Bei schönem Wetter ist der Biergarten Zenner im Treptower Park stets bestens besucht. Foto: IMAGO / Jürgen Held
Bei schönem Wetter ist der Biergarten Zenner im Treptower Park stets bestens besucht. Foto: IMAGO / Jürgen Held

Raus mit Euch, die Biergartensaison ist eröffnet! In vielen Gärten kommen jedoch nicht nur Biertrinker, sondern sogar ganze Familien voll auf ihre Kosten.

Böse Zungen behaupten ja noch immer, der Sommer in Berlin, das sei die Jahreszeit, in der man seinen Grog im Freien trinken kann. Der Berliner an sich ist da viel pragmatischer, wie jeder andere auch sitzt er im Sommer auch gerne mal im Freien, und zwar gerade jetzt – schließlich stehen mit Himmelfahrt und Pfingsten die ersten echten freien Frühlingstage vor der Tür.

Nicht nur die Studenten der nahegelegenen ­Technischen Universität schätzen den idyllischen Schleusenkrug, auch weil er ganzjährig geöffnet ist. Hier hat die Biergartensaison 2023 längst begonnen. Wer es ­etwas fami­lientauglicher mag, der kann am anderen Ende des Tiergartens ins Cafè am Neuen See einkehren. Sobald die Sonne scheint, strömen Menschen aus allen Ecken der Stadt in das Biergarten-Café. Längst gibt es aufgrund des Andrangs mehrere Kassen, Kochstationen und Getränkeausgabestellen, an denen man sich neben Bier auch Leckeres wie Brezeln, Pizza, Weiß- und Bratwürste, Pastagerichte und Leberkäs‘ holen kann. Der zum Restaurant gehörige Ruder- und Tretbootverleih – ein großer Spaß gerade für Kinder! – hat ebenfalls täglich geöffnet.

Von West- bis Ostberlin

Die Loretta-Biergärten waren in den 80er-Jahren Kult in West-Berlin. Übrig geblieben ist die Restauration am Großen Wannsee. Hier treffen hoher gastronomischer Anspruch, echte Brautradition und eine lockere, familiäre ­Atmosphäre aufeinander. Im Loretta am Wannsee kann man an einem schönen Tag zum Getränk die klare Luft im Schatten von Eichenbäumen genießen. Der Hunger lässt sich mit deftiger Küche ­stillen, entweder draußen im Garten, im hauseigenen Restaurant oder in der 2014 erbauten Almhütte. Besonders schön ist ein Besuch im Loretta an einem klaren Abend, wenn die Sonne über dem Wannsee untergeht.

Was dem Westler seine Loretta war, das bedeutete für die Ost-Berliner das Haus Zenner an der Spree. Lange lag das Gelände brach, 2021 ist neues Leben eingezogen, unweit der beliebten Insel der Jugend lockt wieder einer der schönsten Biergärten der Stadt. Tony Ettelt und Sebastian Heil, zuvor vor allem in Clubs im Berliner Nachtleben aktiv, haben hier einen Wein- und Biergarten eröffnet, sukzessive soll ein ganzes Erlebnisareal entstehen. Schon jetzt finden unterschiedliche Events wie Lesungen und Live-Musik statt. Und da hier Anwohner nicht gestört werden können, wird die Öffnungszeit auch gerne mal spontan verlängert.

Mit fast 170 Jahren auf dem ­Buckel gilt der Pratergarten in der Kastanienallee als der älteste unter den schönen Biergärten in Berlin. Hier treffen sich Anwohner, Geschäftsleute, Studenten und Touristen in Prenzlauer Berg. Unter rauschenden Kastanienbäumen wird das süffige Prater Pils aus einer Brauerei in Frankfurt an der Oder ausgeschenkt. Die gute Laune kommt dann ganz von selbst. So schön der Prater auch ist, die Kinder- und Familientauglichkeit ist eher übersichtlich.

Der Biergarten im Zollpackhof bietet einen wunderschönen Blick auf die Spree. Foto: IMAGO/CTK Photo
Der Biergarten des Zollpackhofs ganz in der Nähe vom Bundeskanzleramt. Foto: IMAGO/CTK Photo

Direkt neben einem schön angelegten Kinderspielplatz ­findet sich das Kreuzberger Golgatha. Und der Laden öffnet jeden Tag pünktlich um 9 Uhr. Vom (kleinen) Biergarten samt Dachterrasse ist es nur ein Katzensprung zu den vielen Sehenswürdigkeiten im Viktoriapark: zum Streichelzoo, zum wunderbaren Ausblick von der Spitze des Freiheitsdenkmals und zum plätschernden Wasserfall darunter. Auch sehr gut im Golgatha: die legendäre Grillwurst.

Biergärten in zentraler Lage

Zentral gelegen, relativ neu und total familien- und kindertauglich ist das Restaurant Zollpackhof, das deutsch-österreichisches Essen und bayerische Bierspezialitäten serviert. An schönen Tagen sitzt man hier unter alten Kastanienbäumen und lässt den Blick über die glitzernde Spree hinüber zum Regierungsviertel wandern. Zentral gelegen am Hauptbahnhof, gegenüber dem Kanzleramt, herrscht hier eine Mischung aus bayerischer Gemütlichkeit und Berliner Flair. Zum Getränk werden Weißwürste, Leberkäs‘ und Rollbraten oder Flammkuchen serviert.

Die Gegend um das Gleisdreieck war noch vor 30 Jahren eine der finstersten Ecken West-Berlins mit illegalen Autoschraubern und Schrotthändlern, bei denen man von gebrauchten Küchenherden bis hin zu neuen Waffen fast alles kaufen ­konnte. Heute ist hier ein ­weitläufiger Park voller Sportanlagen und Spielplätzen und der innerstädtische Biergarten mit dem besten Bier: BRLO. Als diese Marke zum ersten Mal durch Berlin schwappte, ­wusste man nicht, was man von der Startup-­Brauerei halten sollte. Trinkt man aber einen ersten kühlen Schluck, ist zu schmecken, dass Handwerk und Herzblut dahinterstecken. Die eigene Brauerei entstand im Jahr 2017 direkt am Park. Seither kann sich der sympathische Restaurant-Biergarten nicht über mangelnden Zulauf beklagen.

Text: (tip)