Haby (Anta Diaw, li.) und ihr bester Kumpel. Bild: filmkinotext
Haby (Anta Diaw, li.) und ihr bester Kumpel. Bild: filmkinotext

In dem französischen Drama „Die Unerwünschten – Les Indésirables“ legt sich eine junge Frau mit dem Bürgermeister an.

Nachdem der Bürgermeister einer Kleinstadt im Umland des Molochs Paris plötzlich gestorben ist, wird der Lokalpolitiker und Arzt Pierre (Alexis Manenti) zu seinem Nachfolger auserkoren. Schaut man ihm zu Beginn noch mit einiger Sympathie bei seinen Bestrebungen zu, so entwickelt der an den jungen Jaques Chirac erinnernde Politiker doch zunehmend eine repressive Politik, vor allem zu Lasten der Menschen mit Migrationshintergrund. Besonders die heruntergekommenen Wohnblöcke dieser „Unerwünschten“ sind Pierre ein Dorn im Auge. Unterstützung erhält er von einem migrantischen Politiker, der eigentlich selbst Bürgermeister werden wollte und sein eigenes Süppchen kocht.

In einem dieser Hochhäuser, in dem schon jahrelang kein Fahrstuhl mehr funktioniert, wohnt die junge Haby (Anta Diaw). Sie hat malische Wurzeln und arbeitet in der Verwaltung ihrer Heimatstadt. Haby beobachtet Pieres Treiben mit Misstrauen und entschließt sich, gegen ihn als Bürgermeisterkandidatin anzutreten, was Pierres knallharte Vorgehensweise sicherlich noch verstärkt.

Kraftvolles Erzählen

Als in einer illegalen, von vielen Migranten genutzten Stadtteilküche in einem der Hochhäuser ein Brand ausbricht, nutzt Pierre diese Chance und lässt den Wohnblock wegen Einsturzgefahr räumen – und so sitzen kurz vor Weihnachten viele arme Menschen auf der Straße …

Schon mit seinem Erstling „Les Misérables“ von 2019 bewies der französische Filmemacher Ladj Ly sein Talent für kraftvolles Erzählen. Mit seinen sozialkritischen Filmen stellt er sich auch in die Tradition des großen britischen Regisseurs Ken Loach, der in seinen Filmen immer für die Rechte der Schwachen eintrat und auch stets eindeutig Stellung bezog. Und auch Ly stellt sich hier klar auf die Seite Habys und ihrer Motivation, er schildert in nervösen Bildern deren Kampf gegen eine unmenschliche Politik und gegen den überall schwelenden Rassismus.

„Die Unerwünschten – Les Indiérables“ ist ein mitreißendes Sozialdrama, das von jenen Menschen am Rande der französischen Hauptstadt erzählt, die von der „normalen“ Gesellschaft ausgeschlossen sind, sich gezwungenermaßen eine Parallelwelt aufgebaut haben – und dann von der Oberen attackiert werden. Da spürt man – wie Habys impulsiver bester Freund – eine anständige Wut im Bauch.

Text: Martin Schwarz

Neu im Kino: 

Die Unerwünschten – Les Indésirables

Frankreich 2023, 105 Min

Regie: Ladj Ly, Besetzung: Anta Diaw, Alexis Manenti, Aristote Luyindula u.a.,

Kinostart: 6.3.