortable“ Anlagen.

Die seit Jahren teilgesperrte Moltkebrücke wird in den kommenden zwei Jahren zunächst komplett abgerissen und dann neu aufgebaut.
Die seit Jahren teilgesperrte Moltkebrücke wird in den kommenden zwei Jahren zunächst komplett abgerissen und dann neu aufgebaut. Bild: Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität,
Verbraucher- und Klimaschutz

Für die Wuhletalbrücke soll der Rückbau im dritten Quartal dieses Jahres abgeschlossen sein. Seit Juni 2019 ist die marode Querung gesperrt. Das neu zu errichtende Brückenbauwerk mit deutlich verbesserten Rad- und Fußverkehrs-
anlagen soll voraussichtlich ab Mitte 2025 fertiggestellt sein. Zeitgleich wird die Märkische Allee zwischen Mehrower Allee und S-Bahnhof Ahrensfelde erneuert, inklusive einer besseren Anbindung an die angrenzenden S-Bahn-Haltestellen.

Elsenbrücke seit 2018 teilweise gesperrt

Besondere Aufmerksamkeit genießt die wichtigste Spree-Querung in der südöstlichen Innenstadt, die Elsenbrücke zwischen Alt-Treptow und Friedrichshain. Seit Ende August 2018 ist sie wegen eines Risses im Beton zum Teil gesperrt. Im Januar, übrigens früher als geplant, wurde die Behelfsbrücke über die Spree für den Verkehr freigegeben.

Für die ersten Monate dieses Jahres ist zudem der Rückbau des Nordwest-Flügels angesetzt. Einen genauen Termin gibt es noch nicht. Im kommenden Jahr soll der Neubau starten. Die Freigabe ist für 2026 geplant. Bis zum Jahr 2028 soll auch der neue Südost-Flügel fertig und damit die neue Elsenbrücke freigegeben sein.

Für die Wuhletalbrücke soll der Rückbau im dritten Quartal dieses Jahres abgeschlossen sein. Seit Juni 2019 ist die marode Querung gesperrt. Bild: IMAGO/Bernd Friedel
Für die Wuhletalbrücke soll der Rückbau im dritten Quartal dieses Jahres abgeschlossen sein. Seit Juni 2019 ist die marode Querung gesperrt. Bild: IMAGO/Bernd Friedel

Fahlenbergbrücke: Seit 39 Jahren marode

Auch an der Fahlenbergbrücke im äußersten Südosten der Stadt soll alles besser werden. Seit 1983 ist die Verbindung zwischen Müggelheim und Gosen marode. Der Neubau wurde mehrfach verschoben. Laut Senatsverwaltung sollen die Arbeiten in diesem Jahr beginnen. Für das zweite Quartal ist der Verschub des Bauwerks, das als Behelfsbrücke genutzt wird, vorgesehen.

Der Neubau soll bis zum Ende des zweiten Quartals 2023 fertiggestellt werden. Ursprünglich waren 3,4 Millionen für das Projekt vorgesehen. Mittlerweile rechnet die Senatsverwaltung mit 5,7 Millionen Euro.

CDU: Besser und schneller planen

„Die Prioritäten bei den aktuellen Brückenprojekten sind okay“, sagt Oliver Friederici von der Berliner CDU-Fraktion. „Generell sollte aber nicht allein der Reparaturbedarf einer Brücke entscheidend sein, sondern auch ihre Bedeutung für den Verkehrsfluss.“

Der Sanierungsstau bei den Brücken lasse sich nur mit mehr Personal in den Planungsabteilungen der Verkehrsverwaltung auflösen: „Wir brauchen mehr und besser bezahlte Mitarbeiter, um schneller und besser zu planen und auch tatsächlich bauen zu können“, fordert der Verkehrsexperte.

Aus Sicht des ADAC müsse eine flächendeckende Bestandsaufnahme erfolgen, um bedeutende Bauprojekte aufeinander abstimmen und mit der richtigen Priorisierung abarbeiten zu können.

Brücken statt Poller

Die Vorbereitung des Neubaus der Elsenbrücke laufe zu langsam, kritisiert Friederici. „Warum ist von Baumaßnahmen nichts zu sehen, obwohl die Behelfsbücke bereits freigegeben wurde?“, fragt er.

Der Senat müsse die Sanierung und den Neubau von Brücken endlich als Hauptthema begreifen, anstatt den Verkehrsraum mit Pollern und anderen Maßnahmen neu aufzuteilen, so Friederici.

Text: Nils Michaelis