Zum Internationalen Kindertag am 1. Juni ist für viele Familien wieder Spiel und Spaß angesagt. Bild: Getty Images Plus/iStock/sonsam
Zum Internationalen Kindertag am 1. Juni ist für viele Familien wieder Spiel und Spaß angesagt. Bild: Getty Images Plus/iStock/sonsam

Das ist weltweit einmalig: In Deutschland wird zweimal pro Jahr Kindertag gefeiert. Beim Umgang mit den symbolträchtigen Terminen haben sich verschiedene Traditionen gehalten.

Wie wäre es mit einem „DDR-Süßigkeiten-Paket“? Oder mit einem „Popcornmaker für die Mikrowelle“?

Ein Blick auf die Geschenketipps von Onlinehändlern hat in den letzten Tagen deutlich gemacht, dass es wieder mal einen prominenten Feiertag zu begehen gibt: den Internationalen Kindertag am 1. Juni. Für viele von uns ein willkommener Anlass, den Nachwuchs mit nützlichen oder weniger nützlichen Geschenken oder einem kleinen Ausflug zu erfreuen.

Moment mal: Kindertag? War da was? Viele Berliner Eltern vergessen dieses Datum Jahr für Jahr. Nicht etwa, weil sie Rabeneltern sind, sondern weil sie die Tradition des Kindertages am 1. Juni nie so richtig verinnerlicht haben.

Oft hat es damit zu tun, dass sie nicht in der DDR aufgewachsen und daher auch nicht mit den besonderen Gepflogenheiten an diesem Datum vertraut sind. Der 1. Juni war der „Kampftag für die glückliche und friedliche Zukunft aller Kinder“. Dazu gehörten Sportfeste an Schulen, aber auch Unternehmungen und Geschenke im Kreis der Familie.

Lebendige Tradition

Im Osten Deutschlands wie auch in vielen ehemaligen sozialistischen Ländern ist die Tradition des Kindertages am 1. Juni bis heute sehr lebendig, wenn auch in weniger politisierter, mehr auf Vergnügen und Konsum ausgerichteter Form.

Das Veranstaltungsangebot an diesem Tag scheint den Trend zu bestätigen. Ob die Kindertagsparty im FEZ-Berlin in Köpenick, das Fest zum Weltkindertag in Marzahn oder der Kindertag im Haus Natur und Umwelt in der Wuhlheide: Die meisten prominenten Events starten am 1. Juni in den (ehemaligen) Ost-Bezirken der Stadt.

Dabei sollte nicht vergessen werden, dass Deutschland am 20. September, weltweit einzigartig, ein zweites Mal Kindertag feiert. Dann werden bundesweit Initiativen mit lokalen Demonstrationen, Festen und anderen Veranstaltungen auf die Situation der Kinder und Jugendlichen aufmerksam machen und ihre Anliegen und Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen.

145 Länder machen mit

Im Gegensatz zum 1. Juni ist der Kindertag am 20. September, der seit Jahrzehnten vor allem in den westlichen Bundesländern und in Österreich gepflegt wird, eine Angelegenheit für Kinderrechtsaktivisten, aber kein besonderer Tag im Familienkalender. Das erklärt, warum dieses Datum weitaus weniger Menschen auf dem Schirm haben als den 1. Juni.

Der Kindertag wird übrigens in 145 Staaten der Welt begangen. Dahinter steht das Ziel, auf die besonderen Bedürfnisse der Kinder und die Kinderrechte hinzuweisen. Als die Geburtsstunde des UN-Weltkindertages gilt der 21. September 1954. An diesem Tag empfahlen die Vereinten Nationen ihren Mitgliedsstaaten die Einrichtung eines weltweiten Kindertages.

Ein einheitliches Datum wurde nie festgelegt. Das passt zu der Vorstellung, dass der Einsatz für Kinder ohnehin nicht an einen einzigen Tag im Jahr gekoppelt sein sollte.

Text: Nils Michaelis