Ein Kommentar von Ulf Teichert
Wer die Verlautbarungen des Senats in Sachen Mobilitätswende liest und sie glaubt, der kommt aus dem Staunen nicht heraus: Da scheint Berlin auf geradem Wege in Richtung Radfahrer- und Fußgänger-Paradies zu sein und könnten Busse, Bahnen und Sharing-Angebote den motorisierten Individualverkehr bald überflüssig machen.
Ernüchterung macht sich immer dann breit, wenn man mal genauer nachfragt. Wie es zum Beispiel die Linken-Abgeordneten Niklas Schenker und Kristian Ronneburg getan haben. Die wollten von der Senatsverkehrsverwaltung wissen, wie es denn um die Fahrradparkhäuser steht, die an wichtigen Bahnhöfen errichtet werden sollen.
Wäre ja auch eine tolle Sache, dieses Bike and Ride: Mit dem Regio oder der S-Bahn bis in die Stadt fahren und von da aus mit dem Fahrrad weiter zur Arbeit. Die Antwort, die aus der Senatsverkehrsverwaltung kam, ist typisch für Berliner Verhältnisse.
So sollte zum Beispiel am Bahnhof Ostkreuz, eine der meistgenutzten Bahnstationen Deutschlands, 2019 mit dem Bau eines Fahrradparkhauses für 460 Velos begonnen werden. Jetzt wird mitgeteilt, dass die Inbetriebnahme voraussichtlich 2028 erfolgen könne, dann aber mit 2.000 Stellplätzen.
Gründe für die Verzögerung gibt es viele. So hat die Deutsche Bahn das Bauland bis heute nicht freigegeben, haben sich die zuständigen Bezirksämter viel Zeit gelassen bei den Planungen für die Bahnhofsvorlätze und es wurde generell am Bedarf vorbei geplant.
Nach Jahren des absehbaren Stillstandes hat eine landeseigene Planungsgesellschaft Berlins Parkhausprojekt übernommen. Über Machbarkeitsstudien für andere Bahnhöfe sind aber auch deren Planer noch nicht hinausgekommen.
Warum überrascht mich das nicht?