Welcher Rettungseinsatz ist wirkich nötig und welcher ist es nicht? Bild: Sara Klinke
Welcher Rettungseinsatz ist wirkich nötig und welcher ist es nicht? Bild: Sara Klinke

Unter dem Motto „Dit stinkt mir“ veröffentlichten wir in schöner Unregelmäßigkeit ganz persönliche Meinungen zu aktuellen Themen.

Ein Meinungsbeitrag von Sara Klinke.

An fast jedem einzelnen Tag ist beim Rettungsdienst der Berliner Feuerwehr Ausnahmezustand. Da sind nicht genügend Fahrzeuge, nicht genug Leute. Mehr als oft, also viel zu oft, können Rettungseinsätze nicht innerhalb der sogenannten Hilfsfrist stattfinden. Damit ist der Zeitraum gemeint, in dem die Retter nach Eingang des Notrufes an der Einsatzstelle eintreffen müssen.

Weniger Einsätze durch weniger Notrufe

Was der Senat alles plant, um die völlig überlastete Berliner Feuerwehr wieder zu stärken, lesen Sie in diesem Beitrag. Aber reicht das? Reichen ein paar mehr Fahrzeuge inklusive Personal aus, um diesen Notzustand zu beenden? Oder müssen wir einfach mal bei uns selbst anfangen und uns fragen, ob und wann wir denn wirklich die 112 wählen müssen? Einfach weniger Rettungseinsätze durch weniger Notrufe auslösen? Ja, das könnte helfen.

Rettungswagen sind keine kostenlosen Taxis

Schaffen wir es mit einem schmerzenden Finger, der wohl wahr gebrochen sein könnte, vielleicht selbst ins nächste Krankenhaus? Ist unsere Schnittwunde so schlimm, dass ein RTW ausrücken muss, um uns zur nächsten Rettungsstelle zu kutschieren? Hilft bei unserem Schwindel, den wir bei 35 Grad Celsius im Schatten verspüren, vielleicht eine ordentliche Portion Wasser trinken?

Rettungseinsätze, die keine sind

Chefredakteurin Sara Klinke.
Sara Klinke, Chefredaktion Berliner Abendblatt.

Ich habe einen guten Freund. Der ist einer von denen, die jeden Tag im Rettungsfahrzeug sitzen. Er geht auf dem Zahnfleisch, sagt er. Fährt einen Haufen Rettungseinsätze, die eigentlich keine sind. Während er einem Notruf-Patienten ein Pflaster um den Daumen wickelt und ihn dann zur nächsten Notaufnahme fährt – das Ticket zur Rettungsstelle wird bei jedem 112-Einsatz gratis mitgebucht -, hat er stets im Hinterkopf: Jetzt gerade kann es für einen Menschen in Berlin, der wirklich Rettung braucht, zu spät sein. Mein Freund macht das nicht mehr lange mit, sagt er. Wenn die Menschen nicht endlich anfangen, nachzudenken, bevor sie die 112 wählen.