Die 170 Parkplätze an der Magistrale sind endgültig vom Tisch.
Gut vier Jahre ist es her, dass nach Bürgerbeteiligungen zum Umbau der Karl-Marx-Allee die ersten Ergebnisse präsentiert wurden. Damals gehörte neben der Fahrbahn- und Flächensanierung sowie dem Ausbau breiterer Fahrradwege auch die Wiederherstellung der Parkplätze auf dem Mittelstreifen zum Konzept. Im Oktober vergangenen Jahres wurden diese Planungen des Senats dann allerdings noch einmal überarbeitet. Und zum Unmut vieler Anwohner gab es auf den Visualisierungen statt der vorgesehenen 170 Parkplätze auf dem rund zehn Meter breiten und 800 Meter langen Trennstreifen nur noch eine begrünte Fläche zu entdecken.
Umdenken in Zeiten des Klimawandels
Umwelt- und Verkehrssenatorin Regine Günther (Bündnis 90/Die Grünen) lud am vergangenen Montag zum erneuten Bürgerbeteiligungstermin ins Kino Kosmos ein, um die jüngsten Planänderungen zu erörtern. „Die Karl-Marx-Allee hat eine gesamtstädtische Bedeutung“, erklärte die Verkehrssenatorin vor den rund 300 Bürgern im voll besetzten Kinosaal. „Wir haben im Oktober umgeplant, weil die Klimaveränderungen der vergangenen Jahre ein völliges Umdenken in der Stadtplanung aller Metropolen weltweit zur Folge hatte. Wir brauchen auch in Berlin mehr Grün statt Asphalt im gesamten Stadtgebiet. Und so wollen wir auch die neue Karl-Marx-Allee gestalten“, erläuterte die Senatorin und stellte fest, dass 170 Parkplätze, die zugunsten einer Grünfläche geopfert werden müssten, in diesem Gebiet nur von marginaler Bedeutung seien.
Eine Behauptung, die Stadtentwicklungsstadtrat Ephraim Gothe (SPD) mit beeindruckenden Zahlen belegen konnte: 8.500 Menschen würden in den rund 4.700 Wohnungen im Quartier wohnen. Die 3.500 PKW-Stellplätze, die den Bewohnern zur Verfügung stünden, seien ein hervorragendes Angebot, das in vergleichbaren Citylagen anderer Metropolen nirgendwo zu finden sei. Im Übrigen würde der Wegfall der Parkplätze auf der Mitte der Allee auch für mehr Verkehrssicherheit sorgen. Ein- und ausparkende Fahrzeuge hatten in der Vergangenheit zahlreiche Unfälle zur Folge. Kulturstaatssekretär Gerry Woop (Linke) betonte seine Unterstützung für diese Pläne solange möglichst wenig am eigentlichen „Charakter“ der Straße geändert werde. Schließlich solle auch die Bewerbung der Karl-Marx-Allee zur Auszeichnung als Weltkulturerbe nicht gefährdet werden
Umgestaltung sei alternativlos
Regine Günter ließ an diesem Abend indes keinen Zweifel daran, dass die Entscheidung zugunsten des Grünstreifens als Planungsdetails bereits gefallen ist: „Wir lassen dazu nicht abstimmen. Es war auch zu keinem Zeitpunkt eine Abstimmung geplant“, stellte sie unmissverständlich fest. In der eigentlichen Streckengestaltung plane man nun jeweils vier Meter breite Radwege plus 1,50 Meter breite Schutzstreifen zwischen den Fahrbahnen für den Auto- und den Fahrradverkehr. „Die vorgesehenen zwei Fahrspuren je Fahrtrichtung für Autos werden auch in Zukunft ausreichen“, ergänzte Lutz Adam, Leiter der Tiefbauabteilung der Senatsverwaltung. Derzeit würden täglich rund 30.000 Autos die Karl-Marx-Allee passieren. Bis zum Jahr 2030 rechne man mit einer Reduzierung dieses Verkehrs um rund ein Drittel.
Zügige Umsetzung geplant
Bereits im Juni soll die gesamte Baumaßnahme fertiggestellt sein. „Wir werden mit unserer letzten Bauphase noch vor dem Sommer beginnen. Bis dahin haben wir genügend Zeit, eine endgültige Entscheidung zur detaillierten Ausgestaltung und der Funktion der Flächen zu finden“, erklärte Adam abschließend. Die gesamte Umgestaltung der Karl-Marx-Allee soll insgesamt rund 12,5 Millionen Euro kosten.
Datum: 12. Februar 2020, Text: Stefan Bartylla, Bild/Visualisierung: SenUVK