Termin vor dem Roten Rathaus
v.l.n.r.: Astrid Raasch (Berlin gegen Tierversuche), Rolf Kohnen (Bund gegen Tiermissbrauch) und Brigitte Jenner (Tierschutzverein Berlin) beim Termin vor dem Roten Rathaus

Der Tierschutzverein für Berlin (TVB) und das Bündnis „Berlin gegen Tierversuche“ – ein Zusammenschluss der „TierVersuchsGegner Berlin und Brandenburg e.V.” und des Vereins „Bund gegen Missbrauch der Tiere – Geschäftsstelle Berlin“ hatten am vergangenen Freitagnachmittag zu einer Demonstration gegen Tierversuche vor dem Roten Rathaus aufgerufen.

Die Initiatoren fordern eine deutliche Reduzierung der Tierversuche und kritisieren die zu hohe Zahl verwendeter Versuchstiere. Über 145.000 Tiere wurden allein im vergangenen Jahr in Berliner Laboren verbraucht. “Das ist nicht länger hinnehmbar. Wir gehen sogar soweit, dass wir ein grundsätzliches Verbot von Tierversuchen in Berlin und Deutschland fordern”, erläuterte Astrid Raasch, Sprecherin der TierVersuchsGegner Berlin und Brandenburg e.V.. Im europäischen Parlament sei vor wenigen Tagen ein Beschluss mit entsprechender Zielsetzung gefasst worden. “Aber eben noch nicht in Deutschland und für Berlin”, so Raasch gegenüber dem Berliner Abendblatt.

Tierschutz Gegner

Daher fordern der Tierschutzverein Berlin und das Bündnis „Berlin gegen Tierversuche“ vom neu zu wählenden Senat einen konkreten Ausstiegsplan aus den Tierversuchen. Dieser solle Zielvereinbarungen und Ausstiegsdaten sowie ein Monitoring-System und Umsetzungsmanagement beinhalten. Die Vereinbarungen aus dem bisherigen rot-rot-grünen Koalitionsvertrag, wie “Die Koalition will Tierversuche auf das absolut notwendige Maß reduzieren (….) Gemeinsam mit den Universitäten will die Koalition Berlin zur Hauptstadt der Ersatzmethoden machen“, seien zu unklar gefasst und ohnehin nicht ausreichend umgesetzt worden.

Süße Tierschutz-Symbolik – 500 Stofftiere vor dem Rathaus

Mit über 500 Stofftieren – vom Stoffschweinchen bis zur Häkel-Ratte – wurde bei der Demonstration am Freitag den Versuchstieren sinnbildlich eine Stimme gegeben und soll den zukünftigen Senat nun auffordern, konkrete Schritte zu unternehmen, um eine massive Reduzierung von Tierversuchen und die Förderung tierfreier Forschung gezielt und konsequent voranzutreiben.

Alternative Versuche zum Tierschutz nutzen

“Es gibt bereits wissenschaftliche Techniken mit Pilz- und Hefekulturen in Petrischalen, Zellkulturen und vielversprechende Ansätze mit Computersimulationen, die eine Vielzahl von Tierversuchen ersetzen können. Diese Techniken müssen nur genutzt werden”, erläuterte Brigitte Jenner, Vorstandsmitglied des Tierschutzverein Berlin. Berlin sei immer noch die Hauptstadt der Tierversuche.

Große Zahl von Tierversuchen in Berlin

Nirgendwo sonst in Deutschland würden ähnlich viele Versuchslabore betrieben wie in der Hauptstadt. “Das muss sich schnellstmöglich ändern. Doch statt in die Forschung nach Alternativmethoden zu investieren, flossen in den vergangenen Jahren Millionen in den Neubau von Tierversuchsanlagen”, so Jenner. Statt weiter Versuchslabore zu finanzieren, fordere man eine Ausweitung der Forschung nach Alternativmethoden, sowie eine verbesserte Beratung von Behörden und Forschungseinrichtungen.

Während Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen einen Ausstiegsplan unterstützten, suche man in den Wahlprogrammen von CDU, SPD und FDP vergeblich nach Maßnahmen, um Tierversuche zu reduzieren, hieß es in einer Mitteilung der Demonstranten.

Text: red/ Stefan Bartylla Bild: Stefan Bartylla, Video: Stefan Bartylla