Unsere Autorin traf Techno-Star K-Paul auf dem Spielfeld

Als Elf der Familienväter beschreibt Trainer Michael Groth seine Seniorenmannschaft der über 32-Jährigen. In der Landesliga, der zweithöchsten Liga Berlins, kämpfen sie Woche für Woche um den Aufstieg. Einige der Männer seien schon von klein auf bei Sparta. „Obwohl Familie und Job dazugekommen sind, ist der Fußball geblieben“, so Groth.

Vor zehn Jahren zog der Verein vom Ostkreuz in die neugebaute Sportanlage in der Fischerstraße um. Auf dem weitläufigen Rasen trainieren Jung und Alt nebeneinander, Männer und Frauen. Der Sportplatz bietet Platz für circa 1.000 Zuschauer. Eine ganze Menge, würde man meinen. Doch nicht für den Sparta-Senioren-Sturm.

Wer Clubs und Stadien weltweit füllt, ist größeres Publikum gewöhnt: So wie bei Paul und Fritz Kalkbrenner sowie Kai Michael Paul, die das musikalische Herz der Mannschaft sind. Ihre Berühmtheit ändert nichts an der Verbundenheit zu Lichtenberg und vor allem zu Sparta. Im Gegenteil. Nicht nur sportlich, sondern auch finanziell unterstützen sie den Verein, der für die Musiker Heimat bedeutet.

Überzeugendes Gastspiel

„Mittwoch ist mein heiliger Tag. Das weiß auch mein Management. Ich versuche, immer zum Training zu kommen“, so Kai Michael Paul, besser bekannt unter dem Künstlernamen K-Paul. Gemeinsam mit Lexy (Alexander Gerlach) tourt der gebürtige Lichtenberger seit fast 20 Jahren als DJ durch Europa. Wie er zum Fußball kam? Kai zuckt mit den Schultern. Schon als Kind habe er sich für den Sport begeistert. Zu Sparta kam er allerdings erst vor ein paar Jahren. Schuld daran sei sein Musiker-Freund und Teamkollege Paul Kalkbrenner. „Paule hat mich irgendwann mitgenommen.“

Es ist herausfordernd, international berühmter Musiker zu sein und Mannschaftssport zu betreiben. Während die Kalkbrenners nur sporadisch zum Training kommen, wird Kai von seinen Mannschaftskameraden als im positiven Sinne „fußballverrückt“ beschrieben. Seine Prominenz scheint er mit dem Überziehen des rot-weißen Trikots abzulegen. „Für mich ist Fußball ein Ausgleich zur Musik, ein Gefühl von Heimat, Entspannung und Spaß“, sagt Paul.

Groupies sind eine Seltenheit auf dem Sportplatz, statt Autogrammstunden fordert das Elfmeterschießen. „Es sind die einfachen Dinge“, sagt der 44-Jährige und schwärmt von den Bouletten im Vereinsheim, nach dem Training.

Perfektes Hobby

Seit dem Mauerfall vermitteln elektronische Musik und Techno ein Gefühl von Gleichheit, sind sie ein Ausdruck von Trotz, vielleicht sogar von Anarchie. Wie das mit Fußball zusammenpasst? In beiden steckt eine Dynamik der Gemeinsamkeit. Kai identifiziert sich mit der Musik, und mit dem Sport. „Ich wäre auch gerne im Fußball erfolgreich geworden, aber bis zur Nationalmannschaft hätte es nicht gereicht“, sagt er und lacht.

Der DJ ist das perfekte Beispiel dafür, dass sich Hobby und Beruf, Sport und Musik, Fußball und Techno verbinden lassen, ohne zu verschmelzen. Wenn er direkt vom Club auf den Platz kommt, dann sind das „die geilsten Spiele“. Wo er in zehn Jahren ist, weiß er nicht. Er mache natürlich seine Musik weiter. Und Fußball? Das sei keine Frage. „Mein Lieblingsplatz in Berlin ist der Sportplatz von Sparta“, sagt er. So wird der Lichtenberger Club wohl auch noch in ein paar Jahren mit dem musikalischsten Sturm Berlins auflaufen.

Datum: 6. Mai 2018 Text: Christina Lopinski Bild: Stefan Bartylla