Der legendären Schauspielerin soll eine Straße gewidmet werden
Als „Mutter der Nation“ Käthe Scholz in der TV-Serie „Die Unverbesserlichen“ (1965 bis 1971) schrieb Inge Meysel Fernsehgeschichte. 2004 verstarb sie im Alter von stolzen 94 Jahren in Hamburg. Nun soll sie gewürdigt und in Friedrichshain Namensgeberin für eine Straße werden.
Zwischen Rüdersdorfer Straße, Franz-Mehring-Platz, Straße der Pariser Kommune, Lange Straße und Koppenstraße befindet sich eine Straße, die derzeit weder einen Namen noch Anlieger hat. Die Wohnungen auf der östlichen Seite sind anliegenden Straßen zugeordnet. Auf der westlichen Seite befinden sich eine ehemalige Kaufhalle (Franz-Mehring-Platz 6), eine Kita (Koppenstraße 14 und 15) sowie der Parkplatz des mittlerweile geschlossenen Kaufhofs (Koppenstraße 8, wird vermutet).
Im Hinblick auf die geplante Bebauung des Kaufhof-Parkplatzes mit einem Schul-Neubau und die große Entfernung zur Koppenstraße und zum Franz-Mehring-Platz erscheint es der Grünen-Fraktion sinnvoll, mindestens die Adressen auf der westlichen Seite der zu benennenden Straße zuzuordnen.
Politisch aktiv
Ingeborg Charlotte (Inge) Meysel wurde 1910 in Rixdorf (heute Neukölln) geboren. 1914 zog sie mit ihrer Familie in die Kadiner Straße 2 nach Friedrichshain, wo sie bis 1925 ihre Jugend verbrachte. Hier war ihre Schule (heute die Ludwig-Hoffmann-Grundschule in der Lasdener Straße 21-23). Hier wurde der Grundstein ihrer späteren großen Schauspielkarriere gelegt – mit Vorstellungen im Rose-Theater und Ballettunterricht am Strausberger Platz. Im Arbeiterbezirk Friedrichshain wurde Inge Meysel auch politisiert.
So beendete sie 1925 die Beziehung zu ihrer ersten Liebe „aus politischen Gründen“, weil der Zahnarztsohn deutschnational eingestellt war und das Banner der Republikfeinde trug. Als „Halbjüdin“ von den Nazis mit Auftrittsverboten belegt, ließ sich Inge Meysel 1936 in der Friedrichshainer Lazaruskirche taufen, um sich und ihren Vater zu schützen.
Frau mit Courage
Inge Meysel ist vielen als Volksschauspielerin bekannt, erst am Thalia Theater Hamburg, später dann im Fernsehen. Sie engagierte sich aber auch schon seit der Weimarer Republik politisch, bei den Jungdemokraten und den Jungsozialisten. So setzte sie sich 1925 in einer Rede gegen die Todesstrafe ein. Anfang der 1980er-Jahre war sie Teil einer Initiative prominenter Personen, die sich gegen die Räumung der besetzter Häuser stellte und übernahm die Patenschaft für ein besetztes Haus in Kreuzberg.
1981 lehnte Inge Meysel das Bundesverdienstkreuz ab, weil es keinen Orden wert sei, „dass jemand sein Leben anständig gelebt hat“. „Ihr spätes Outing als Bisexuelle 1994 zeige außerdem, welch Courage sie an den Tag gelegt hat“, heißt es in einer Mitteilung der Grünen. Die Benennung der Straße nach Inge Meysel solle einen Beitrag leisten, dass ungleiche Verhältnis zwischen Männern und Frauen bei den Straßennamen im Bezirk zu verändern.
Datum: 26.10.2018 Text: Sara Klinke Bild: imago/APress