Hertha Stadion
Visualisierung des neuen Hertha-Stadions neben dem alten Olympiastadion. Foto: promo

Ausgerechnet der Sporthauptstadt Berlin fehlen die passenden Fußball-Stadien für ihre ambitionierten Fußball-Vereine.

Hertha BSC hat es tatsächlich noch geschafft: Mit dem 2:0-Auswärtssieg in Hamburg sicherte sich die Alte Dame die Zugehörigkeit im Oberhaus des deutschen Fußballs und sorgte für ein halbwegs versöhnliches Ende dieser Bundesliga-Saison.

Fakt ist dennoch: So unrund es in den zurückliegenden Monaten für die Blau-Weißen aus Charlottenburg sportlich lief, so unbefriedigend ist ihre Situation in Sachen Stadion-Neubau.

Doch da befindet sich Hertha in unguter Gesellschaft. Auch andere Berliner Fußballvereine mit Ambitionen leiden darunter, keine angemessenen Spielstätten zu haben und in dieser Hinsicht vom Senat wenig Unterstützung zu erfahren.

Wieder ausgebremst

Bestes Beispiel: Hertha BSC. Einig sind sich Verein und Senat immerhin, dass das Olympiastadion für stimmungsvollen Bundesliga-Fußball mehr als eine Nummer zu groß ist.

Jüngster Vorschlag von Sportsenatorin Iris Spranger (SPD): ein kompaktes Stadion am Rande des Maifelds. Eine gemeinsame Betreibergesellschaft für das komplette Olympiagelände könnte dafür sorgen, dass Berlin Einnahmeausfälle im Olympia-
stadion nicht allein schultern müsste, so der Vorschlag von Grünen-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Werner Graf.


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Auch er spricht sich für das Areal an der Friedrich-Friesen-Allee aus. Ausgebremst werden der Senat und Hertha, die laut Verein „in guten Gesprächen“ sind, von der Bezirkspolitik in Charlottenburg-Wilmersdorf.

Die lehnt einen Stadionneubau auf dem Olympiagelände kategorisch ab. Lärmbelästigung, die verkehrliche Situation und der Denkmalschutz sprächen dagegen, so Sprangers Parteikollegin Heike Schmitt-Schmelz, ihres Zeichens Bezirksstadträtin für Sport. Der Ausgang dieses Kräftemessens ist ungewiss.

Eigene Konzepte

Nächstes Beispiel: 1. FC Union Berlin. Das Stadion an der Alten Försterei ist längst zu klein. Pläne, es von einer Kapazität von derzeit 20.012 auf 37.000 Zuschauer auszubauen, liegen schon seit Jahren vor – und auf Eis.

Das Problem: die komplett unterdimensionierte verkehrliche Infrastruktur rund um das Stadion. Der Verein selbst unternahm zig Versuche, ein eigenes Verkehrskonzept vorzulegen.


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Am Ende aber mussten die Verantwortlichen einsehen, dass es ohne einen qualifizierten Ausbau des S-Bahnhofs Köpenick nicht gehen wird. Um es kurz zu machen: Nach jahrelangem Streit zwischen dem Land Berlin und der bundeseigenen Deutschen Bahn liegt nun die erforderliche Baugenehmigung vor.

„Die Deutsche Bahn startet im Frühjahr 2023 mit dem Umbau des S-Bahnhofs zum S- und Regionalbahnhof“, heißt es in einer entsprechenden DB-Mitteilung. Mit der Fertigstellung werde für Juli 2027 gerechnet.

Genug Zeit für Union, noch ein bisschen an den Stadionplänen zu feilen. Die Vorhersage hier: Einweihung der neuen Alten Försterei frühestens 2028.

Keine Alternative

Jetzt wird‘s kompliziert, denn es geht um Stadien für jene Fußballvereine, deren Herrenteams vor dem Sprung in die Dritte Liga stehen oder dorthin zurückkehren könnten.

Die Rede ist von Dritte-Liga-Absteiger Viktoria Berlin, von ambitionierten Vereinen wie VSG Altglienicke oder vom aktuellen Regionalligameister BFC Dynamo. Der ist – samt Heimspielstätte – im Sportforum in Hohenschönhausen Zuhause.


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Das unter Denkmalschutz stehende Gelände soll für teuer Geld umfassend saniert werden, die Ertüchtigung des Stadions hin zur Drittligatauglichkeit wird von Seiten des Senats kategorisch abgelehnt.

Als Alternative stünde ja das Cantian-Stadion im Jahn-Sportpark zu Verfügung. Die Herausforderung: Die marode 20.000-Zuschauer-Arena soll abgerissen werden, um hier anschließend eine neue 20.000-Zuschauer-Arena zu errichten.

Ein Architektenwettbewerb dafür wurde jetzt gestartet. Unsere Prognose: Bitte in den nächsten Jahren nicht aufsteigen!

Text: Ulf Teichert