Alltag in Berlin: Jugendliche betrinken sich in der Öffentlichkeit.Bild: IMAGO/Emmanuele Contini
Alltag in Berlin: Jugendliche betrinken sich in der Öffentlichkeit.Bild: IMAGO/Emmanuele Contini

Immer mehr Berliner Jugendliche trinken sich ins Koma. Der Drogenbeauftragte des Bundes fordert eine höhere Altersgrenze beim Alkoholkonsum.

Der neue Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, hat vorgeschlagen, die gesetzliche Altersgrenze für den Erwerb von Alkohol von 16 auf 18 Jahre anzuheben. Zudem gehöre die Regelung, dass Jugendliche ab 14 Jahren in Anwesenheit ihrer Eltern oder Erziehungsberechtigten Bier oder Wein konsumieren dürfen, abgeschafft.

In einem Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“ verwies Blienert auf vielerlei medizinische Gründe. Derzeit liegt in Deutschland das gesetzliche Mindestalter für den Kauf von Bier, Wein und Schaumwein bei 16 Jahren und für Spirituosen bei 18 Jahren.

Mehr Betrunkene beim Arzt

Beim Blick auf die Situation in Berlin kommt man zu dem Schluss, dass Blienerts Forderung berechtigt ist. Offenbar lassen Corona-Pandemie und Lockdowns junge Menschen häufiger zur Flasche greifen.

Laut dem aktuellem Kinder- und Jugendreport der DAK Krankenkasse waren im ersten Jahr der Corona-Pandemie Jugendliche in der Hauptstadt wegen Alkoholmissbrauchs häufiger in ärztlicher Behandlung als im Bundesdurchschnitt. Im Jahr 2020 ist der Anteil junger Menschen im Alter von 15 bis 17 Jahren, die infolge erheblichen Alkoholkonsums in der Hauptstadt ärztlich oder im Krankenhaus behandelt wurden, gegenüber dem Vorjahr um zwölf Prozent angestiegen. Auf Bundesebene ging die Zahl um 28 Prozent zurück.

Kunst gegen Komasaufen

In Berlin ist jetzt eine Aktion angelaufen, um dieser problematischen Tendenz beim Alkoholkonsum zu begegnen. „bunt statt blau – Kunst gegen Komasaufen“: Unter diesem Motto starteten Astrid-Sabine Busse, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie und die DAK Krankenkasse eine gemeinsame Kampagne gegen Alkoholmissbrauch bei Kindern und Jugendlichen.

Gesucht werden die besten Plakatideen von Schülerinnen und Schülern zwischen zwölf und 17 Jahren gegen das sogenannte Rauschtrinken. Einsendeschluss ist dabei der 30. April 2022.

Gesundheit gefährdet

In diesem Jahr unterstützt Busse die DAK-Präventionskampagne erstmals als Schirmherrin. Diese habe durch die Pandemie noch größere Bedeutung erhalten, so die SPD-Politikerin: „Umfragen zeigen, dass einige junge Menschen seit Beginn der Pandemie mehr und regelmäßiger Alkohol trinken. Das ist eine Gefahr für die körperliche und die mentale Gesundheit von jungen Menschen, die noch in der Entwicklung sind. Die Kampagne klärt darüber auf, dass es nicht uncool ist, keinen Alkohol zu trinken.“

Auch Volker Röttsches, Leiter der Landesvertretung der DAK-Gesundheit in Berlin, warnt davor, das Thema auf die leichte Schulter zu nehmen: „Die erneut gestiegenen Zahlen sind alarmierend – das Thema ist nach wie vor brisant. Jedes Kind und jeder Jugendliche mit Alkoholvergiftung ist einer zu viel.“ Schüler sollen offen und ehrlich über das Thema Alkoholmissbrauch aufgeklärt werden.

Text: Nils Michaelis