Bezirksparlament lehnt Rückstufung zur Stadtstraße ab.
Die Autobahn 103 soll bis auf Weiteres eine Autobahn bleiben. Das hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) auf Initiative der FDP-Fraktion beschlossen. Das Bezirksamt wird aufgefordert, sich eindeutig und auf Dauer zum Erhalt der Westtangente als Bundesautobahn zu bekennen und einseitigen Änderungswünschen entschieden entgegenzutreten.
Unüberlegtes Vorgehen
„Dank unserer Initiative wurde dem einseitigen Beschluss der BVV Tempelhof-Schöneberg, die Westtangente zu einer Stadtstraße mit Radverkehrsanlagen zurück zu stufen, nun unmissverständlich und auf Dauer eine Absage erteilt“, erklärte der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Andreas Thimm. „Ein Rückbau der A103 hätte massive Folgen für die gesamte Verkehrsinfrastruktur nicht nur in unserem Bezirk. Dieses Vorgehen wäre unüberlegt und einzig von Ideologie getrieben.“
Für den Fraktionsvorsitzenden Kay Heinz Ehrhardt zeugt der Beschluss zum Erhalt der A103 auch von den stetig wachsenden Spannungen in der schwarz-grünen Zählgemeinschaft. Während CDU, SPD, FDP und AfD dem Antrag zustimmten, votierten Grüne und Linke dagegen. „Die CDU ringt zunehmend um ihre Eigenständigkeit“, ließ Ehrhardt wissen. „Verkehrspolitischer Vernunft kann man sich nicht auf Dauer verschließen“, so Ehrhardt und Thimm in einer gemeinsamen Erklärung. „Mit weltfremder Ideologie regiert man unseren Bezirk und auch die ganze die Stadt ansonsten zugrunde.“
Mitte Mai hatte die BVV Tempelhof-Schöneberg auf Initiative von Grünen, SPD und Linken den Rückbau der A 103 zu einer Stadtstraße mit Radverkehrsanlagen beschlossen. Begründet wird das Ganze mit einer Frequenz von „nur“ 28.000 Fahrzeugen pro Tag. Das entspreche einer vierspurigen Stadtstraße mittlerer Belastung. Die Senatsverkehrsverwaltung geht hingegen von 64.000 Fahrzeugen aus. Die so gewonnenen Flächen sollen als Bauland für rund 1.500 Wohnungen und Gewerbe dienen. BVV und Bezirksamt in Steglitz-Zehlendorf waren damals nicht informiert, obwohl die Bundesautobahn zu großen Teilen innerhalb des Bezirks liegt.
Platz verschwendet.
Oliver Friederici, CDU-Abgeordneter aus Lankwitz und verkehrspolitischer Sprecher seiner Fraktion im Abgeordnetenhaus, sagte dem RBB seinerzeit, es sei „absurd“, in einer wachsenden Stadt einen Rückbau von Straßen zu fordern. Ähnlich äußerte sich Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski (CDU). Bernd Steinhoff, Fraktionschef der Grünen in der BVV unterstützte die Rückbauforderung aus dem Nachbarbezirk. Die A 103 sei eine „gigantische Platzverschwendung“. An den Enden der vier Kilometer langen Trasse komme es immer wieder zu Staus, weil die Kreuzungen dort weniger leistungsfähig seien. Demnach würde der Verkehr auf einer Stadtstraße, wo langsamer gefahren wird, besser fließen.
Die Autobahn dient nicht nur als Umfahrung der Schloßstraße, sondern ist ein wichtiger Teil des gesamten innerstädtischen Autobahnnetzes. Ein Großteil des täglichen Berufsverkehrs in der Achse Zehlendorf-Neukölln bis Mitte verläuft über sie. Als alternative Route vom Kreuz Schöneberg zur Avus entlastet sie auch die BAB 100 zwischen Tempelhof und dem Autobahndreieck Funkturm. Die 1968 eröffnete „Westtangente“ ist ein Torso einer ab den 1960er-Jahren verfolgten Verbindung zur Autobahn 111 in Reinickendorf. Diese Planung hat der Senat allerdings vor Jahren verworfen.
Datum: 21. November 2019. Text: Redaktion. Bild: imago images/Schöning.