Das Melodram „Der Lehrer, der uns das Meer versprach“ verbindet spanische Geschichtsaufarbeitung mit einer herzergreifenden Erzählung.
Vom kleinen Dorf Bañuelos de Bureba in der spanischen Provinz Burgos sind es gerade mal 135 Kilometer bis ans Meer. Basierend auf einer wahren Geschichte erzählt Regisseurin Patricia Font in „Der Lehrer, der uns das Meer versprach“ von einem Pädagogen, der seiner Zeit nicht um Jahre, sondern um Jahrzehnte voraus war.
Spanien 1935. Kurz vor Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs reist der junge Antoni Benaiges (Enric Auquer) aus seiner katalanischen Heimat in das Dorf Bañuelos de Bureba, um dort die freie Stelle des Lehrers anzutreten. Er bringt gegen den Widerstand des örtlichen Pfarrers und einiger Bürger ungewohnt frischen Wind in die Schule, mit modernen Ansätzen, die die Schüler animieren sollen, selbst zu denken und handeln – und dabei doch immer Kind zu bleiben.
Gelungene Verarbeitung der faschistischen Vergangenheit
Er stellt mit ihnen mit einer kleinen Druckerpresse sogar selbstverfasste Hefte her. Und eines Tages stellt Antonio seinen Schülern in Aussicht, mit ihnen ans Meer zu fahren, keiner seiner Zöglinge war jemals dort. Doch die Faschisten haben längst unliebsame Lehrer wie Antoni im Visier.
Spanien 2010. Um ihren todkranken Großvater Carlos zu unterstützen, macht sich Ariadna (Laia Costa) in der Provinz Burgos auf die Suche nach den sterblichen Überresten ihres Urgroßvaters, die sie in einem der unzähligen Massengräber aus der Zeit Francos zu finden hofft. Dabei stößt sie bei einem dieser Gräber auf den greisen Emilio, einen Schüler Antonis. Und sie erfährt, dass ihr Großvater ebenfalls von Antoni unterrichtet wurde. Carlos durfte sogar bei ihm wohnen, da dessen Vater bereits inhaftiert war.
Wie auch in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg tun sich die Spanier schwer mit der Aufarbeitung ihrer faschistischen Vergangenheit. „Der Lehrer, der uns das Meer versprach“ verbindet nun geschickt eine ergreifende wahre Geschichte von damals mit der viele Jahre später begonnenen Auseinandersetzung mit der Diktatur.
Das Ergebnis: ein berührendes, hochaktuelles Melodram und zugleich eine tiefe Verbeugung vor einem außergewöhnlichen und mutigen Lehrer. Dabei weiß Enric Auquer als Antoni ebenso zu überzeugen wie die wegen des regionalen Akzents im Raum Burgos gecasteten jungen Schauspieler. Großes emotionales Kino.
Der Lehrer, der uns das Meer versprach E 2023, 105 Min., Regie: Patricia Font, Besetzung: Enric Auquer, Laia Costa, Luisa Gavasa u.a., Kinostart: 6.2.
Text: Martin Schwarz