In Berlin gibt es etliche nichtkommerzielle Winterspielplätze, in denen die ganz Kleinen herumtoben können.
Kleine Kinder wollen Rabatz! Ihre Bewegungs- und Spiellust macht weder vor zu kleinen Wohnungen noch vor der kalten Jahreszeit halt. Wie gut, dass vor 30 Jahren in Berlin Winterspielplätze erfunden wurden.
Kahle Straßenbäume, nasse Bürgersteige, Spielplätze und Parks. Und diese Dunkelheit: So sieht er aus, der Berliner Winter. Auch das Wochenende ist nicht viel besser. Das, was Kleinkinder am liebsten machen – Herumtollen und -kugeln – führt bei dieser Witterung dazu, dass sie sich nach kurzer Zeit eingematscht haben. Auch Pastor Andreas Berthold, im Jahr 1994 Vater einer kleinen Tochter, vermisste damals ab Oktober das sommerliche Zusammensein von Familien auf Berlins Spielplätzen: Die Eltern entspannen auf Bänken rund um Sandkästen, während die Kleinen sich austoben, Freundschaften schließen – und später wunderbar müde sind.
Deutschlands erster Winterspielplatz
Berthold überlegte, wie er diese zwanglosen Zusammenkünfte in die kalte Jahreszeit transferieren könnte. Und er hatte eine Idee: Ein knapp 250 Quadratmeter großer, beheizbarer Kellerraum in der damaligen Kreuzberger Niederlassung der Berliner Stadtmission, wo der Theologe tätig war, könnte über den Winter als wettergeschützter Familientreffpunkt ausgebaut werden. Mit alten Sofas, wärmedämmendem Teppichboden, Bobbycars und riesigen Plüschwürfeln zum Bauen und Klettern: Deutschlands erster Winterspielplatz war geboren – ein Konzept, das 2024 seinen 30. Geburtstag feiert.
Die Kunde von dem besonderen Ort sprach sich schnell herum. Nicht nur Familien aus Kreuzberg, Neukölln oder Schöneberg kamen an den bis zu vier Wochentagen, an denen der Winterspielplatz jeweils für einige Stunden geöffnet hatte. Es reisten auch Familien von noch weiter her an. Im Gegensatz zu kommerziellen Indoor-Spielplätzen, die damals in Berlin ebenfalls recht neu waren, war und ist der Eintritt zu Winterspielplätzen frei.
„Der Begriff Winterspielplatz ist geschützt“, sagt Barbara Breuer, Pressesprecherin der Berliner Stadtmission, „um kommerziellen Missbrauch auszuschließen.“ Die mit dem Ausdruck „Winterspielplatz“ einhergehende Assoziation für ein niedrigschwelliges Flair, Zugewandtheit und eine familiäre Atmosphäre soll nicht als Label für monetäre Interessen gekapert werden können. Ohnehin unterscheiden sich Winterspiel- von Indoor-Spielplätzen eklatant: Während erstere eine Art vergrößertes Wohnzimmer und in der Regel nur für Kinder bis maximal sechs Jahren bestimmt sind, bieten letztere großformatige Erlebnis- und Tobewelten auch für größere Kinder.
Auspowern im Trockenen und Warmen
Auf dem Trockenen sitzt man aber auch in den derzeit drei Winterspielplätzen der Berliner Stadtmission in Tegel, Wedding und in Friedrichshain nicht: Überall gibt es eine Tee- oder Kaffeeküche, manche Eltern bringen Kekse oder Kuchen mit. Ein Gemeinsinn, ohne den solche unkommerziellen Treffpunkte nicht funktionieren würden. Was auch andere Organisationen oder Familienzentren bestätigen würden, die sich ebenfalls vom Konzept des Winterspielplatzes haben inspirieren lassen. Und die sich über Geld- und Sachspenden sowie über ehrenamtliche Mitarbeit stets freuen.
