Ein Taböett mit einem beschriebenen Zettel
Ein Tablett voller guter Vorsätze. Bild: Imago/Christian Ohde

Für viele Menschen ist es ein liebgewordenes Ritual, sich in der Silvesternacht ein paar gute Vorsätze fürs neue Jahr zu gönnen. Doch meistens hapert es an der Umsetzung.

Er ist ein unsichtbarer und zugleich ziemlich fieser Schwerenöter. Er verhindert, dass Menschen mit dem Rauchen aufhören, weniger Alkohol trinken, dass sie häufiger Sport treiben oder statt Süßigkeiten mehr Obst und Gemüse essen. Der innere Schweinehund, so heißt dieser finstere Geselle, kommt uns ausgerechnet immer dann in die Quere, wenn es darum geht, gute Vorsätze endlich Realität werden zu lassen.

Konkrete Ziele

Trotzdem sind all jene Zeitgenossen in der Mehrheit, die glauben, den inneren Schweinehund überwinden zu können und sich Jahr für Jahr gute Vorsätze ausdenken. Dies ist per se auch gar nicht schlecht, denn wenn man sich etwas für die Zukunft vornimmt, dann glaubt man an die eigenen Fähigkeiten, sich weiter entwickeln zu können. Pläne und Ziele zu haben, ist großartig. Sie motivieren, etwas zu erreichen. Die eigentliche Frage ist: Wir können wir Vorsätze so fassen, dass sie erreichbar werden?

 

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Sehr wichtig sei, so die Bremer Gesundheitspsychologin Sonia Lippke, die Ziele sehr konkret zu setzen und den Weg dahin gleich mit zu formulieren. Beispiel Gewicht: Das Ziel, zehn Kilogramm abzuspecken, ist zwar konkret, „aber es ist überhaupt nicht konkret, wie das inhaltlich gehen soll“, so Lippke. Besser sei etwa folgender Plan: „Ich esse häufiger Obst und Gemüse und nehme mir vor, dienstags und donnerstags joggen zu gehen.“

Richtige Wahl

Dass Allerwichtigste bei guten Vorsätzen sei, so die Psychologin, „dass man eine gewisse Zeit durchhält“. Denn dass Gewohnheiten nur schwer abzulegen sind, sei längst auch wissenschaftlich erwiesen. Wer nach zwei, besser nach vier Wochen feststellt, dass er in schöner Wiederkehr an den guten Vorsätzen scheitert, müsse nachjustieren. „Dann muss man umstellen auf etwas anderes, das besser zu einem passt“, sagt Sonia Lippke. Die richtige Wahl des Vorhabens kann genau jene Kraft freisetzen, die man braucht, um Vorsätze einzulösen, rät der Münsteraner Psychologe Meinald Thielsch, „Es sollte mir ein bisschen Spaß machen und ein realistisches Ziel sein.“ Außerdem helfe es, fest zu planen – mit konkreten Daten im Kalender etwa. Dann klappe die Umsetzung sehr viel besser.

Schlechtes Gewissen

Inzwischen gibt es Untersuchungen darüber, wie häufig Pläne über Bord geworfen werden, die in der Silvesternacht geschmiedet wurden. „Es gibt Studien, die von drei von vier Personen sprechen oder sogar noch mehr“, sagt Sonia Lippke. Ihr Kollege Thielsch hat drei Studien zum Thema veröffentlicht und dafür bis zu 1.400 Menschen befragt. Ein Ergebnis: Mehr als 40 Prozent derer, die sich nichts vornehmen, sind mit sich zufrieden: Was nichts anderes heißt, als dass sie ihren inneren Schweinehund im Griff haben.

Und was im Idealfall gilt – dass ein erreichtes Ziel glücklich macht, gilt umgekehrt allerdings auch. So gab es in den Studien nicht wenige Personen, die sich nichts mehr vornehmen, weil sie sich vor dem Scheitern fürchten. Und noch ein Fakt ist der Feind jedes noch so tollen Planes: Wenn nämlich ein guter Vorsatz nur gefasst wird, um das schlechte Gewissen zu beruhigen. Dann lieber den inneren Schweinehund nehmen und mit ihm eine ausgiebige Runde Gassi gehen. Frische Luft und Bewegung sind ja auch gesund.

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Text: Redaktion