Ein Schild in einem Wald in Müllrose warnt vor Zecken.
Ein Schild in einem Wald in Müllrose warnt vor Zecken. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB

Sie sind klein, lästig, teils gefährlich und schon aktiv: In Brandenburg hat die Zeckensaison begonnen. Derzeit gibt es zugleich gute und schlechte Bedingungen für den gemeinen Holzbock, der am häufigsten vorkommt: Im März gab es viele Sonnenstunden. Diese Zeckenart liebt die Wärme und wird bereits aktiv bei einer Lufttemperatur von etwa acht Grad, wie Christine Klaus, Fachtierärztin für Mikrobiologie und Parasitologie am Friedrich-Loeffler-Institut in Jena berichtete.

Die anhaltende Wärme in Brandenburg sei für die Zeckenaktivität außerordentlich günstig. Dagegen sei die große Trockenheit ihr Feind Nummer 1. Zecken brauchten eine bestimmte Luftfeuchtigkeit, so die Wissenschaftlerin.

Klaus räumt zugleich mit der Mär auf, dass Zecken vor allem auf Wiesen vorkommen. Im Wald gebe es pro Quadratmeter doppelt so viele Zecken, vor allem in Laub- und Mischwäldern, wie sie und ihre Kollegen nach Untersuchungen festgestellt haben. In Nadelwäldern sei der Untergrund für die Tiere einfach zu trocken.

Nur ein Teil der Zecken sind infektiös

Eine Borreliose, die durch Bakterien – die Borrelien – übertragen wird, kann man sich grundsätzlich überall in Deutschland durch einen Zeckenstich einfangen, sagte Klaus. Sie berichtete von Untersuchungen, wonach die Verbreitung der Borrelien in den Zecken sehr unterschiedlich ist. Es gebe Gegenden, wo die Borrelienanzahl in den Tieren unter fünf Prozent liege.

In anderen Gebieten könnten jedoch bis zur Hälfte der Zecken mit Borrelien infiziert sein. Gegen diese Bakterien gebe es für Menschen keine Impfstoffe. Borreliose kann aber antibiotisch behandelt werden.


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Die gute Nachricht sei aber, dass die Übertragungszeit der Bakterien mit 12 bis 24 Stunden etwas länger dauere. In dieser Zeit könne man sich gründlich nach Zecken absuchen – auch Stellen hinter den Ohren oder an den Zehen suche sich der Blutsauger. Zecken wanderten an Stellen, wo sie sich ungestört fühlten, erklärte die Wissenschaftlerin. Zeitiges Entfernen sei also enorm wichtig.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden in Brandenburg bislang 48 Borreliose-Fälle registriert. Im vergangenen Jahr waren es 1396 Fälle, 2020 sogar 1680.

Die Tiere, die zu den Milben zählen, nehmen der Forscherin zufolge Bewegungen, Wärme und Ausdünstungen wahr. Diese Kombination locke sie an. Zecken am Körper merke man meist nicht, weil sie sehr klein seien. Wenn eine Zecke eine Stelle gefunden habe, steche sie zu, sondere eine Art Betäubungsmittel ab und zementiere das mit einem Sekret, um mit dem Wirt fest verbunden zu sein. Dieser «Zement» löse sich, wenn die Zecke ihre Blutmahlzeit eingenommen habe.

Anders sieht das bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) aus – eine Krankheit, die durch Viren übertragen wird. Da sich das Virus in den Speicheldrüsen befinde, werde es sofort übertragen, sagt Klaus. Für die FSME gebe es einen wirksamen Impfstoff und man sei damit immun, so die Forscherin. Die Impfung sei daher eine gute Vorsorgemaßnahme, um das Risiko einer FSME-Erkrankung nach einem Zeckenstich zu verringern. In regelmäßigen Abständen müsse die Impfung für Kinder und Erwachsene aber aufgefrischt werden.

Mehrzahl der Fälle tritt in Süddeutschland auf

80 bis 90 Prozent der FSME-Fälle treten Klaus zufolge in Süddeutschland, vor allem in Bayern und Baden-Württemberg auf. Je südlicher man reise, etwa nach Tschechien, Österreich oder in die Schweiz, umso häufiger treten Fälle von FSME auf. Untersuchungen hätten ergeben, dass selbst auf einer Höhe von über 1500 Metern FSME-Viren nachgewiesen wurden, berichtete Klaus.

In Deutschland führe ein geringer Teil der Fälle zu schweren Erkrankungen, in seltenen Einzelfällen zum Tod. Die Wissenschaftlerin riet allen, die sich gern im Freien aufhalten und in den Süden in FSME-Risikogebiete reisen, sich impfen zu lassen.

Text: dpa