Gedränge am Bahnsteig: Hunderte Menschen aus der Ukraine erreichen Berlin. Bild: Paul Zinken/dpa
Gedränge am Bahnsteig: Hunderte Menschen aus der Ukraine erreichen Berlin. Bild: Paul Zinken/dpa

Erneut sind Hunderte Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine am Berliner Hauptbahnhof angekommen.

Bei der Ankunft von Zügen gab es am Donnerstagmittag zum Teil großes Gedränge auf dem Bahnsteig. Hinweisschilder leiteten die ankommenden Menschen in das erste Untergeschoss des großen Bahnhofes, wo Dutzende Helfer in gelben Westen warteten.

Auf Unterkünfte verteilt

Die Bahn und das DRK hatten Informationsstände aufgebaut. Viele Ukrainer wurden zum Ankunftszentrum in Reinickendorf gefahren, wo sie auf Unterkünfte verteilt wurden. Russisch und ukrainisch sprechende Menschen standen als Dolmetscher bereit.

Im Bahnhof stapelten sich in Kisten und auf Tischen gespendete Lebensmittel wie Brötchen, geschmierte Brote, Müsli- und Schokoriegel, Kuchen, Obst, warme Suppe, Kaffee und Hunderte Wasserflaschen. Helfer verteilten das Essen. An anderen Stellen lagen oder hingen zahlreiche Kleidungsstücke für Erwachsene und Kinder, sortiert nach Geschlechtern und Art der Kleidung. Tische mit Mal- und Bastelsachen standen für Kinder bereit. „Es ist chaotisch, aber wir sind jeden Tag organisierter“, sagte Alina Drokina, eine freiwillige Helferin im Ankunftsbereich.

Keine Lagerkapazitäten

Eine Hilfsorganisation schrieb im Internet: „Liebe Menschen, bringt bitte nichts zum Hauptbahnhof direkt.“ Vor Ort seien keine Lagerkapazitäten, das sei für die tollen Menschen vor Ort nicht zu bewältigen.

Anders als 2015 bei der Ankunft von Tausenden Flüchtlingen im Berliner Lageso, dem Landesamt für Soziales, mussten die Ukrainer auch nicht in Hitze oder Kälte draußen warten, sondern wurden im halbwegs warmen Bahnhof betreut und weitergeleitet.

Flüchtlinge zuhause aufnehmen

Viele Flüchtlinge kommen privat bei Verwandten oder Freunden unter. Es gibt aber auch viele Berliner wie Doro Friedrich und Andreas Waskowski, die bereit sind, Menschen in den eigenen vier Wänden aufzunehmen. „Es ist eine Verpflichtung. Wir haben Platz, also helfen wir“, sagte Waskowski. Weitere Menschen standen im Bahnhof mit selbst geschriebenen Schildern, auf denen Zimmer oder andere Unterkünfte angeboten wurden. Helfer verwiesen auch auf entsprechende Internetseiten.

Zahl der Flüchtlinge steigt

Die Zahl der Flüchtlinge, die in Berlin ankommen, steigt deutlich. Am Mittwoch waren es laut Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) nach vorläufigen Zahlen 1.700, von denen 1.000 in andere Bundesländer gebracht worden seien.

Am Dienstag hatte der Senat 1.400 Menschen untergebracht, am Montag waren es erst 350. „Berlin steht vor einer historischen Herausforderung“, sagte Kipping am Donnerstag im Ausschuss für Integration des Abgeordnetenhauses.

Seit Donnerstag fahren zusätzlich eingesetzte Pendelzüge sechs Mal täglich zwischen Frankfurt (Oder) an der polnischen Grenze und Berlin. „Die eingesetzten Züge können insgesamt rund 5000 Reisende aufnehmen. Damit verdoppelt die DB das Angebot zwischen der polnischen Grenze und Berlin“, so die Bahn.

Bislang kommen die Menschen mit täglich acht internationalen Fernzügen über Frankfurt (Oder) nach Deutschland. Insgesamt können Flüchtlinge laut Bahn in rund 40 internationalen Fernzügen über Polen, Österreich und Tschechien nach Deutschland einreisen.

Bis Berlin, Dresden, Nürnberg und München reicht der ukrainische Pass oder Personalausweis. Für die Weiterreise können Flüchtlinge den Gratisfahrschein „helpukraine“-Ticket erhalten. Ein Drittel aller Flüchtlinge, die Berlin mit dem Zug erreichen, haben dies nach Bahn-Angaben schon genutzt, um weiterzureisen.

Nahe dem Hauptbahnhof demonstrierten rund 5.000 Schüler und andere Menschen nach einem Aufruf der Klimaschutzinitiative Fridays for Future gegen den Krieg Russlands.

Quelle: dpa