Schöneberger Mammutprojekt geht in die heiße Phase – Nachbarn fühlen sich außen vor gelassen.

Jetzt startet der Umbau der ehemaligen Commerzbank-Geschäftsstelle an der Potsdamer-/ Ecke Bülowstraße in die ganz heiße Phase. „Zentrale“ heißt der Neubau des dreiteiligen Gesamtprojektes „Wirtschaftswunder“ der Pecan Development GmbH, das im Jahr 2020 auf der ehemaligen Parkhausfläche des Areals entstehen soll.

Komplette Modernisierung

Der Neubau auf dem Grundstücksteil an der Steinmetzstraße wird sieben Geschosse hoch gebaut und über eine Büromietfläche von rund 7.730 Quadratmetern verfügen. Fertig soll das Projekt Mitte 2020 sein – so der Plan. Die übrigen beiden Projektteile an der Bülowstraße 78 und an der Potsdamer Straße 125 sind bereits entkernt und werden in der Hülle ihrer Bestandsgebäude modernisiert. Das gesamte Areal wird Platz für rund 27.000 Quadratmeter Bürofläche sowie im Eckgebäude an der Potsdamer Straße für rund 3.000 Quadratmeter Einzelhandel und Gastronomie bieten. Grüne Innenhöfe und Dächer, die Integration eines Fahrrad-Konzeptes sowie Elektroladestationen für PKWs haben ihren festen Bestandteil im ökologisch angelegten Konzept. Auch ein erster großer Mieter konnte mit der KWS Saat SE präsentiert werden. Das SDAX-notierte Pflanzenzüchtungsunternehmen wird 8.300 Quadratmeter in den Bürogebäuden mieten und hier 350 Mitarbeiter beschäftigen. Auf ihr kleines Wirtschaftswunder hoffen nun auch die Nachbarn in den Läden. Während zahlreiche Einzelhändler, Galerien und Cafés in den vergangenen Jahr im südlichen Teil der Potsdamer Straße eröffnet haben, herrscht im Abschnitt zwischen Bülow- und Kurfürstenstraße reichlich Nachholbedarf. Insbesondere auf Höhe der Hochbahn hat sich in den vergangenen Jahren nur wenig Positives entwickelt. Für die ehemaligen Räume der Dresdner Bank und auch für die geschlossene Postfiliale konnten bislang keine neuen Mieter gewonnen werden. Und unter der Hochbahnstrecke gibt es soviel Dreck, Müll und Gestank, dass selbst die Parkplätze in dieser verdichteten Gegend leer bleiben.

Zukunftsvision an der Potse

Erhoffte Trendwende

Es werde sich zeigen, ob das neue Projekt in den ehemaligen Commerzbank-Räumen die nötige Laufkundschaft auch für die Nachbarschaft bringe, sagt Regine Wosnitza, Vorsitzende der Interessengemeinschaft Potsdamer Straße. Wichtig sei es jetzt, Kundschaft zu gewinnen, die während oder nach der Arbeit die bereits bestehende Gastronomie nutzt, bei den Nahversorgern einkauft oder sich für das kulturelle Angebot interessiert. „Wir wollen eine Entwicklung, in der Anwohner, Gewerbetreibende und soziale Initiativen partnerschaftlich mit eingebunden werden“, sagt Wosnitza. Das Quartiersmanagement Schöneberger Norden sowie das Bezirksamt hatten versucht, beim Projektentwickler auch Vorschläge zur Integration der Stadtteilbibliothek zu platzieren. „Die zur Verfügung stehende Fläche hätte dafür aber nicht gereicht“, sagt Ute Großmann vom Quartiersmanagement Schöneberger Norden, die die Öffnung des bislang geschlossen wirkenden Immobilienblocks für den Publikumsverkehr am „Wirtschaftswunder“ begrüßt.

Mitreden erwünscht

Allein die Kommunikationsbereitschaft der Projektentwickler scheint in diese Richtung begrenzt. „Den Anwohnern ist klar gesagt worden, dass ihre Meinung zu möglichen Vermietungen in der Erdgeschossfläche nicht erwünscht seien“, erläutert Regine Wosnitza den bisherigen Austausch vor Ort. „Gerade an dieser Ecke wäre eine Fläche interessant, die von hier ansässigen Initiativen und Organisationen betrieben wird. Hier könnten Werkstätten, ein Café, ein Leseraum entstehen – Orte für das Gemeinwohl“, lautet ihr Vorschlag. Zur Zeit gebe es hier lediglich eine Steigerung der Gewerbemieten von bis zu 30 Prozent. Wenn diese Aufwärtsspirale weiter anhält, befürchtet sie die Entstehung einer öden Luxusmeile.

Datum: 02. Februar 2019, Autor: Stefan Bartylla, Bilder: Stefan Bartylla, Pecan