Wälder dienen nicht nur den Tieren als Lebensraum, sondern auch uns Menschen als Ort zur Erholung und Rohstofflieferant. Zudem reinigen sie unsere Luft, schützen vor Erosion und regulieren den Wasserhaushalt. Doch es steht nicht gut um die Wälder in Berlin und Brandenburg. Die Berliner Forsten wollen aufklären und schützen.
Gerade einmal vier Prozent der Berliner Wälder sind noch vollständig gesund und intakt, so das erschreckende Ergebnis des aktuellen Waldzustandsberichts für Berlin und Brandenburg. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen vom Klimawandel und zu häufigen Dürresommern über Verschmutzung durch den Menschen bis hin zu Schädlingen wie dem Borkenkäfer.
Schon länger Sorgen um den Wald macht sich der studierte Förster Marc Franusch. Er arbeitet bereits seit knapp 35 Jahren bei den Berliner Forsten und ist unter anderem für den Themenbereich „Wald und Gesellschaft“ verantwortlich. Mit seinem Team kümmert er sich zum Beispiel um strategische Fragen der Erholungsnutzung, Bildungsangebote und Partizipation mit dem Fokus Wald.
Die Berliner Forsten sind die Landesforstverwaltung des Landes Berlin. Sie verwalten ein Fläche in Höhe von etwa 29.000 Hektar Wald in Berlin und Brandenburg und stellen damit die größte Stadtforstverwaltung Deutschlands dar.
Der Tag des Waldes
Am 21. März ist der Internationale Tag des Waldes, der Jahr für Jahr unter wechselndem Motto steht. Ein passender Termin, so Marc Franusch, um endlich mal wieder rauszukommen und in die Wälder zu gehen. Rund um den Tag des Waldes organisieren natürlich auch die Berliner Forsten zahlreiche Workshops und weitere Veranstaltungen für Kinder und Erwachsene.
Bereits am 18. März (Samstag) findet das Frühlingsfest in der Revierförsterei Blankenfelde statt. Dort erwarten die Besucher zahlreiche Angebote rund um die Revierförsterei und die Vorstellung der neu gebauten Lehrwerkstatt. Für Familien sollte vor allem das Backen von Stockbrot, Basteln mit Naturmaterialien und Führungen zum Damwildgatter mit Fütterung spannend sein.
Neugier auf den Wald
Aber auch nach dem 21. März gibt es noch zahlreiche Veranstaltungen rund um und vor allem in den Berliner Wäldern. Diese reichen von der Nachtwanderung im Grunewald und Baumpflanzaktionen über den Girls‘ Day bis hin zur Kräuterführung im Briesetal. „Besonders bei den Angeboten unserer neun Waldschulen ist die Nachfrage immens“, sagt Marc Franusch. „Gerade jetzt, wo draußen wieder viel geht und mehr Miteinander möglich ist. Die Nachfrage ist dort riesig, was uns natürlich freut.“
Die Kernzielgruppen dieser Waldschulen sind vor allem Kindergärten und Grundschulen. Doch es kommen auch Jugendliche und ganze Familien, um mehr über die Wälder Berlins zu lernen. Laut Franusch gibt es eine große Neugier auf den Wald, aber ebenso auch ein Erlebnis- und Abenteuerbedürfnis. Zusätzlich zu ihrem Informations- und Bildungsauftrag deckten die Waldschulen daher mit einem umfangreichen Programm eine große Bandbreite an Angeboten ab – und begeistern dabei viele Kinder für den Wald und die lebendige Vielfalt darin.
Die grünen Lungen Berlins
In diesem Jahr steht der Internationale Tag des Waldes unter dem Motto „Wald und Gesundheit“, das vermutlich ganz bewusst doppeldeutig gehalten ist. Denn der Wald ist nicht nur für die Gesundheit von Tier und Mensch von hoher Bedeutung, sondern auch unser Verhalten beeinflusst wiederum den Zustand der grünen Lungen von Berlin und Brandenburg.
„Wir müssen aufpassen, dass der Wald auch noch in 15 und bestenfalls 200 Jahren funktioniert.“
Marc Franusch
Doch laut Franusch hat der Wald, wie auch der Mensch, seine Belastungsgrenzen. „Die Leute gehen eh schon wandern, joggen und Rad fahren“, sagt er, „und natürlich können wir zu vielen Veranstaltungen und Aktivitäten einladen. Aber unsere Herausforderung ist es auch, da immer wieder die Grenzen zu sehen und auch lenkend einzuwirken, damit das alles auch noch in 10, 15 und bestenfalls 200 Jahren funktioniert.“
Der einmal pro Jahr veröffentlichte Waldzustandsbericht für Berlin und Brandenburg zeigt jedoch einen deutlichen Negativtrend auf. Beinah Jahr für Jahr verschlechtert sich der Gesundheitszustand der Berliner Waldbäume, die vor allem an den Folgen von Hitze und Trockenheit leiden.
40 % aller Bäume in Berlin zeigen deutliche Schäden und der Anteil der gesunden Bäume ohne sichtbare Schäden beträgt gerade einmal noch 4 % – im Jahr 2022 waren das so wenig wie noch nie zuvor. Betroffen vom Klimawandel sowie längst nicht mehr ausreichender Regeneration sind inzwischen alle Baumarten.
Zarte Hoffnungen
Dennoch hat Franusch eine „zarte Hoffnung“, dass Trends wie Re-Use und Achtsamkeit auch am Wald nicht spurlos vorbeigehen. „Es ist sogar mehr als Hoffnung, nämlich tatsächlich eine Beobachtung“, ergänzt er. „Ich sehe, dass die Leute mehr und mehr ihr eigenes Verhalten reflektieren. In den Jahren der Pandemie trat das allerdings wieder in den Hintergrund.“
In den Jahren 2020 und 2021 waren laut Franusch so viele Menschen in den Wäldern unterwegs wie nie zuvor. „Das hat uns alle sehr gefreut, doch das hat natürlich auch eine Kehrseite“, sagt er. Gemeint ist der viele Müll, haufenweise, der einfach liegengelassen wurde. „Man musste so manchen Leuten erstmal erklären, dass der Wald nicht der Kudamm oder die Friedrichstraße ist, wo aller paar Meter ein Mülleimer steht.“
Doch auch der Klimawandel und die folgenden Dürresommer machen laut Franusch immer mehr Menschen den schlechten Zustand des Waldes präsent und sie somit auch für die Probleme im Forst sensibler. Klimaschutz ist Waldschutz, sagt Franusch: „Die Berliner Forsten tun alles dafür, dass die grünen Lungen Berlins noch lange atmen.“
Text: Sascha Uhlig