In 85 Ländern gibt es bereits Kompensationsregeln für gesetzliche Feiertage, die auf das Wochenende fallen. Bild: IMAGO/blickwinkel
In 85 Ländern gibt es bereits Kompensationsregeln für gesetzliche Feiertage, die auf das Wochenende fallen. Bild: IMAGO/blickwinkel

Für Berliner Arbeitnehmer ist der Blick in den Kalender ernüchternd.

Eine Reihe von gesetzlichen Feiertagen fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag. Ein zusätzlicher Tag für Freizeit, Familie oder Erholung? Häufig Fehlanzeige. So wie kürzlich am 1. Mai.

Politiker von Linken und Grünen sprechen sich dafür aus, Feiertage, die auf einen Sonntag fallen, künftig an anderen Tagen nachzuholen. „Jeder verlorene Feiertag bedeutet mehr Stress und weniger dringend benötigte Erholung von den Belastungen durch die Arbeit und die Pandemie“, so der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion im Bundestag, Jan Korte, gegenüber der „Rheinischen Post“. Die Linke werde parlamentarisch tätig werden, damit künftig keine Feiertage mehr „ausfallen“.

Arbeitssenatorin Katja Kipping (Die Linke) unterstützt die Forderung, Feiertage, die auf einen Sonntag fallen, am darauffolgenden Werktag als Ersatzfeiertag nachzuholen. Es gehe darum, den Beschäftigten damit etwas zurückzugeben, was ihnen durch einen Zufall des Kalenders weggenommen werde, sagte sie dem „Tagesspiegel“.

Viele Vorbilder

Ähnlich äußerte sich die Arbeitsmarktexpertin der Grünen, Beate Müller-Gemmeke. Der „Rheinischen Post“ sagte sie, es sei jetzt an der Zeit, gesellschaftlich darüber zu diskutieren, dass Feiertage, die auf einen Sonntag fallen, nachgeholt werden können. Dies sei bereits in einer ganzen Reihe von Ländern der Fall. Ein Beispiel sei Australien, wo Feiertage am Sonntag automatisch einen freien Montag bedeuten.

Neu ist die Forderung nicht. Besonders laut wurde sie im vergangenen Jahr, als ungewöhnlich viele Feiertage auf ein Wochenende fielen: darunter der 1. Mai, der Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober sowie die Weihnachtsfeiertage. Deswegen hatten sich Politiker verschiedener Parteien im Februar 2021 für Nachholtage ausgesprochen. Die Rede war damals von freien Tagen als „Corona-Bonus“.

Die Linksfraktion im Bundestag hatte bereits vor der Pandemie mehrfach Vorstöße für entsprechende Ausgleichsregelungen unternommen. Bereits im Jahr 2018 wies sie in einem Antrag darauf hin, dass es in mehr als 85 Ländern Kompensationsregelungen für Feiertage gebe, die auf einen Sonntag fallen. In Belgien zum Beispiel bestimmt der Arbeitgeber, an welchem Tag ein Wochenend-Feiertag nachgeholt wird.

Schlusslicht Berlin

Für Berlin wäre ein Nachholen von Feiertagen besonders bedeutsam. Die Hauptstadt gehört zu den Bundesländern mit den wenigsten gesetzlichen Feiertagen. Zehn sind es in diesem Jahr.

Bis zum Jahr 2018 war Berlin mit seinerzeit neun Feiertagen sogar das bundesweite Schlusslicht. Erst die Einführung des Weltfrauentages am 8. März als gesetzlicher Feiertag im Jahr 2019 hob die Metropole auf ein Niveau mit Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und anderen Bundesländern, die nun gemeinsam ganz hinten liegen.

Spitzenreiter sind Bayern und Baden-Württemberg. Dort freut sich die arbeitende Bevölkerung über zwölf gesetzliche Feiertage im Jahr.

Wirtschaftsvertreter äußerten sich schon im vergangenen Jahr kritisch zu einem Nachholen von Feiertagen. Vor allem für den durch die Folgen der Corona-Pandemie ohnehin gebeutelten Handel würden dadurch Nachteile drohen.

Text: Nils Michaelis