Einmal im Monat setzt sich der Linken-Politiker Dietmar Bartsch in seiner Kolumne "Bartsch Direkt" mit aktuellen Themen auseinander.
Einmal im Monat setzt sich der Linken-Politiker Dietmar Bartsch in seiner Kolumne "Bartsch Direkt" mit aktuellen Themen auseinander.

– Meinung –

Kolumne: Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch über den traurigen Fakt, dass sich immer weniger einen echten Urlaub leisten können und für sie „Balkonien“ zum Normalzustand wird.

Waren Sie dieses Jahr schon im Urlaub, sind vielleicht gerade aus dem Sommerurlaub zurückgekehrt, haben möglicherweise tolle Tage mit den Kindern oder Enkeln verbracht? Urlaub ist etwas Schönes, eine Abwechslung vom oft stressigen Alltag. Einfach raus, etwas anderes erleben, ob nun mit dem Flieger am Mittelmeer oder dem Camper an der Ostsee.

Früher war das weitgehend normal, dass man unterwegs war, zumindest ein paar Tage. Heute ist es fast ein Privileg, nach Corona ist vieles unglaublich teuer geworden. Was mich erschreckt, obwohl es mich angesichts der sozialen Spaltung im Land kaum überrascht: Immer mehr Menschen haben kein Geld für eine Reise – gar keine Reise! Kinder sind besonders betroffen – wie traurig!

Urlaub für alle!

Ich habe Daten abgefragt: Mehr als jeder Fünfte kann sich keine einzige Woche Urlaub im Jahr leisten. Bei Alleinerziehenden ist es fast die Hälfte. „Balkonien“ wird für viele zum Normalzustand. Nun kann auch Urlaub zu Hause entspannend und schön sein, aber sollte es sich nicht jeder und jede leisten können, mal eine Woche rauszukommen? Aktuell, nach zwei Jahren Ampel haben besonders viele Menschen dafür kein Geld.

Urlaub für alle! Das müsste das Ziel von Politik sein. Ich hätte Ideen, was die Bundesregierung tun könnte, damit in den Ferien mehr Kinderaugen strahlen und Familien sich erholen können. Sie müsste die Inflation unter Kontrolle bringen. Energie- und Lebensmittelpreise müssen runter, auch durch Mehrwertsteuersenkungen. Renten müssten höher steigen als die Verteuerung. Die Koalition sollte den bescheidenen Vorschlag der Mindestlohnkommission – 41 Cent mehr – ignorieren und den Mindestlohn gesetzlich auf 14 Euro erhöhen.

Vor allem sollte sie ihren eigenen Koalitionsvertrag achten und eine Kindergrundsicherung auf den Weg bringen, statt auf Kosten der Kinder im Land zu feilschen. Urlaub bliebe teuer und etwas Besonderes, aber er käme für mehr zumindest wieder in den Bereich des Machbaren

Text: Dietmar Bartsch