Wird das Taxi bald zum Massenverkehrsmittel? Bild: IMAGO / Jürgen Ritter
Wird das Taxi bald zum Massenverkehrsmittel? Bild: IMAGO / Jürgen Ritter

Das Neun-Euro-Ticket endet heute. Ein Berliner Mobilitätsforscher fordert als Anschlusslösung an das beliebte Billig-Ticket ein 29-Euro-Ticket mit Taxi-Flatrate.

Nur noch heute dürfen wir mit dem 9-Euro-Ticket im Regional-Nahverkehr durchs ganze Land fahren. Am 31. August läuft das Angebot der günstigen Monatskarte aus. Viele wünschen sich eine Fortsetzung. In Berlin wird gerade intensiv an einer Nachfolgeregelung für ein Preiswert-Ticket gearbeitet. Das soll im Oktober kommen, sein Preis und der Geltungsbereich stehen allerdings noch nicht fest.

Einen bundesweit einheitlichen Weg, wie nach dem 9-Euro-Ticket weitergemacht wird, gibt es noch nicht. Die Ideen reichen vom gänzlich kostenlosen Angebot bis zur Fortführung des 9-Euro-Tickets über 29- und 69-Euro-Tickets sowie ein 365-Euro-Jahresticket, wie es Berlins Regierende Bürgermeisterin, Franziska Giffey, bereits vor Wochen vorgeschlagen hat.

Taxi als Massenverkehrsmittel

Eine ganz neue Idee brachte dieser Tage der Berliner Mobilitätsforscher und Professor an der Technischen Universität Andreas Knie hervor. Im Anschluss an das 9-Euro-Ticket sollte es ein bundesweites Ticket für 29 Euro geben. Auch die sogenannte letzte Meile sollte enthalten sein, also eine Flatrate auf das Taxi, mit dem man von zu Hause bis zur Starthaltestelle und schließlich bis zum genauen Ziel reisen kann. Das forderte der Soziologe im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Das Taxi muss zum Massenverkehrsmittel werden und das kann es auch“, sagte Knie. Denn Linienbusse im getakteten Verkehr kämen in ländlichen Regionen in der Autogesellschaft nicht mehr hinterher. Sie würden nur noch in Ballungsräumen, nicht aber in kleineren Städten funktionieren. Mit dem „Pool-Taxi“ könnten die ländlichen Räume besser und preiswerter erschlossen werden. Im Interview mit dem „Berliner Kurier“ rechnete Knie das einmal durch: Ein Taxi-Kilometer koste etwa zwei Euro, der Bus-Kilometer sei mit 3,50 Euro viel teurer und würde sich nur rechnen, wenn der Bus voller wäre. Besonders im ländlichen Raum fahren Busse häufig leer durch die Gegend.

Privates Auto stehen lassen

Für zersiedelte Gegenden, wie es sie in Deutschland zuhauf gibt, könnte das 29-Euro-Ticket mit Taxi-Flatrate tatsächlich eine Alternative sein, damit das private Auto stehen bleibt. Gut daran wäre immerhin, dass ein Taxi den ganzen Tag unterwegs und damit beschäftigt ist, Passagiere zu befördern. Ein privates Auto dagegen fährt meist seinen Besitzer zur Arbeit und steht ansonsten 23 von 24 Stunden am Tag parkend rum und blockiert Straßen.

In Berlin funktionieren Busse, besonders in der Innenstadt, jedoch immer noch sehr gut. Tagsüber sind sie meist übervoll und auch nachts gut belegt. Haltestellen haben Berliner aus dem inneren Ring oft in direkter Nähe zu ihrer Haustür. Würden Busse mit der Taxi-Flatrate im Berliner Kern also an Attraktivität verlieren? Für Bewohner der Außenbezirke klingt die Idee von Andreas Knie sicherlich verlockend. Denn in Lichtenrade, Mariendorf, Staaken und Buckow zum Beispiel ist die „letzte Meile“ oft der Grund, nicht die Öffis, sondern das eigene Auto zu nutzen.

Was meinen Sie, liebe Leserinnen und Leser? Brauchen wir in Berlin eine Günstig-Tickets mit Flatrate fürs Taxi als Anschlusslösung für das Neun-Euro-Ticket? Nehmen Sie an unserer Umfrage der Woche teil! Sie finden das Feld zum Abstimmen in der rechten Menüleiste auf unserer Website.

Text: Sara Klinke