Beliebte Bühne geht mit neuem Chef in die Sommer-Saison.
Der Machtkampf ums Monbijoutheater ist entschieden. Wie die Humboldt-Universität, die in diesem Fall als Vermieter der vom Theater genutzten Flächen auftritt, nun mitteilte, hat der bisherige Theaterchef Christian Schulz seinen Rücktritt angekündigt. Der Zuschlag für den Mietvertrag geht an die „Theater an der Museumsinsel gGmbH, die bis zu einem Zerwürfnis vor einigen Wochen noch mit Schulz zusammengearbeitet hatte. „Die Universität hatte zuvor in intensiven Gesprächen wiederholt versucht, zwischen den konkurrierenden Interessenten zu vermitteln“, heißt es in einer entsprechenden Erklärung der Uni. Trotz Unterbreitung verschiedener Lösungsansätze sei es aber zu keiner Übereinkunft mit Schulz gekommen. Zuvor hatte dieser unter anderem angeboten, den Theaterbetrieb in eine gemeinnützige GmbH unter Führung seines Vertrauten Roger Jahnke zu übergeben. Erst im Januar wurde ihm seitens des Bezirksamts die jährliche Sondergenehmigung für das Theater im Monbijoupark entzogen.
Gehäufte Beschwerden
Dem vorausgegangen waren Beschwerden von Anwohnern und Besuchern des Parks über Lärm und Dreck durch das Theater und das dazugehörige Gartenlokal. Das Bezirksamt erklärte deshalb, das Theater künftig nur noch an gemeinnützige Träger übergeben zu wollen. Hinter der „Theater an der Museumsinsel gGmbH“, die extra für die Übernahme des Kulturbetriebs gegründet wurde, steht der Bühnenbildner des Monbijou-Theaters, David Regehr. Mit an Bord sollen zudem der Regisseur und Dramaturg Maurici Farré sowie der Ensemble-Sprecher Matthias Horn sein. Farré hatte dem vorigen Theaterdirektor Profitgier, verspätete Gehaltszahlungen und hygienische Mängel vorgeworfen. Schulz wiederum sprach von einer Kampagne gegen ihn, die Vorwürfe seien komplett erfunden. Der Streit eskalierte.
Arbeitsplätze sichern
Das drohende Aus des beliebten freien Theaters hatte Politiker und Kulturliebhaber gleichermaßen beschäftigt. Erst in der vergangenen BVV forderte die CDU-Fraktion das Bezirksamt auf, die Einrichtung samt angeschlossenem Strandbad und immerhin 80 Arbeitsplätzen zu sichern. Nun steht fest, dass es auch im Sommer Aufführungen an der Spree geben wird. Geplant sei demnach in diesem Jahr eine Faust-Inszenierung. Dessen Uraufführung hatte vor 200 Jahren immerhin im ehemaligen Schlösschen Monbijou stattgefunden. Ansonsten bleibt die Bühne seinem Programm treu und wird weiterhin hauptsächlich Shakespeare spielen. Im Winter wird aus dem hölzernen Amphitheater dann wohl wie gewohnt eine Märchenhütte. Das Monbijou-Theater gehört seit knapp 24 Jahren zu den beliebtesten Bühnen der Stadt. Jährlich kommen 100.000 Besucher an die Spree, um Shakespeare und Co. im Open-Air-Theater zu erleben. Die Betreiber benötigen jede Saison eine Ausnahmegenehmigung vom Bezirk, da die Flächen laut einem 14 Jahre alten Bebauungsplan als öffentlicher Park ausgeschrieben sind. Das Theater stand deshalb schon einige Male vor dem möglichen Aus. Jetzt ist es für eine weitere Saison gerettet.
Datum: 4. April 2019, Text: Katja Reichgardt, Bild: imago/Joko