Trotz Baustelle wird ab Ostern sonntags wieder gesungen.
Die sonntägliche Karaoke-Show im Mauerpark kann nun doch noch im Frühjahr starten. Kurzfristig hatten sich Mitarbeiter des Bezirksamtes und der Berliner Wasserbetriebe zu einer Besichtigung im Mauerpark getroffen, um über die Baustelle der Wasserbetriebe im Mauerpark zu reden. Weil dort im Frühjahr Baugruben und Zäune stehen, hatte der Bezirk die Karaoke-Show aus Sicherheitsgründen nicht genehmigt. Doch jetzt soll die Baustelle noch sicherer gemacht werden, haben die Wasserbetriebe versichert. Der Pankower Stadtrat Vollrad Kuhn hat deshalb am Donnerstag entschieden: „Mit Einhaltung dieser Auflagen sollte einer Genehmigung des Karaokes nichts im Wege stehen.“ Nach Bekanntwerden des Verbotes hatten prominente Künstler wie Wladimir Kaminer gegen die Entscheidung des Bezirksamtes protestiert. Auch im Bezirksamt war der Grünen-Stadtrat für seine Entscheidung kritisiert worden.
Etliche Gefahrenstellen
Hintergrund: Seit zehn Jahren lädt der Ire Gareth Lennon unter dem Künstlernamen Joe Hatchiban auf dem früheren Mauerstreifen zur Mitsing-Show ein. Und tausende Besucher, darunter etliche Touristen, machten begeistert mit. 23 Mal im Jahr durfte Hatchiban bisher seine Boxen und das Mikro anschalten. Etliche Videos seiner Show gibt es im Internet zu sehen. Doch in diesem Jahr genehmigt die Bezirksbehörde das Karaoke nicht mehr in gewohnter Weise. Denn die Berliner Wasserbetriebe haben im Mauerpark einen unterirdischen Stauraumkanal errichtet und dafür jetzt 19 Schächte zur Belüftung und für Reinigungsarbeiten angelegt. Stadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) erkennt deswegen „Gefahrenstellen“ wie Bauzäune und Baugruben, die Veranstaltungen wie das Karaoke „bis auf weiteres nicht zulassen“, erklärt Kuhn der Berliner Zeitung. „Frühestens ab dem Sommer 2019“ könnte das Karaoke wieder erlaubt werden. Bisher startete die Show zu Ostern.
Miteinander singen
Die Berliner Wasserbetriebe wollen an dem Verbot nicht schuld sein. „Nur weil wir im Mauerpark bauen, muss das Karaoke nicht verboten werden“, sagt Sprecher Stephan Natz. Besucher seien nicht in Gefahr. „Wir sichern die Schächte mit Bauzäunen.“ Anwohner, Künstler und Politiker protestieren jetzt in Videobotschaften gegen die Entscheidung der Behörde. Schriftsteller und Mauerparkkenner Wladimir Kaminer sagt, vor allem in Zeiten, in denen Europa in Gefahr sei, „brauchen wir Orte, an denen Menschen jenseits der Politik aufeinandertreffen, miteinander reden und miteinander singen. Karaoke ist wichtiger als das Bezirksamt.“
Ziel erreicht
Alexander Puell vom Verein Freunde des Mauerparks forderte von Pankows Bezirksbürgermeister Sören Benn (Die Linke) jetzt, „endlich Farbe zu bekennen“. Puell sagt: „Das Bezirksamt Pankow muss sich entscheiden: Arbeitet es an einer konstruktiven Lösung oder möchte es den Kulturbetrieb im Mauerpark komplett einstellen?“ Bürgermeister Benn sagt der Berliner Zeitung, er werde überprüfen, ob die Entscheidung der Verwaltung so Bestand habe. Sein Ziel sei es, dass das Karaoke auch während der Bauarbeiten genehmigt werde.
Dieser Text entstand mit Unterstützung der Berliner Zeitung.
Datum: 23. März 2019, Text: Stefan Strauß, Bild: imago/Müller-Staufenberg