Müggelturm soll Gegenstück mit gläsernem Skywalk bekommen.
Seit 1961 gibt es die Ausflugsgaststätte Müggelturm mit dem markanten Aussichtsturm auf dem Gipfel des Kleinen Müggelbergs. Über 126 Stufen müssen Besucher steigen, um auf die Aussichtsplattform zu gelangen und die einmalige Fernsicht zu genießen. Das Panorama, das sich dem Betrachter hier bietet, reicht vom Müggelsee bis zum Langen See, vom Museumspark Rüdersdorf bis zum Flughafen Schönefeld, vom Alexanderplatz bis zu den Tropical Islands an der Grenze zum Spreewald.
Barrierefreier Zugang fehlt
Das über viele Jahre geschlossene Gebäudeensembles mit dem Restaurant am Fuße des Turms verfiel über viele Jahre nach der Wende, ehe 2014 der neue Investor Matthias Große mit der denkmalgerechten Sanierung von Lokal und Turm startete und im März 2017 die „Müggelturm-Baude“ im Untergeschoss eröffnete. „Leider haben wir in den vergangenen Jahren festgestellt, dass ein großer Teil der Besucher den Aufstieg auf den Turm gar nicht in Angriff nehmen kann. Senioren, Menschen mit körperlichen Einschränkungen, aber auch Eltern mit Kindern scheuen sich oft vor dem Weg mit den 126 Stufen. Bis zu vierzig Prozent unserer Besucher besteigen den Müggelturm erst gar nicht“, bedauert Investor Matthias Große im Interview mit dem Berliner Abendblatt.
Und damit sich das ändert, hat Große bereits aufsehenerregende Pläne: Ein zweiter Tum mit gleicher Höhe und einem Fahrstuhl soll neben dem Müggelturm gebaut werden. Über einen sogenannten Skywalk, einem gläsernen Übergang zwischen den beiden Türmen, könnten dann Besucher auf die Aussichtsplattform des originalen Müggelturms gelangen. „Barierrefrei und ganz und gar im inklusiven Sinne“, sagt Große, der für den Bau eines solchen Twin Towers mit Kosten in oben angesiedelter sechsstelliger Höhe rechnet. Große weiß, dass Geld kaum das Problem in diesem Projekt darstellen dürfte.
Der Denkmalschutz könnte dem Projekt schon viel eher einen Strich durch die Rechnung machen. „Ich kenne die Ideen von Matthias Große nur aus den Medien und aus anderen Beschreibungen“, sagt Stefan Förster. Der FDP-Politiker im Berliner Abgeordnetenhaus engagiert sich insbesondere für den Denkmalschutz und ist Vorsitzender des Bezirksdenkmalrats. Förster steht dem Projekt sehr kritisch gegenüber. „Wir werden aber tatsächlich erst über dieses Projekt entscheiden können, wenn dem Bezirksamt offizielle Unterlagen, nämlich Bauanträge oder Planungen vorliegen. Das ist bisher nicht der Fall“, sagt Förster.
Per Umfrage mehr Untersützung aktivieren
Große selbst kennt das Problem mit dem Denkmalschutz und startet sein Zwillings-turm-Projekt deshalb auch mit einer eher unkonventionellen Strategie. Per Internetabstimmung auf der Plattform Open Petition sammelt er derzeit Stimmen unter dem Titel „Geplanter Turmneubau zur Sicherung der Barrierefreiheit für die Besucher des Berliner Müggelturmes“. 138 Menschen haben dort für diese Sache bereits gestimmt – 11.000 Befürworter bräuchte Große, damit seine Petition als Quorum beim Senat, dem Bezirksamt und beim Abgeordnetenhaus akzeptiert wird. Der umtriebige Investor ist sich bewusst, dass er für die Realisierung dieses Plans einen langen Atem braucht. „Ich bin Realist: Zehn Jahre kann das schon dauern, bis die Entscheidung zu meinen Gunsten fällt“, sagt er. Sein wichtigstes Argument ist dabei das Recht auf Inklusion. „Natürlich greift hier der Naturschutz und Denkmalschutz. Aber ich denke, dass das Recht auf gesellschaftliche Teilhabe in diesem Fall Vorrang haben wird“, zeigt sich Große zuversichtlich und verweist auf den demografischen Aspekt. „Wir leben in einer immer älter werdenden Gesellschaft. Viele der Senioren, die uns hier besuchen, würden gerne auf den Turm steigen – schaffen dies aber körperlich nicht.“
Datum 26. Februar 2019, Text: Stefan Bartylla, Bild: Berliner Müggelturm UG
https://www.müggelturm.berlin/