„The Wandering“ im Weißenseer Delphi-Theater
Das ehemalige Stummfilmkino Delphi zeigt noch einmal am 27. Mai, 17 Uhr, und am 6. Juni, 20 Uhr, mit „The Wandering“ eine ganz besondere Art der Oper. Dabei wandeln die Darsteller durch das Publikum wie ein griechischer Chor aus Außenseitern der modernen und der antiken Welt und erzählen Geschichten von den Straßen Berlins.
Die Zuschauer dürfen dabei ruhig das eine oder andere Glas Wein zu sich nehmen, um die Poesie und den berauschenden Geist der Bohemian-Subkultur, nicht nur in der Vergangenheit, zum Leben zu erwecken. „The Wandering“ ist eine Oper als Bewusstseinsstrom basierend auf James Joyces Ulysses. Das Libretto entsteht ausschließlich aus Sätzen der berühmten Vorlage, die wie Teile eines Puzzles entnommen und neu zusammengesetzt werden.
Mit der gleichen Respektlosigkeit wie Joyce die antike Odyssee in eine moderne Reflexion über den Menschen umwandelt, überträgt „The Wandering“ den Ulysses in eine zeitgenössische Berlin-Geschichte – ein Tongedicht über die Wanderung des heutigen Menschen durch das Leben auf der Suche nach Sinn. Musikalisch entfacht „The Wandering“ durch einfache Kontrapunkte und thematische Wiederholungen ein Feuer in der menschlichen Psyche.
Die Oper ist eine Kollaboration zwischen Opéra Ivre (Ken Shakin), der Tacheles Art Academy (Tim Roeloffs, Txus Parras, Anita Greschak) und Per Aspera (Brina Stinehelfer, Theater im Delphi). Stil und Themen speisen sich aus gegenwärtigen und vergangenen Berlin-Referenzen und -Einflüssen. Gemeinsam mit einer Gruppe Außenseitern begeben sich Besucher und Künstler auf einen absurden, interaktiven und bewegenden Abstieg in die Unterwelt, auf die Suche nach Hoffnung, Zufriedenheit und letztendlich nach einem erfüllten Leben.
Datum 26.5.2018 Text: M. Wolf Bild: Tim Roeloffs