ERKUNDUNG Ein Spaziergang von Lichtenberg nach Weißensee – vorbei an fünf Gewässern.
Die Tram M8 hat uns vom S-Bahnhof Landsberger Allee zur Haltestelle Anton-Saefkow-Platz gebracht. Benannt ist der Platz nach dem Widerstandskämpfer, der 1944 von den Nazis hingerichtet wurde. Der Platz, erbaut Anfang der 1970er-Jahre, liegt westlich des Fennpfuhlparks. In der kleinen Fußgängerzone befinden sich Filialen bekannter Ketten, aber auch Skulpturen, Brunnen, ein Schwimmbad, das italienische Restaurant „Marco Polo Due“, die Buchhandlung Petersohn und vieles mehr.
In Fahrtrichtung der M8 führt nach wenigen Metern ein Weg in eine Grünanlage zur Villa am Fennpfuhl. Erbaut 1905, diente sie von 1986 bis 2007 als Standesamt. Heute können hier Familien- und Firmenfeiern abgehalten werden (Tel.: 66 66 52 80). Ein Stück weiter ist schon das Wasser des Fennpfuhls zu erkennen. Um den kleinen See herum erstreckt sich der Fennpfuhlpark mit rund 9,5 Hektar Größe.
Man kann dann den See umrunden, wir aber halten uns links, kommen an einigen künstlerischen Plastiken vorbei und benutzen den kleinen Steg. Dann weiter nach links und geradeaus, bis die Anlage an einem Weg endet. Links führt die Franz-Jacob-Straße nach rechts über die Landsberger Allee, wo die Judith-Auer-Straße beginnt.
Sie endet an der Hohenschönhauser Straße, auf der anderen Seite beginnt der riesige Stadtpark Prenzlauer Berg. Ihn kann man stundenlang erkunden. Wir aber gehen einen kleinen Trampelpfad hoch zu einem befestigten Weg, nach links und über eine Kuppe mit Liegewiesen. Rechts befindet sich ein Spielplatz mit Holzgeräten. Wir gehen den Berg hinunter und an der ersten Gabelung gleich wieder rechts bergab.
Auf die riesige Brauerei folgt das Sportzentrum
Unterhalb des Parks beginnt eine große Fläche mit Kleingartenkolonien. Der Weg führt vom Park weg, vorbei am Restaurant „Die Laube“ und schnurgeradeaus bis zum Weißenseer Weg. Auf der anderen Seite erblickt man das beeindruckende Gebäude der Berliner-Kindl-Schultheiss-Brauerei. Ebenso beeindruckend: zahllose Getränkekisten, die sich auf dem Gelände stapeln.
Die sieht man gut, wenn man den Weißenseer Weg überquert und schräg gegenüber die Fritz-Lesch-Straße betritt. Ab hier wird es sportlich: Wir befinden uns auf dem Gelände des Sportforums Hohenschönhausen, nach dem Olympiapark das zweitgrößte Sport- und Trainingszentrum Berlins. Rechts steht die Lilli-Henoch-Sporthalle mit ihrer besonderen Architektur.
Die Fritz-Lesch-Straße mündet durch eine Gartentür in den Orankeweg. Nach rechts, dann etwas weiter hinten nach links, hinter einem Bach einen Trampelpfad nehmen. Der führt direkt zum Orankesee. An diese Stelle werden wir später zurückkehren, nun aber geht es nach rechts, vorbei an den „Orankesee Terrassen“, ein griechisch angehauchtes Restaurant.
Wir folgen dem Weg am Wasser, der einen Hügel hochführt zur Oberseestraße. Und genau jener Obersee ist jetzt von hier zu sehen. Der Weg führt rechts am Gewässer entlang, vorbei am schmucken Alten Wasserturm bis hin zu jener Stelle, wo der Pfad vom See wegführt hin zur Käthestraße, die nach links in die Oberseestraße mündet. Die Gewässer Oranke- und Obersee haben das Glück, dass sich mit dem Förderverein Obersee & Orankesee e.V. eine rührige Gemeinschaft um sie kümmert.
Ein tolles Angebot findet sich im Internet: Mit dem Smartphone kann man aus 20 Hörrundgängen wählen, die über einzelne Aspekte dieses Naherholungsgebiets erzählen, etwa, wie das sowjetische Sperrgebiet nach dem Zweiten Weltkrieg aussah oder über die Geschichte des Wasserturms (www.hörenschönhausen.de, www.obersee-orankesee.de).
Mies van der Rohe inmitten von Frauennamen
Es geht links weiter durch eine Siedlung, bei der die Straßen Frauennamen tragen. Kurz bevor die Klarastraße rechts abgeht, steht links das Mies-van-der-Rohe-Haus. 1932 beauftragte das Fabrikantenehepaar Lemke den Architekten Mies van der Rohe mit der Planung eines Wohnhauses. Der L-förmige, eingeschossige Bau mit Flachdach wurde das letzte vom Architekten in Deutschland entworfene Wohnhaus vor seiner Emigration 1938.
Bis zum Mauerfall wurde das Gebäude auch als Wäscherei und Kantine für Stasi-Mitarbeiter genutzt. Heute dient das Haus als Ausstellungspavillon für moderne Kunst. Momentan ist hier eine Ausstellung von David Schnell zu sehen (Di-So 11–17 Uhr, Eintritt frei, www.miesvanderrohehaus.de).
Die Klarastraße mündet in die Suermondtstraße. Sie gilt es nun vorsichtig zu überqueren, auch die Gleise in der Straßenmitte. Auf der anderen Seite rechts kommt nach einigen Metern ein kleines Gartentor mit einem Schild, auf dem die Zahl 70 steht. Dies ist der Eingang zum Gelände rund um den Faulen See. Plötzlich steht man buchstäblich im Wald. Einen Hang hinunter an einem Waldspielplatz vorbei beginnt unten ein unbefestigter Weg, auf dem immer wieder der Faule See zu sehen ist, wenn wir ihn nach rechts gehend umrunden.
Die reizvolle Umrundung des Sees endet an der Suermondtstraße. Schräg gegenüber beginnt ein Spazierweg namens Orankestrand, der uns zurückbringt zum Orankesee. Nach einer Linkskurve geht es rechts ab zum Orankeweg. Ihm folgen wir nach rechts, über die Hansastraße hinweg, bis der hübsche Pfad in die Indira-Gandhi-Straße mündet.
Nach rechts sind es nun etwa 500 Meter, und wir haben den letzten See des Ausflugs erreicht. Der Weiße See ist das beliebteste dieser Gewässer und entsprechend bei Spaziergängern gefragt. Wir umrunden ihn links gehend bis zum Strandbad Weißensee. Oben auf der Berliner Allee bringt uns die Tram 4 zum Alexanderplatz.
Die rund zehn Kilometer lassen sich in den diversen Parks beliebig verlängern, für die hier beschriebene Tour sollte man rund 3,5 Stunden einplanen.
Text: Martin Schwarz