Das Biopic „Die Gesandte des Papstes“ feiert die US-amerikanische Nonne Franziska Xaviera Cabrini
Es hat sie wirklich gegeben: Franziska Xaviera Cabrini, die erste US-Amerikanerin, die heiliggesprochen wurde. Das war im Jahr 1938, 21 Jahre nach ihrem Tod mit 67 Jahren nach einer Malaria-Erkrankung. Die hohe Ehre der Heiligsprechung war vermutlich nicht Cabrinis Ziel, dafür hat sich diese selbstlose Frau zeitlebens viel zu sehr für andere Menschen engagiert – und zwar für die Ärmsten unter den Armen. Dabei ist Franziska (Cristiana Dell’Anna) schon als Kind kränklich, eine kurze Lebensspanne wird ihr prognostiziert.
Doch die Italienerin ist zäh, sie wird Nonne und hat nur ein Ziel: die Welt besser machen. 1880 wird der bereits 1881 päpstlich anerkannte Orden der „Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen“ von ihr begründet. 1889 erreicht sie mit anderen Nonnen New York, im Gepäck: ein Brief des Papstes Leo XIII. Rund um die berüchtigte Gegend um Five Points – hier war auch das kriminelle Zentrum in Martin Scorseses „Gangs of New York“ – wimmelt es nur so von eingewanderten Italienern, die auf ein besseres Leben in der Neuen Welt hofften und nun unter lebensunwürdigen Umständen dahinvegetieren. Doch mit ihrer Konsequenz und Eloquenz gelingt es Franziska, ein Waisenhaus für italienische Kinder zu eröffnen.
Rassismus, Integration und Emanzipation
Unterstützung erhält sie kaum, nicht von der katholischen Kirche in Gestalt des New Yorker Erzbischofs Corrigan (David Morse), schon gar nicht von den Stadtoberen. Der New Yorker Bürgermeister Gould (John Lithgow) und seine Gefolgschaft leben ihren Rassismus gegenüber den „Spaghettifressern“ offen aus. Doch Franziska Cabrini ist nicht unterzukriegen. Ihr nächstes Ziel: ein Krankenhaus.
„Die Gesandte des Papstes“ ist eine tiefe filmische Verbeugung vor einer außergewöhnlichen Geistlichen. Der Film stellt aber weit mehr dar als „nur“ ein Biopic, sondern greift viele Themen auf, die heute noch eine große Rolle spielen: Rassismus, Integration, Emanzipation. Vom Verhalten der Stadtoberen New Yorks damals ist es nicht weit zur US-Politik von heute. Die Vorurteile gegenüber fremden Bevölkerungsgruppen haben sich vielleicht gewandelt, sind aber immer noch präsent. Und das in einem Land, das bis auf die Native Americans durchweg von Einwanderern bevölkert wird, die eben nur zu unterschiedlichen Zeiten das „Land of the Free“ erreicht haben.
Regisseur Alejandro Gómez Monteverde findet in dem aufwändig inszenierten Film für seine emotionale und packende Geschichte trotz des gezeigten Elends mitunter sogar elegante Bilder, er spart nicht nur auf der musikalischen Ebene mit Pathos. Merkwürdig allerdings, dass die anderen Nonnen des Ordens merkwürdig gesichtslos bleiben. Dennoch: In seiner Aktualität ist der Film sehenswert und zeigt einmal mehr, dass die Idee des Melting Pots, des so gerne propagierten harmonischen US-Schmelztiegels der Kulturen, doch sehr oft eine glatte Lüge ist.
Die Gesandte des Papstes USA 2024, 142 Min., R: Alejandro Gómez Monteverde, D: Cristiana Dell’Anna, David Morse, Romana Maggiora Vergano u.a., Kinostart: 11.9.
Text: Martin Schwarz