Verein plant grundlegende Sanierung des Streckennetzes.
Seit 1956 kurvt die Parkeisenbahn durch die Wuhlheide. Insgesamt vier Millionen Fahrgäste nutzten seitdem die Züge auf einer Strecke von derzeit rund 7,5 Kilometern. Im Jahr 2018 war die Parkeisenbahn an 168 Tagen in den wärmeren Jahresmonaten unterwegs. Das Besondere an der Bahn: Sie fährt nicht nur Gäste und Touristen, sondern wird auch zu einem großen Teil von Kindern und Jugendlichen betrieben, die für diese Tätigkeit in Freizeitprojekten sogar ausgebildet werden.
Als Zugschaffner, Schrankenwärter, Aufsichten, Fahrkartenverkäufer oder Zugführer können hier Kinder ab zehn Jahren tätig werden. Die „Karriereleiter“ kann danach für Jugendliche bis zum Lokführer oder Bahnhofsleiter führen. In den vergangenen 63 Jahren haben so über 5.000 junge Menschen beim Betrieb der Parkeisenbahn mitgeholfen – 85 Prozent aller Teilnehmer fanden ihre späteren Berufe tatsächlich bei der Eisenbahn.
Besuch aus Spandau.
„Schon sensationell, was hier seit Jahrzehnten auf die Beine gestellt wird“, findet auch Raed Saleh, der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. Vor wenigen Wochen war der Politiker aus Spandau zum allerersten Mal in der Wuhlheide zu Besuch. Auf Einladung seines Parteikollegen Lars Düsterhöft nutzte Saleh die Gelegenheit zu einer Rundfahrt mit einem der historischen Züge.
Dabei gab es auch Gespräche zur Zukunft der Parkeisenbahn. Die Betreibergesellschaft, die BPE Gmbh, hat im Moment nämlich einige Baustellen auf dem Zettel und braucht dafür finanzielle Hilfe. Nur noch drei von fünf Routen im gesamten Gleisnetz sind derzeit befahrbar: Der Abschnitt am Badesee ist seit 2005 gesperrt – eine rund 55 Meter lange Brücke über einen kleinen Flussarm der Spree kann auf dem Gelände seitdem nicht mehr genutzt werden.
Verrostete Stahlträger müssten ausgetauscht werden, die Gleise verlegt und auch neue Geländer montiert werden. Einige Anläufe zur Sanierung der Brücke scheiterten in den vergangenen zehn Jahren. Saleh versprach, die benötigten Gelder entweder aus dem Wachstumsfonds „Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt“ (SIWA) oder über die Berliner Lottostiftung akquirieren zu wollen. „Die Lottostiftung wäre definitiv die zügigere Variante“, sagte der Sozialdemokrat.
Für die Sanierung der Brücke belaufen sich die geplanten Kosten auf rund 100.000 Euro – die Schwellenausbesserungen auf der Strecke werden noch einmal rund 78.000 Euro kosten. „Die Strecke vom Bahnhof Badesee zum Betriebsbahnhof ist einer unserer schönsten Streckenabschnitte. Wir benötigen sie insbesondere auch bei Großveranstaltungen in der Wuhlheide, da wir ansonsten Probleme haben, alle Fahrgäste zu befördern“, erläuterte dazu Tobias Golla, Pressesprecher der Berliner Parkeisenbahn. Der zweite große Problemfall der kleinen Eisenbahn seien die mangelhaften Möglichkeiten bei der Fahrzeuginstandhaltung. „Wir brauchen unbedingt eine neue Lok- und Wagenhalle, in der die Züge gewartet werden können“, erklärt Golla. Allein mit Baukosten in Höhe von rund 440.000 Euro wird dafür kalkuliert.
Finanzielle Hilfe notwendig.
„Mit den Einnahmen aus dem Fahrkartenverkauf, aus Raumvermietungen und Sonderveranstaltungen können wir die laufenden Kosten gerade so decken“, erklärt Golla die aktuelle Subventionsanfrage beim Senat über insgesamt 700. 000 Euro. Größere Instandhaltungsmaßnahmen an der Infrastruktur und den Fahrzeugen seien schließlich nur mit Unterstützung von Unternehmen oder der öffentlichen Hand zu stemmen. „Wir hoffen, dass die Gelder schnellstmöglich bewilligt werden, so dass wir im nächsten Jahr mit den Planungs- und Bauarbeiten beginnen können“, zeigt sich Golla optimistisch. Das Ziel sei schließlich eine Komplettsanierung im Jahr 2021 zum 65. Geburtstag der Strecke.
Datum 3. Oktober 2019, BIld: Tobias Golla, Text: Stefan Bartylla