Besonders viel Platz für kleine Kinder, sich auszupowern, bietet darüber hinaus der Verein Sportkinder Berlin. In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt Steglitz-Zehlendorf entwickelte man 2018 das Projekt „Bewegter Winter“. Heißt: Ausgewählte Schulen in Lichterfelde, Steglitz, Lankwitz und Zehlendorf öffnen für Kinder von eins bis sechs Jahren samstags oder sonntags ihre Turnhallen. Trainer des Vereins präparieren die Räume zuvor mit Matten. Hindernissen und Klettermöglichkeiten machen den Kids Lust auf Bewegungsspiele. Es sind Angebote, die genauso offen und unabhängig von einer Vereinsmitgliedschaft sind wie die Winterspielplatzangebote der Berliner Stadtmission und von anderen kirchlichen Trägern: Eine Zugehörigkeit zum Christentum oder ein sonstiges Glaubensbekenntnis ist für das Vergnügen nicht nötig.
Winterspielplätze der Berliner Stadtmission
Der kirchliche Verein hat finanzschwache Familien mit Kindern bis 6 Jahren im Blick, darunter Alleinerziehende.
Gemeinde Frankfurter Allee
Frankfurter Allee 96, Friedrichsh., Di, Mi, Do 16–18 Uhr, Spende willkommen
Gemeinde Tegel
Billerbecker Weg 112–114, Tegel, Di 16–18 Uhr (f. Kinder bis max. 5 Jahre), Nov.– Apr. auch Fr 15–18 Uhr (bis max. 6 J.), Spende willk.
Gemeinde Wedding
Stettiner Str. 45, Wedding (Nov.–Mrz.), Do 15.30–18.30 Uhr, Spende erbeten
Winterspielplatz der EFG Lichtenberg
In drei Räumen können Kinder bis 6 Jahre spielen, basteln oder sich vorlesen lassen. Highlight ist die Hüpfburg mit Rutsche im Kirchensaal. Die erwachsenen Begleitpersonen tauschen sich im Café aus.
Im Gemeindehaus Treffpunkt Heinrichstraße
Heinrichstr. 31, Lichtenberg, Mo–Do 14.30–18 Uhr, Spende: 1 Euro/Pers.
Spiel und Bewegung im Winter
Im Familienzentrum Zukunftshaus locken ein Bewegungsparcours sowie Spielfahrzeuge und Bälle Kinder bis 6 Jahre. Musische Naturen nehmen an Singspielen teil. Einlass-Stopp bei zuviel Andrang.
Im Familienzentrum Zukunftshaus
Wedding Müllerstr. 56–58, Wedding, Do 15.30–18 Uhr (Okt.– Mrz.)
Bewegter Winter
Damit Kinder bis 6 Jahre sich körperlich ausprobieren können, werden in Turnhallen Matten, Hindernisse und Klettermöglichkeiten aufgebaut. Nur eine erwachsene Bezugsperson, Essen und Trinken ist in den Hallen verboten. Man freut sich über Spenden.
Giesensdorfer-Grundschule
Ostpreußendamm 63, Lichterfelde, Sa stdl. v. 14–17 Uhr
Helene-Lange-Schule
Lauenburger Str. 110, Steglitz, Sa stdl. v. 14–17 Uhr
Alt-Lankwitzer-Grundschule
Schulstr. 17, Lankwitz, So stdl. v. 14–17 Uhr
Schweizerhof-Grundschule
Teltower Damm 123, Zehlendorf, So stdl. v. 14–17 Uhr
Bewegen & basteln
Das Familienzentrum Mitte bietet für Familien mit Kindern von 5 bis 6 Jahren einen Bewegungs- und einen Kreativraum sowie eine Cafeteria. Eltern sollten sich hier als Mitspieler verstehen.
Familienzentrum am Nauener Platz
Schulstr. 101, Wedding, Fr 15.30–17.30 Uhr (Januar bis März)
Zwischen Spielmaterialien und Bewegungselementen wuseln hier kleine Kinder bis 4 Jahre.
Stadtteilzentrum Weißensee
Pistoriusstr. 23, Weißensee, Mo 15.30–18 Uhr
Text: EA