Ferien in Zeiten der Preiskrise: So blicken Berliner auf die bevorstehende Tourismussaison.
Glaubt man der größten Reisemesse der Welt, dann sind Luxusreisen zurzeit das große Ding. Auf der diesjährigen Internationalen Tourismus-Börse Berlin bildeten Hochpreis-Angebote erstmalig ein eigenes Segment. Nach dem Ende fast aller Corona-Beschränkungen sind die Gelüste bei vielen Reisefans grenzenlos. Und auch bei den Reiseanbietern, die in diesem Jahr bei den Preisen kräftiger denn je hinlangen. Apropos Preise: Die Inflation und der damit verbundene Teuer-Schock in Deutschland macht es vielen Menschen nahezu unmöglich, Extras wie ausgedehnte Sommerurlaube auch weiterhin zu genießen.
Abstriche geplant
Eine Straßenumfrage hat diese Entwicklung bestätigt. Das „Berliner Abendblatt“ fragte einige Hauptstädter, ob sie sich den Jahresurlaub noch gönnen und wie sehr die Reiselust unter dem Inflationsfrust leidet.
Isabell aus Kreuzberg will zwar auf Urlaub nicht ganz verzichten, doch gestaltet sie die schönste Zeit des Jahres dieses Mal etwas anders: „Normalerweise habe ich mich um diese Zeit oft schon nach Angeboten für den Sommer umgeschaut“, so die 30-Jährige. „Dieses Jahr warte ich aber auf Super-Last-Minute-Offerten.“ Sollte sie da kein günstiges Angebot finden, wolle sie Abstriche machen: „Vielleicht fahre ich dann nur eine Woche anstatt zwei Wochen weg oder bleibe an der deutschen See.“
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Rentner Horst (84) aus Mitte verzichtet dieses Jahr ganz auf eine Urlaubsreise. Während er und seine Partnerin die letzten Jahre immer in den Schwarzwald gefahren sind, soll der Deutschland-Urlaub in diesem Jahr ausfallen. Für den lokalen Tourismus findet er es zwar schade, aber er betont auch: „Viele Leute müssen dieses Jahr etwas sparen und wir haben letztes Jahr schon gesagt, dass es erst mal unsere Abschiedsreise ist.“
Kosten vermeiden
Der Urlaub in der Heimat könnte derzeit für viele Menschen eine echte Alternative werden. Ein teurer Flug kann so vermieden werden. Auch die hohen Spritpreise fallen weniger ins Gewicht. Laut der Deutschen Tourismusanalyse der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen planen mindestens 28 Prozent der Deutschen 2023 eine Urlaubsreise in der Heimat. Rund 65 Prozent der Befragten peilen eine Reise mit mindestens fünf Tagen Aufenthalt an.
Manuela (49) aus Schöneberg bestätigt mit ihren Plänen für den Sommer, dass viele Deutsche den Urlaub im eigenen Land bevorzugen. „Wir fahren seit drei Jahren an die Ostsee“, erzählt sie. „Dieses Jahr ist Usedom geplant, denn bisher waren wir da noch nicht. Da kann man auch gleich einen Kurztrip nach Polen unternehmen.“ Früher seien sie häufiger weggeflogen, sagt Manuela. Inzwischen mache sie mit ihrer Familie gerne Ferien im eigenen Land. Mit dieser Haltung ist die Schönebergerin nicht allein. Das freut heimische Tourismusanbieter. Und ist zugleich das Zeichen einer weltumspannenden Preiskrise.
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Text: js/nm