Ende März bewilligte der Bund Fördermittel für die Beschaffung von 350 Elektrobussen und den Ausbau der Ladeinfrastruktur bis 2025. Bild: IMAGO/Stefan Zeitz
Ende März bewilligte der Bund Fördermittel für die Beschaffung von 350 Elektrobussen und den Ausbau der Ladeinfrastruktur bis 2025. Bild: IMAGO/Stefan Zeitz

Es ist ein ehrgeiziges Ziel: Bis zum Jahr 2030 soll die gesamte Busflotte der BVG elektrifiziert sein. Der auf den Weg gebrachte Kauf von 350 neuen E-Bussen ist eine wichtige Etappe. Experten sind dennoch skeptisch, ob der gesetzlich verankerte Zeitplan zu halten ist.

Bis zum Jahr 2030 müssen sämtliche Busse der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) elektrifiziert sein. So steht es im Berliner Mobilitätsgesetz. Der Senat und die BVG haben die Zielmarke in jüngster Zeit bekräftigt und einige Schritte unternommen, um sich ihr zu nähern.

Ende März bewilligte der Bund Fördermittel für die Beschaffung von 350 Elektrobussen und den Ausbau der Ladeinfrastruktur bis 2025. Damit sei der Kauf von 320 Elektro-Gelenkbussen und 30 Solofahrzeugen in den Jahren 2024 und 2025 gesichert, so die BVG.

Knapp die Hälfte der Fördersumme von 83 Millionen Euro fließt in Ladevorrichtungen. Neben dem Betriebshof Indira-Gandhi-Straße, dem Betriebshof Spandau und dem neuen Betriebshofverbund Süd-Ost sollen weitere Standorte für die Depotladung und Fachwerkstätten entstehen. Außerdem werden im Stadtgebiet 70 Ladestationen verteilt.

Ein Drittel elektrisch

In den Jahren 2022 und 2023 liegt der Fokus auf dem Ausbau der Ladeinfrastruktur. Ende 2025 werde dann mit einer Gesamtzahl von voraussichtlich 578 E-Bussen rund ein Drittel der größten Busflotte Deutschlands elektrisch und lokal emissionsfrei fahren.

Bereits im Dezember hatte die BVG 90 Elektrobusse in Auftrag gegeben. Das erste Fahrzeug soll im Sommer geliefert werden. Ende dieses Jahres soll die Bestellung abgeschlossen sein. Dann würde die BVG 228 Elektrobusse in Betrieb haben.

Auch abseits der Busse setzt die BVG auf mehr Nachhaltigkeit. Auf dem Dach der Betriebswerkstatt der U-Bahn in Grunewald wurde Anfang des Monats eine Photovoltaikanlage errichtet. Den Strom nutzt die BVG für Wartungsarbeiten an den U-Bahnzügen.

Mehr Tempo bei Umrüstung

Die Umrüstung der BVG-Busflotte ist eine Mammutaufgabe. Derzeit sind rund 1.500 Busse des landeseigenen Unternehmens auf Berlins Straßen unterwegs. Die elektrisch betriebenen Eindecker rollen vor allem durch Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg, Pankow und Lichtenberg. Nach der aktuellen Beschaffungsoffensive sollen sie auch in Neukölln, Tempelhof-Schöneberg, Charlottenburg-Wilmersdorf und Steglitz-Zehlendorf eingesetzt werden.

Bettina Jarasch (Grüne), Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, rechnet damit, dass innerhalb der kommenden vier Jahre auch Doppeldecker-Busse Teil der E-Flotte werden.

Danny Freymark, umweltpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, sieht den rot-grün-roten Senat in der Pflicht, bei der Umrüstung der Busse die gesetzlich verankerten Ziele zu erreichen. Die jüngst auf den Weg gebrachte Anschaffung sei zu begrüßen.

Nach 2025 werde es aber mehr Tempo brauchen als bisher, um alle Busse auf alternative Antriebe umzustellen. „Auch die notwendige Ladeinfrastruktur muss rechtzeitig geschaffen werden, um Staus auf den Betriebshöfen und damit Verzögerungen im Fahrplan zu verhindern“, so Freymark.

Weitere Technik einsetzen

Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert mehr Anstrengungen bei der Umrüstung der Busflotte. Bislang sei der Senat seinen Verpflichtungen nur teilweise nachgekommen. Bei der Lieferung von Elektrobussen komme es immer wieder zu Verzögerungen, so DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Daher sollten vorhandene Dieselbusse umweltfreundlich nachgerüstet werden.

Resch fordert zudem, nicht nur auf Elektro-Busse zu setzen: „Wegen unserer erfolgreichen Klage für saubere Luft hat Berlin seinen Luftreinhalteplan fortgeschrieben, der auch eine Reduktion der Luftschadstoffe aus dem Busverkehr vorsieht. Dafür ist eine Elektrifizierung nicht notwendig. Es reicht, die bestehende Dieselbusflotte mit Abgasreinigungssystemen nachzurüsten. Diese sind geeignet die Stickoxid-Emissionen um bis zu 95 Prozent zu senken.“

Der Ersatz eines Euro-VI-Dieselbusses durch einen Elektrobus verbessere die Luftqualität nur geringfügig. Mit Blick auf Treibhausgase sei eine beschleunigte Elektrifizierung jedoch notwendig und richtig.

Weniger Autoverkehr

Um diese Emissionen im Verkehrsbereich zu reduzieren müsse zuallererst der private Pkw-Verkehr deutlich reduziert werden. Dafür brauche es einen attraktiven und kostengünstigen öffentlichen Nahverkehr.

Der nötige Ausbau des ÖPNV gehe am schnellsten über den Busverkehr, so Resch. Das bedeute: zusätzliche Buslinien und Haltestellen sowie eine dichtere Taktung des Fahrplans und deutlich mehr Fahrzeuge. Zudem brauche es Angebote wie das „Klimaticket“.

Text: Nils Michaelis