Nach Tod von Tiger Harfan: Der Berliner Tierpark hat einen neuen Sumatra-Tiger aufgenommen. Die Großkatzen-Art gehört zu der am stärksten bedrohten der Erde.
Nachdem Sumatra-Tiger Harfan 2020 verstarb, ist nun Tiger-Männchen Jae Jae in den Tierpark Berlin gezogen.
Der Sumatra-Tiger ist eine der am stärksten bedrohten Großkatzen der Erde. In den
Regenwäldern Indonesiens leben schätzungsweise heute nur noch weniger als 400 dieser
majestätischen Tiere – Sumatra-Tiger sind damit unmittelbar vom Aussterben bedroht. “Im
Tierpark Berlin gibt es nun einen neuen Hoffnungsschimmer für den Erhalt der gesamten
Tierar”, heißt es seitens der Tierpark-Direktion.
Erhalt bedrohter Tierarten sichern
In internationaler Zusammenarbeit engagieren sich zoologische Einrichtungen, um für
bedrohte Tierarten stabile Reservepopulationen zu schaffen, die deren Aussterben
verhindern sollen. Für den Sumatra-Tiger gibt es einen „Global Species Management Plan“
(GSMP), der alle regionale Erhaltungszuchtprogramme, wie zum Beispiel das Europäische
Erhaltungszuchtprogramm (EEP) zusammenführt und entsprechend global plant, um den
Erhalt einer so bedrohten Tierart noch erfolgreicher sichern zu können.
Aussterben verhindern
„International koordinierte Erhaltungszuchtprogramme sind aktuell ein sehr wichtiger Baustein beim Erhalt dieser unmittelbar vom Aussterben bedrohten Großkatzen“, erklärt Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem. „Deshalb dürfen wir nichts unversucht lassen, um das Aussterben dieser einzigartigen Tiere zu verhindern.“
Der Tierpark Berlin engagiere sich bereits seit den 1950er-Jahren für die seltenen Tiger, bereits 123 Sumatra-Tiger kamen hier zur Welt und reisten teilweise um die ganze Welt, um in anderen zoologischen Einrichtungen abermals für Nachwuchs zu sorgen. Zuletzt gab es bei den hochbedrohten Sumatra-Tigern in Berlin im Jahr 2018 Nachwuchs.
Jungtiere mit Knorpelschäden
Bei den vier Jungtieren wurden jedoch Probleme beim Bewegungsablauf beobachtet. Umfassende Untersuchungen offenbarten wenig später eine Ursache: Die Vierlinge haben
eine Kniefehlstellung und damit einhergehende Knorpelschäden. „Um herauszufinden, woher
die Fehlstellung der Jungtiere kommt, haben wir umfangreiche, klinische und genetische
Analysen in Auftrag gegeben“, erklärt der zuständige Kurator Matthias Papies.
Fehlstellung von Harfan geerbt
„Die Untersuchungen am Leibniz-Institut für Zoo-und Wildtierforschung (IZW) und der
Tierärztliche Hochschule Hannover lassen darauf schließen, dass die gesundheitliche
Beeinträchtigung der Jungtiere auf eine Vererbung durch den mittlerweile verstorbenen Vater der Vierlinge Harfan zurückzuführen ist.“
Harfan starb an Leber- und Nierenversagen
Sumatra-Tiger Harfan starb im September 2020 im Alter von zwölf Jahren an einem fortgeschrittenen Leber- und Nierenversagen. In den letzten zwei Jahren wurde der Gesundheitszustand der Vierlinge kontinuierlich beobachtet. Trotz unterschiedlicher Therapieansätze ist bisher keine maßgebliche Verbesserung zu erkennen.
Neuer Paarungsversuch
Auch Tigermutter Mayang (11) wurde klinisch und genetisch untersucht. Bei ihr konnten glücklicherweise keine Anzeichen auf eine erbliche Belastung festgestellt werden. Basierend auf diesen Ergebnissen wurde nach gemeinsamer Beratung mit externen Experten des GSMP, des EEP und des Leibniz-IZW nun die Empfehlung für eine weitere Zucht mit Mayang gegeben und mit Tiger Jae Jae ein passender Partner gefunden.
Neuer Tiger kommt aus Frankreich
Tiger-Männchen Jae Jae kam aus dem Parc des Félins in Frankreich. Zuvor wurde er bereits
Vater mehrerer gesunder Nachkommen. Die Zusammengewöhnung mit Mayang findet derzeit im rückwärtigen Bereich statt. Vorerst ist Jae Jae also noch nicht für die Tierpark-Besucher zu sehen. “Die beiden Indochina-Tiger Tarek und Sarai werden den Tierpark Berlin im Laufe dieses Jahres verlassen, um der Sumatra-Tiger-Familie mehr Platz zu geben”, heißt es in einer Mitteilung des Tierparks.
Text: red, Bild: IMAGO / agefotostock