Ausstellung auf dem Vereinsgelände dokumentiert die Geschichte des Vereins, des Stadtteils und des Stasi-Komplexes.
Zwischen Arbeitsamt, Plattenbauten und dem ehemaligen Stasi-Block befindet sich das Fußballstadion Howoge-Arena “Hans Zoschke”, in dem Lichtenberg 47 seine Heimspiele seit über siebzig Jahren austrägt.
Hier im zweitgrößten reinen Fußballstadion Berlins könnten bis zu 10.000 Zuschauer auf den zahlreichen Stehrängen und wenigen Sitzen Platz finden. Zu den Top-Spielen an den guten Regionalliga-Tagen kommen bis zu 3.000 Menschen, um die Sportler des sympathischen Lichtenberger Traditions-Clubs zu unterstützen. Obwohl in der vierten deutschen Fußballliga Profi-Bedingungen zum Tagesgeschäft gehören sollten, erinnert in diesem Stadion sehr Vieles an die Zeiten, als Fußbälle noch aus Leder und die Torpfosten aus Holz waren.
Die Mitglieder und Sportler des Vereins sind schließlich für ihre geerdete, solide und vor allem familienfreundliche Art bekannt. Die VIP-Area ist hier mit Flatterband gekennzeichnet, die Einlasskontrolleure pflegen das freundschaftliche “Du”, ein Kinderspielplatz sorgt während der Matches auch für gute Laune bei den jüngsten Besuchern und die Bier- und Bratwurstpreise lassen hohe Gewinnspannen kaum vermuten.
Schon zu DDR-Zeiten, als auf dem Sportgelände zwischen Normannen- und Ruschestraße in direkter Nachbarschaft zur riesigen Stasi-Zentrale gekickt wurde, zeichnete sich der Verein durch seine familiäre Verbundenheit aus.
An diese Epoche, als der Alt-Lichtenberger Traditionsverein diese eigene Identität gegenüber den politisch gestrickten Nachbarn bewahren konnte, erinnert jetzt die kleine Openair-Ausstellung “Fußball im Hinterhof der Stasi”, die auf dem Stadiongelände seit Ende November in drei bebilderten Schautafeln zu sehen ist.
“Ab Anfang der siebziger Jahre wurde der Stasi-Gebäudekomplex hier ja riesig ausgebaut und auch unser Vereinsgelände war in dieser Zeit umzäunt worden”, erläutert Ulrich Päckert, der ab 1968 als linker Läufer spielte und auch heute noch im Verein als Mitglied aktiv ist. Mielke selbst habe das Gelände anders nutzen wollen. Allein die Witwe des von den Nazis ermordeten Hans Zoschke, nach dem das Stadion benannt worden war, konnte in höheren Funktionärskreisen dafür sorgen, dass der Sportplatz und auch der Verein von den Stasi-Interessen verschont blieb. Ministerpräsident Otto Grotewohl soll höchstpersönlich dabei eine Rolle gespielt haben…..
“Unser Verein hatte nie etwas mit der Stasi hier zu tun. Der BFC Dynamo, Mielkes Lieblingsclub hatte ja sein großes Trainingsgelände mit allem drum und dran schon woanders bezogen”, erinnert sich Päckert in einigen Passagen an das, was auch auf den Ausstellungstafeln zu lesen ist.
Demnach sollte das Stadion noch einmal in den späten achtziger Jahren der Stasi einverleibt werden – als neue Sportstätte für die 47er war ein Grundstück in Malchow geplant. Die Wende rettete dem Verein schließlich den Clubstandort an der Normannenstraße. Diese und andere Episoden aus den Epochen von Stadtteil und Verein zeigt die kleine Ausstellung, die mit Dokumenten und Zeitzeugenerinnerungen von Altmitgliedern vom Aufarbeitungsverein Bürgerkomitee 15. Januar e.V. in Kooperation mit dem SV Lichtenberg 47 und dem Stasimuseum zusammen gestellt wurde. Zugänglich sind die Schautafeln zu den Öffnungszeiten des Stadions im hinteren Eingangsbereich des Zugangs an der Ruschestraße…
Datum: 7. Dezember 2019, Bild und Text: Stefan Bartylla