Klimaprotest
Aktion der "Letzten Generation" auf der A100. Bild: Letzte Generation

Seit Wochen organisiert die Initiative der „Letzten Generation“ ihre Klimastreikaktionen auf den Auffahrten deutscher Autobahnen. Mitten im Beufsverkehr stoßen ihre Blockaden auf Unverständnis bei den Berufspendlern, Liefer- und Fernfahrern.

Neun Menschen sitzen auf dem Asphalt der Abfahrt der Stadtautobahn in Steglitz. Sie tragen signalfarbene Schutzwesten und vor ihnen reihen sich Hunderte Autos, denen sie den Weg im morgendlichen Berufsverkehr versperren.

Blaulicht und Sirenen kündigen die Ankunft von Polizeifahrzeugen an. Wie auf Kommando zücken die Blockierer mitgebrachte Tuben mit Sekundenkleber, tragen den Klebstoff in die Innenflächen ihrer Hände auf und kleben diese auf der Fahrbahn fest. Die Aktivisten setzen sich auf ihre mitgebrachten Sitzkissen – vorerst geht hier nichts mehr.

Der Berufsverkehr steht, viele Autofahrer steigen aus und sammeln sich allmählich auf der Fahrbahn vor der Reihe der sitzenden Demonstranten. Polizisten versuchen deren Hände mit Pinseln und Lösungsmittel von der Fahrbahn zu lösen.

Blockieren für Klimagerechtigkeit

Geschrei und Empörung macht sich unter den verhinderten Berufspendlern breit. Verständnis für die Motive dieser Demonstration sei da. Aber: Ist die Blockierung einer Autobahn, wie sie in den vergangenen Wochen gleich dutzend Mal in Berlin passierte, wirklich das richtige Mittel, um gegen Lebensmittelverschwendung zu protestieren?

„Der zivile Ungehorsam ist ein Mittel, um auf die Missstände aufmerksam zu machen. Wo geht das besser, als auf deutschen Autobahnen? Die Störungen, die wir verursachen, stehen in keinem Verhältnis zu den Störungen, die uns erwarten, wenn wir jetzt nicht handeln“, sagt Clara Hinrichs, Sprecherin der Protestinitiative „Letzte Generation“, die nach eigenen Angaben aus deutschlandweit circa 250 Menschen besteht und die mit zahlreichen Protesten dieser Art für eine klima- und sozialgerechtere Welt kämpft.

„Unser Protest richtet sich nicht an die Menschen, denen wir hier begegnen – wir wollen uns an die Politik wenden, damit etwas geschieht“, sagt Hinrichs. Diese Zusammenhänge können nur wenige Autofahrer in den Staus begreifen.

Der Gegenprotest

„Warum klebt man sich denn nicht auf eine der Einfahrten zum Bundestag oder vor einer Edekazentrale fest? Dort gehört der Protest doch eher hin“, oder: „Offensichtlich haben die Leute viel Zeit und halten mit diesen Aktionen andere Leute von der Arbeit ab, die mit ihren Steuern deren soziale Hängematte gewährleisten … sensationell“, lauten die Kommentare in den zahlreichen Diskussionen auch in den Sozialen Medien.

„Blockade ist eine inakzeptable Form“

Wenig Verständnis für diese Form des Protestes zeigt auch die Berliner Politik. „Für Klimaschutz und gegen Lebensmittelverschwendung einzutreten, ist legitim. Die Art und Weise, wie das gerade in Berlin geschieht, ist allerdings grenzüberschreitend und nicht zu akzeptieren“, hatte sich bereits die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur vor wenigen Tagen geäußert.

Der Reinickendorfer CDU-Abgeordnete Frank Balzer forderte in seiner Rede zu diesem Thema vor dem Abgeordnetenhaus bereits „vorbeugende Maßnahmen“ gegen weitere Blockaden der Aktivisten und sprach von „Tätern, „Rädelsführern“ und „Gefährdern“, die die Berliner bei ihren Maßnahmen auf den Autobahnen tagtäglich in Geiselhaft nähmen.

Text: Stefan Bartylla