Ausschreibung von S-Bahn-Strecken würde neue Möglichkeiten im Berliner Norden schaffen
Die S-Bahn ist derzeit in aller Munde. Die Öffentlichkeitsarbeit des Verkehrverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) hat im Moment auch alle Hände voll zu tun, um Streckensperrungen zu kommunizieren und Baustellenumfahrungen zu erläutern – bis Anfang November ist schließlich der gesamte östliche Teil des Berliner S-Bahn-Netzes in den Sanierungsmodus versetzt worden.
Neue Sortierung.
Mitten in dieser Mega-Baustellenphase bereitet der Senat auch noch eine Ausschreibung vor, die das gesamte Berliner Schienennetz revolutionieren könnte. Eine Angelegenheit, die die S-Bahn und den VBB gleichermaßen intensiv beschäftigen dürfte. Ziel der neuen Ausschreibung ist es, personelle und infrastrukturelle Engpässe wie die aus dem Jahr 2009 zu vermeiden und für mehr Alternativen und Wettbewerb auf den Gleisen zu sorgen. So sollen für die S-Bahnlinien S5 und S7 sowie für die Nord-Süd-Linien S 1 und S 2 neue Betreiber im anstehenden Vergabeverfahren gefunden werden. Die wären für die Beschaffung und die Instandhaltung oder nur für den Betrieb der einzelnen Linien zuständig.
Enorme Bedeutung.
Das Verfahren ist kompliziert und selbst ein genauer Termin für den Start der Ausschreibungen ist noch unklar, dürfte aber in diesem Jahr noch fallen. Eine für Hohenschönhausen enorme Bedeutung könnte in dieser Neusortierung ein Haltepunkt in Karow erlangen. Mit der Neuausschreibung der genannten Linien wäre hier nämlich der ideale Ort für Werkstatt- und Instandhaltungshallen – vorausgesetzt, man würde die Verbindungen der S-Bahnlinien in Wartenberg auch bis ins nordwestlich gelegene Karow weiterführen.
Die Umsetzung.
Technisch gesehen wäre das kein so großes Problem: Das Gleisbett, welches parallel zur Regionalbahn bereits existiert, war schon Teil der Planungen zu DDR-Zeiten, und an der Schönerlinder Straße im Norden von Pankow könnten solche Hallen auf senatseigenem Gelände errichtet werden.
Politischer Einsatz.
. „Dieser Lückenschluss auf dem mittleren Ring der S-Bahn im Nordosten wäre eine wünschenswerte Erweiterung des Angebotes und würde den Fahrgästen auch eine echte Routenergänzung auf ihren Fahrten in die City bieten“, sagt Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn. Eine Einschätzung, die auch der Hohenschönhausener Abgeordnete des Abgeordnetenhauses Danny Freymark (CDU) teilt. „Alles was aktuell an Diskussionen dazu stattfindet, hilft auch unserer Idee, die S75 nicht nur zu verlängern, sondern auch wieder über die Stadtbahn zu führen“, erklärt der CDU-Politiker, der sich auch für die Weiterführung der Linien in westlicher Richtung einsetzt.
Umstrittene Streckenführung.
Aktuell sei die nördliche Verlängerung der S75 ohnehin in der Planung des VBB für das Jahr 2030 enthalten. „Durch die zusätzliche Anschaffung von S-Bahnen wird auch der Bedarf für Wartungen und Reparaturen größer, so dass die Planungen hier im Berliner Norden nur zu begrüßen sind“, so Freymark. Allein die genaue Linienführung in Richtung Karower Gleiskreuz sei noch umstritten, da man im Bezirk Pankow eine Route über die Sellheimbrücke zur Bucher Straße bevorzuge. „Eine schnelle Umsetzung braucht aber auch zeitnahe politische Entscheidungen“, so Freymark, der diese Pläne zur Fortführung der S-Bahnlinien lange vor der Neuausschreibung und den Karower Werkstattplänen in die öffentliche Diskussion gebracht hatte.
Datum: 20. Oktober 2019, Bild und Text: Stefan Bartylla